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Rat der Künste Düsseldorf kämpft um Erhalt der Künstlersiedlung Golzheim

PRESSEMITTEILUNG: Rat der Künste – Erhalt der Künstlersiedlung Golzheim

Sehr geehrte Damen und Herren,

entsprechend der fundamentalen Funktion von Kultur für eine Stadt tritt der Rat der Künste Düsseldorf für die Stärkung der Kunst und ihre Akteure ein. Aus diesem Grund will der Rat der Künste auch ausdrücklich den Erhalt von erschwinglichem Wohn- und Artbeitsraum der Künstlerinnen und Künstler der Stadt sicher stellen.

Aktuell wird in der Künstlersiedlung Golzheim ein Atelier für einen Quadratmeter Preis von € 14 neu vermietet. Die Eigentümerin der dortigen Ateliers, die Städtische Wohnungsbau Gesellschaft SWD, und das Kulturamt, das die Ateliers vergibt, haben entschieden, dass das Wohnen in der Siedlung bei künftigen Vermietungen ausgeschlossen wird. Hinzu kommt, dass wenn sich kein Künstler finden sollte, der sich diese Miete leisten kann, an andere Berufsgruppen, wie beispielsweise Architekten, Anwälte etc. vermietet werden soll.

Durch die Düsseldorfer Kulturverwaltung werden derzeitig 371 Ateliers an Künstlerinnen und Künstler vermietet. Davon bewirtschaftet sie selbst 133 Ateliers:
68 Ateliers zu einem Mietpreis von 4,00 – 4,92 € pro Quadratmeter,
25 Ateliers zu einem Mietpreis von 3,00 – 3,60 € pro Quadratmeter,
34 Ateliers zu einem Mietpreis von 2,10 – 3,60 € pro Quadratmeter,
3 Ateliers zu einem Mietpreis von 0,00€ bei Verpflichtung zur baulichen Unterhaltung der Gebäude und Außenanlagen durch die Künstlerinnen und Künstler,
3 Ateliers können derzeit wegen Umbaumaßnahmen nicht belegt werden (Wiederbelegung in Kürze).
Es fällt im Vergleich einmal mehr auf, wie stark die SWD-Mietforderung in Höhe von 14 Euro pro qm aus dem Rahmen fällt.

Die Künstlersiedlung Golzheim besteht seit über 80 Jahren. Die Siedlung, in der bis heute mehrere Künstlergenerationen leben und arbeiten, ist einzigartig in ihrer Art. Historisch gewachsen, bietet diese Siedlung ein wichtiges und interessantes Stück Zeit-, Kunst- und Kulturgeschichte in Düsseldorf und NRW. Seit Anbeginn zum Atelierförderprogramm Düsseldorfs gehörend, hat die Golzheimer Siedlung nationale Vorbildfunktion und internationale Wirkung.
Die SWD und das Kulturamt scheinen aus den Augen zu verlieren, dass es sich hier um eine Siedlung und nicht um eine Ateliergemeinschaft handelt.

Inzwischen stellen sich auch die Ratsfraktion der Grünen und die Ratsfraktion CDU gegen das Vorgehen der SWD und des Kulturamts. Das Thema wird am 13. Juni 2019 im Kulturausschuss diskutiert. Informationen hierzu hängen an.

Falls Sie weitere Informationen wünschen, können Sie mich gerne kontaktieren.

Mit freundlichen Grüßen,

Corina Gertz
(Sprecherin des Rats der Künste)

Politische Initiativen Künstlersiedlung Golzheim



Dies ist ein „offener Brief“ des Rats der Künste Düsseldorf – wir, die Redaktion von kunstduesseldorf.de unterstützen hiermit ausdrücklich diese Initiative – die Künstlersiedlung Golzheim ist es wert, in dieser Form erhalten zu bleiben! Wir müssen wieder Dinge möglich machen, statt sie nur noch zu verhindern!

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Fachtagung: „kreatives wachsen lassen“ – Bildung im Schnittfeld Jugend, Schule und Kultur gemeinsam gestalten

Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V.

„kreatives wachsen lassen“ – Bildung im Schnittfeld Jugend, Schule und Kultur gemeinsam gestalten

Wie ist im Zusammenspiel der verschiedenen Bildungsakteure aus Jugendhilfe, Kultur und Schule „kreatives wachsen lassen“ möglich? Dieser Leitfrage widmet sich die Fachtagung der BKJ-Fachstelle Kultur macht Schule am 6. und 7. September 2013 in Leipzig. Ziel ist es, auf dem eingeschlagenen Weg zu einer gemeinsam verantworteten Bildungspraxis und kooperativen Lernkultur ein weiteres Stück voranzukommen.

Den Eröffnungsvortrag wird Michael Wimmer, renommierter und meinungsstarker Leiter von EDUCULT (Wien), zum Thema „Bildungsgerechtigkeit und Inklusion“ halten. Anschließend haben die Teilnehmer/innen Gelegenheit, in Gesprächsrunden und Foren mit geladenen Expert/innen Fragen wie die folgenden zu diskutieren:

• Welche Zutaten und Rahmenbedingungen braucht es, um Herausforderungen wie kulturelle Teilhabe, Bildungsgerechtigkeit und Inklusion nachhaltig mit Leben zu füllen?
• Wie lassen sich Zugänge für bisher wenig beteiligte – auch heterogene – Zielgruppen schaffen?
• Wie müssen Einrichtungsprofile und Angebotsformen kritisch überdacht werden?
• Wie kann eine gemeinsam verantwortete, umfassende Ganztagsbildung unter Einbeziehung formaler, nonformaler und informeller Bildungsorte, -formate und -gelegenheiten erfolgreich gestaltet werden?
• Welche Rolle kommt dabei den unterschiedlichen Ressorts und den Ebenen Bund, Land und Kommune sowie ihrer Vernetzung zu?
• Und welche Bedeutung haben mit Blick auf ganzheitliche Bildungsprozesse die unterschiedlichen Orte und Akteure im Sozialraum?

Als besonderer Höhepunkt findet am Freitagabend die feierliche Verleihung der MIXED UP Kulturpreise durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und das Sächsische Staatsministerium für Kultus (SMK) statt. Sieben modellhafte Kooperationen von Kultur und Schule werden in diesem Rahmen ausgezeichnet und der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Tagung findet in Kooperation mit dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus, der Stadt Leipzig, der LKJ Sachsen und dem Bundesverband Museumspädagogik im Museum der bildenden Künste in Leipzig statt. Eingeladen sind vor allem Fachkräfte aus Kultur, Schule, Jugend- und Sozialarbeit sowie den zuständigen Kommunalverwaltungen, Landes- und Bundesbehörden.

Weitere Informationen und Anmeldung: www.mixed-up-wettbewerb.de

Die bundesweite Fachstelle „Kultur macht Schule“ der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- Jugendbildung e. V. (BKJ) steht für kontinuierliche Qualitätsentwicklung kultureller Bildungsangebote in, an und um Schulen. Sie bündelt und kommuniziert Informationen, Entwicklungen und Impulse rund um die Themen Kooperationen zwischen Kultur und Schule, Kulturelle Bildung in lokalen Bildungslandschaften und Kulturelle Schulentwicklung. Sie betont den Bildungswert von dritten Lernorten neben Schule und Familie und ermöglicht Kulturelle Bildung nachhaltig in Familien, Kindertagesstätten, Schulen, Jugendhilfe und Kulturförderung. Die BKJ ist der Dachverband der Kulturellen Kinder- und Jugendbildung in Deutschland. Sie versteht sich als Sprachrohr der Kulturellen Bildung und vertritt ihre jugend-, bildungs- und kulturpolitischen Interessen. Ziel ist die Weiterentwicklung und Förderung der Kulturellen Bildung: gesellschaftlich sensibel, nachhaltig, möglichst für jeden Menschen zugänglich, von Anfang an und ein Leben lang. Unter dem Dach der BKJ sind 55 Organisationen aus den Bereichen Musik, Spiel, Theater, Tanz, Bildende Kunst, Literatur, Museum, Medien, Zirkus und kulturpädagogische Fortbildung vertreten. Sie ist der zentrale Fachpartner des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

Kontakt:
Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ)
Fachstelle Kultur macht Schule // Ansprechpartnerin: Monika Demler
Küppelstein 34 // 42857 Remscheid
Fon 02191.794-394 // Fax 02191.794-389 // E-Mail info@bkj.de
www.bkj.de // www.mixed-up-wettbewerb.de // www.kultur-macht-schule.de

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NEWS: Bilder von Richter zum Hören beim asphalt-Festival

Atemwende/Unschärfe – ein Klangerlebnis der besonderen Art

Autor: Sven Blatt

Vergangenen Samstag fand im Gebäude der HPZ (Hans-Peter-Zimmer-Stiftung), dem zentralen Austragungsort des asphalt-Festivals die Aufführung der beiden Kompositionen “Atemwende“ bzw. “Unschärfe“ statt. Bei erstem Teil verwendete der Komponist Bojan Vuletic Gedichte von Paul Celan als “Vorlage“ für seine Serie der “Re-composing Art“, bei der “Unschärfe“ standen 8 Gemälde von Gerhard Richter Pate. Die Kompositionen wurden von einem New Yorker Ensemble, bestehend aus dem Trompeter Nate Wooley und dem MIVOS String Quartet (Olivia De Prato, Joshua Modney, Victor Lowrie, Mariel Roberts), vorgetragen.

Da es ein Anliegen der Veranstalter ist, und was wohl für das Festival auch namensgebend war, das ist, den Raum und die Orte einer Stadt in ihr Konzept mit einzubeziehen, also statt eines Festivals, ein Stadtfestival auf die Beine zu stellen. So haben sich die Initiatoren des Festivals mit dem Gebäude der HPZ – einer alten Brotfabrik – bislang vielen besser bekannt unter dem Namen CON-SUM – dann nur folgerichtig für einen Hauptspielort weg von den etablierten Häusern hin zu authentischen Orten der Stadt entschieden. Dieser Ort steht beispielhaft für viele andere Orte der Stadt, die im Wandel der Zeit eine Funktionstransformation erfahren und dadurch auch einen neuen, anderen Lebensraum schaffen.

Asphaltparadies
Treppe zum Aufführungsort

Wer dieses Gefühl etwas aus-
kosten möchte, der sollte etwas früher kommen und das schöne Hinterhofidyll des “asphalt-Paradies(es)“ mit der Möglichkeit zur bodenständigen Verköstigung genießen. Zum Aufführungsraum gelangt man dann “stilgerecht“ über eine Behelfstreppe in Gerüstbauweise.

Die Bühne
Der Raum selbst ist nur Raum: karg, abgebrochene, fehlende Gebäudeteile, Reste einer Deckenverkabelung, einfache Bestuhlung, minimalistische Beleuchtung – man fragt sich unweigerlich, ob vom Abriss bedroht – für eine avantgardistischen Musikinszenierung sicherlich ein möglicher, wenn nicht gar idealer Aufführungsort.


Das Ensemble

Nun zur Aufführung selbst: der erste Teil “Atemwende“ ist besetzt mit Erster und Zweiter Geige (De Prato bzw. Modney), Trompete (Nate Wooley), Bratsche (Lowrie) sowie Cello (Roberts). Beginnt “Atemwende“ zunächst noch zaghaft, mit einem Schlieren, einem Summen, einem An- und Abschwellen und in einer gewissen Harmonie, wird dem Zuhörer ziemlich

Komponist Bojan Vuletic bei der Einführung
schnell vor Ohren geführt: das hier ist keine temperierte Wohlfühlmusik, sondern hier geht um die musikalische Nachempfindung einer vielschichtigen Dichterpersönlichkeit mit all ihren Höhen und Tiefen.
Bojan Vuletic hatte mir bereits in einem Vor-
ab-Interview hierzu erklärt, dass er einen
gewissen Keil in dem Menschen Paul Celan wahrgenommen hat und dass er dies durch seine Komposition und die spezielle Besetzung dieses Werkes (die Trompete als Keil zwischen den Streichinstrumenten) zum Ausdruck bringen möchte. So ist es auch immer wieder die Trompete, die – in Momenten, in denen man als Zuhörer fast der nahenden Gefahr unterliegt, sich zurück zu lehnen – stört, verstört, irritiert. Obwohl die Streichinstrumente die Trompete immer wieder zu besänftigen, sie einzuholen versuchen, sie hierzu teilweise sogar fast zärtlich umspielen, gelingt es ihnen nur in ganz kurzen Momenten. Es bleibt eigentlich immer bei einem Nebeneinander: auch wenn rhythmisch immer wieder nach Gemeinsamkeiten bei einzelnen Motiven gesucht wird – dies wird dann meist durch Disharmonien in den Akkorden konterkariert. Der Großteil der Komposition ist gekennzeichnet von einer Zerrissenheit, eines Getriebenseins, einer Suche, die aber nur selten in Momente der Zufriedenheit und Glück zu münden scheint. Zeitweise hatte ich das Bild einer Dichterschreibstube mit ihren diversen Nebengeräschen in der Stille vor Augen, in die sich Celan – in seine Gedanken versunken – zurückgezogen hat. Vuletic räumt seiner Besetzung erheblichen improvisatorischen Spielraum ein. So werden die Instrumente in all ihren möglichen Spielarten ausgereizt: Streichinstrumente werden zeitweise zu reinen Resonanzkörpern, die nur das Schleifen der Bögen auf ihrem Holz akustisch verstärken. Die Trompete wird zur röchelnden Röhre, zum Beatbox-Instrument, zum Dicheridoo australischer Ureinwohner. Dies verlangt dem Ensemble höchste Anstrengung ab und wird von diesem dennoch virtuos gemeistert. Es dürfte spannend sein, wie diese Aufführung heute (19h30) bei der Aufführung in der Berger Kirche klingen wird.

Das Publikum
Vororientierung auf die folgende "Unschärfe"

Im zweiten Teil verhandelt Vuletic dann acht Gemälde von Gerhard Richter (Wald, Blumen, Zwei Fiat, Gehöft & Schnee, Ausschnitt, Arena und Akt an einer Treppe), allerdings in veränderter Besetzung – die Trompete fehlt. Dies ist jedoch für mich auch schon der einzig hörbare Unterschied zum ersten Teil der Aufführung. Ansonsten bleibt es – zumindest für meiner Ohren – stilistisch bei den gleichen Mustern: kleine Motivfragmente werden immer wieder durch “Nebengeräusche“ unterbrochen, für meinen Geschmack zu oft über den Einsatz von Pizzicato-Passagen realisiert. Ich interpretiere das als den Versuch, das übergeordnete Thema – die Unschärfe – heraus zu arbeiten oder auch als das schrittweise Verarbeiten des Gesehenen, quasi in einzelne, akustischen Fragmente zerlegt. Wer mit der Erwartungshaltung in diese Aufführung gegangen war oder noch gehr, die einzelnen Gemälde über die Musik wieder zu erkennen, der wird enttäuscht sein, denn es handelt sich nicht um eine Vertonung von Gemälden, wie mir Vuletic im Interview bereits erklärte, sondern um seine subjektiven musikalischen Assoziationen, die er persönlich beim Betrachten der Gemälde von Gerhard Richter hat. Entsprechend fehlen in dieser Komposition dann auch die akustischen Klischees, die man nur allzu gerne mit gewissen Bildmotiven in Verbindung bringen möchte (z. B. Vogelgezwitscher beim “Wald“). Das ist vielleicht dann auch der Unterschied zwischen dem Celan-Bezug bzw. dem Richter-Bezug: der Bezug zu den Gemälden von Richter ist konkreter als das Psychogramm von Celan – bei Richter neigt man dazu, sich automatisch ein Bild zu machen (insbesondere unterliegt man als bildender Künstler wie ich es bin, dieser Versuchung) und das läuft dann zwangsweise ins Leere. Auch wenn ich mich vermutlich nicht ganz von dieser Erwartungshaltung habe freimachen können -ich hätte mir eine klarere Unterscheidbarkeit zwischen den Teilen “Atemwende“ und “Unschärfe“ gewünscht, vielleicht auch durch einen größeren Unterschied in der Besetzung. Aber auch zwischen den einzelnen Bildern der “Unschärfe“ waren musikalische Unterschiede nur schwierig identifizierbar. Ohne Pausen zwischen den einzelnen Bildern wäre der Zuhörer etwas orientierungslos und überfordert gewesen. Für die Darstellung der “Unschärfe“ mag das in Ordnung gehen. Damit werden die verwendeten Bilder oder ihre Reihenfolge dann allerdings auch austauschbar.

Insgesamt war die Aufführung ein künstlerisches Gesamterlebnis der besonderen Art und eine willkommene Abwechslung für meine Hör- und Wahrnehmungsgewohnheiten. Ich hoffe meine Leserschaft neugierig gemacht zu haben und den ein oder anderen dazu angeregt zu haben, sich heute (08. Juli) die zweite Aufführung in der Berger Kirche ab 19h30 anzuschauen.

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Lesen Sie zur „Atemwende/Unschärfe“ auch unser Interview: TEIL 2 mit dem Komponisten Bojan Vuletic.

Einen Einblick in die Vorbereitung dieses Festivals gibt der Festivalleiter Bereich Musik im Interview: TEIL 1.

Weitere Informationen: www.asphalt-festival.de

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Interview mit den Machern des „asphalt“ Sommerfestivals Düsseldorf

KunstDuesseldorf traf „asphalt“ –

das INTERVIEW mit den MACHERN (Teil 1)

Zur Premiere des „asphalt“-Sommerfestivals Düsseldorf 2012



Bojan Vuletic, Foto: Emanuela Danielewicz

KunstDuesseldorf.de hatte anlässlich des “asphalt“-Sommerfestivals, welches erstmals im Juli in Düsseldorf stattfindenden, den Komponisten Bojan Vuletic – einer der beiden Festivalleiter und selbst mit einem Programmpunkt am Festival Beteiligten – zu Gast. Er war so freundlich, uns und unseren Lesern ein Interview zu diesem neuen Highlight in der Düsseldorfer Kulturszene zu geben.

 

 

KunstDuesseldorf (KD): Herr Vuletic – zunächst einmal vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, uns ein paar Fragen zu “asphalt“ zu beantworten, wir sind uns sicher, das wird bei unseren Lesern auf großes Interesse treffen. Wie ist es zur Idee zu diesem Festival gekommen?

Vuletic: Die Grundidee geht zurück auf den Regisseur und Schauspieler Christof Seeger-Zurmühlen, der bereits seit 8 Jahren an verschiedenen Bühnen Düsseldorfs und mit seiner eigenen Theatercompany per.Vers tätig ist. Er war bereits auf vielen anderen Festivals überwiegend in Frankreich und fand es schön, wenn in Düsseldorf im Sommer insbesondere im Bereich Theater in verschiedenen Räumen der Stadt etwas passiert und nicht nur in den Theaterhäusern selbst, um so den Raum der Stadt quasi neu zu deuten. Besucher sollen die Stadt dabei mit neuen Augen sehen lernen, die Perspektive, in der sie ihre Stadt erleben, soll sich ändern. Bei mir ist es ähnlich: ich liebe die Intensität eines guten Festivals. Im Kontext eines Festivals schaut man sich z. B. auch mal Sachen an, die man sich ansonsten vielleicht nicht ansehen würde. Wir haben ein tolles Publikum in Düsseldorf, aber nicht immer das passende Festival dazu. Düsseldorf hat tolle Festivals, ganz klar, aber diese sind meist ausgerichtet auf ein bestimmtes Genre, eine Sparte oder sogar auf eine bestimmte Epoche – nimmt man z. B. das Schumannfest. Unsere Intension ist nun mit diesem Festival ein dichtes Programm über Genre-Grenzen hinweg anzubieten und dadurch Intensität zu schaffen.

KD: Welchen Bezug haben die dargebotenen Programmpunkte konkret zur Stadt Düsseldorf? Oder sind die Stücke auf jede andere Großstadt beliebig übertragbar?

Vuletic: Das Festival ist schon ganz klar auf Düsseldorf, auf den Raum als solchen zugeschnitten. Das kann man daran erkennen, dass die Räume, die wir ausgewählt haben, an den einzelnen Darbietungen entscheidend beteiligt sind. So spielen bei „Einzelzimmer“ und der „Tour der sanften Tristesse“ die ausgewählten Räume eine entscheidende Rolle. Die „Tour der sanften Tristesse“ ist eine „Stadtführung der anderen Art“ und bezieht sich als solche natürlich ganz konkret auf die Stadt Düsseldorf. Wir gehen also in den Raum der Stadt, an Orte, die erst einmal gar nicht im Blickfeld stehen, an die man nicht denkt, wenn man in Düsseldorf etwas entdecken möchte. Wir wollen durch bestimmte Ideen oder künstlerisch-absurde Aspekte die Realität etwas verrücken. Bei dem Theaterstück “Einzelzimmer“, der Inszenierung von Christof Seeger-Zurmühlen für das Festival ist es so gewesen, dass, als er den Raum im HPZ – dem Hauptveranstaltungsort unseres Festivals – erstmals gesehen hatte, er gleich dachte: dieser Raum passt perfekt zu meiner in den Vorjahren entstandenen Grundidee von verschiedenen Monologen in verschiedenen Räumen. Es wäre erst einmal gar nicht denkbar, das Stück an einen anderen Ort zu transportieren, da es sich quasi auch an Ort und Stelle entwickelt. Etwas indirekter ist es bei meinen beiden Kompositionen, die Musiker sind z. B. aus New York und nicht aus Düsseldorf. Hier spielen die Räume eine akustische Rolle. Die Uraufführung der beiden Kompositionen – zum einen ist das die „Atemwende“ und zum anderen die „Unschärfe“ – wird im HPZ mit seiner außergewöhnlichen Akustik stattfinden, was eine Herausforderung für die Musiker sein wird. Ein weiterer Aufführungsort wird die Berger Kirche sein, also ein ganz anderer Raum als eine alte Brotfabrik, sowohl akustisch als auch natürlich vom Raum selbst her. So bekommen diese Musikaufführungen über die verschiedenen Räume, in denen sie aufgeführt werden, auch einen Bezug zu Düsseldorf.

KD: Wo sieht sich das Festival im großen Veranstaltungskalender Düsseldorfs? Wo seht ihr euch in Bezug auf bereits etablierte Events, wo möchtet ihr euch vom Bestehenden abgrenzen?

Vuletic: Ganz klar ist, wir wollen uns nicht abgrenzen, darum geht es uns nicht. Wir haben bei unserer Vision dieses Festivals und während der Entstehungsphase erst einmal gar nicht gefragt “wo kriegen wir unser Publikum her“?, “wie voll wird es sein?“ – diese ganzen Marketingaspekte waren für uns eher zweitrangig. Für die Umsetzbarkeit sicherlich wichtige Fragen, aber weniger für unsere Planung. uns geht es nicht um den kommerziellen Erfolg – als Träger des Festivals dient ein gemeinnütziger Verein, der „asphalt Festival e. V.“. Uns geht es erst einmal darum, viele einzelne Plattformen in Düsseldorf zu bieten, wo innerhalb eines komprimierten Zeitrahmens von 6 Tagen eine unglaubliche Intensität erzeugt wird, in dem man Künstlern, die eine starke Vision haben und diese möglichst kompromisslos umsetzen, eine Plattform bietet, wo sie diese Visionen realisieren können und wo sich im Kontext eines Festivals dann auch völlig verschiedenartige Veranstaltungen gegenüber stehen – dass z. B. eine avantgardistische Performance direkt neben einem Jazzkonzert stattfindet. Wir wollen Intensität und klare, unverfälschte künstlerische Visionen – ja, Kultur machen! Das ist eigentlich der zentrale Gedanke.

KD: Welches Publikum soll von eurem Festival angesprochen werden?

Vuletic: Also, was wahrscheinlich jeder Festivalleiter sagt, aber wir meinen es auch so, ist: wir wünschen uns eigentlich alle! Ab dem nächsten Jahr werden wir auch Kinderstücke haben. Wir wollen versuchen, Offenheit zu demonstrierten, nicht auf den etablierten Bühnen spielen, sondern wir wollen in die Stadt hineingehen, dass etwas im Stadtbild passiert – wir wollen zum Publikum hingehen. Wir hoffen, dass durch die Buntheit des Programms – es wird Performance, Monologe, Jazzkonzert, Kunst gegen Bares , die „Tour der sanften Tristesse“ etc. geben – der Besucher, der vielleicht nur gekommen ist, um sich z. B. die Balkan-Ska-Reggae-Punk-Band „Trovaci Live“ anzuschauen, dass dieser wahrnimmt, Mensch da gibt ja noch einige andere coole Sachen, die mich interessieren, da geh ich auch noch hin. Wenn wir es schaffen, dass sich Leute Sachen anschauen, die sie sich sonst nie im Leben anschauen würden, weil sie an bestimmten Ort stattfinden, wie z. B. Tonhalle oder Schauspielhaus und wo sie sich vielleicht manchmal nicht so eingeladen fühlen, dann haben wir eine für uns wichtige Intension erreicht. Ein anderer Aspekt ist auch: der Hauptaustragungsort unseres Festival, das HPZ – das Gebäude der Hans-Peter-Zimmer-Stiftung in der ehemaligen Backfabrik CON-SUM – soll kein Ort sein soll, wo man nur konsumiert. Es soll vielmehr auch Gelegenheit bieten, sich vor oder nach den Veranstaltungen auszutauschen, zu diskutieren, zu streiten. Einen idealen Ort hierzu wird es im zweiten Hinterhof mit dem „Asphaltparadies“ geben – ein wunderschön gestaltetes Kaffee mit guten kulinarischen Sachen, wofür der Betreiber, das Restaurant Spoerl, bekannt ist und wofür es steht.

KD: Ihr habt “asphalt“ quasi über Nacht aus dem Boden gestampft. Mit welchen Problemen hattet ihr zu kämpfen?

Vuletic (lacht): ja, das ist ein großer Spaß – wir haben im Dezember angefangen und haben dann natürlich neben den rein künstlerischen Fragen, die es zu klären galt, erst mal schon geschluckt, als es darum ging, endgültig zu entscheiden, das Festival trotz dieser kurzen Vorlaufzeit auf die Beine zu stellen, weil wir z. B. zu diesem Zeitpunkt noch fast keine Gelder akquiriert hatten. Es war schon eine mutige Angelegenheit, weil man dann dafür nachher auch gerade stehen muss – man kann so ein Festival nicht einfach einen Monat vorher absagen. Das größte Problem war also erst mal schon der Zweifel – „hui, da lehnen wir uns sehr weit aus dem Fenster, können wir das schaffen?“ – In diesem Moment kam dann ein wirklich „schöner Wind auf“ an Leuten, die uns ihre Unterstützung angeboten haben, wie z. B. der Münchner Webdesigner Max Herrmann, der unseren Internetauftritt gestaltet hat oder die Agentur „Worte und Wunder“, die für unsere Pressearbeit sorgt und viele andere mehr. Auf Seiten der Produktion gab es natürlich auch immer wieder kleinere Stolpersteine, da wir ja auch jeden Weg das erste Mal gehen – niemand hat von uns zuvor ein Festival organisiert – da gab es so Themen wie „wie gründe ich einen Verein?“, „welche Sachen sind umsatzsteuerbefreit, welche nicht?“ etc. Also diese formellen Sachen waren doch oft relativ kompliziert – dann so Sachen wie Sponsorensuche, Stiftungen kontaktieren etc. Es gab aber natürlich auch ganz praktische Sachen wie „wie bekomme ich einen Flügel in den Hof?“, „wie bekomme die vielen zusätzlichen Stühle, die ich brauche, hier her?“ Es war und ist sicherlich sehr viel Arbeit, aber auf der anderen Seite haben wir auch viel Hilfe erfahren und das ist schön.

KD: Wo steht ihr aktuell mit den Vorbereitungen, seid ihr im Plan?

Vuletic: Wir haben einen Masterplan, da sind wir bei allen großen Punkten „im Grünen“, das Festival ist finanziert, die Umsetzung damit gesichert, auch wenn wir aktuell vielleicht noch nicht ganz die finanziellen Mittel erreicht haben, die wir als Zielgröße anstreben. Natürlich stehen alle Spielort, die Festivalbeiträge, die Künstler usw., das ist alles schon klar. Es gibt zwar noch Vieles im Detail, aber wir haben jetzt keine Bedenken, dass das Festival nicht stattfinden wird. Wir haben auch bereits den Vorverkauf gestartet – wer also Interesse hat, der kann sich mit seinen Ticketwünschen entweder per Mail wenden an ticket@asphalt-festival.de oder er kann die Tickets über unsere Homepage bestellen. Es ist auch durchaus empfehlenswert, sich die Tickets im Vorverkauf zu besorgen, da die Plätze meist relativ begrenzt sind – z. B. findet die „Tour der sanften Tristesse“ in einem Rheinbahnbus statt, der auf 30 Plätze begrenzt ist. Die Tour findet 3 Mal statt.

KD: Gibt es etwas, wo ihr sagt, da habt ihr jetzt beim ersten Mal, wo ihr das macht, Lehren gezogen, das machen wir das nächste Mal anders bzw. besser?

Vuletic: Ja, ganz klar. Was uns dieses Jahr auf jeden Fall gefehlt hat, das war die
Besetzung eines Produktionsleiters, da uns dafür dieses Jahr einfach die Mittel noch gefehlt haben. Da wollen wir für nächstes Jahr auf jeden Fall einen fähigen Menschen mit viel Festivalerfahrung engagieren, der die ganze produktionstechnische Ebene übernimmt. Das ist für uns das nächste Mal ein absolutes Muss! Darüber hinaus – wenn man so etwas das erste Mal macht, dann gibt es viele kleine Sachen, bei denen man erst Andere davon überzeugen muss, dass es klappt – da werden wir es sicherlich im kommenden Jahr einfacher haben. Wenn wir jetzt eine gute Premiere quasi als Kick-Off zeigen, werden wir es beim nächsten Mal sicherlich leichter haben z. B. an Stiftungsmittel zur Finanzierung heranzukommen – man muss dann einfach nicht mehr so viel Überzeugungsarbeit leisten als beim ersten Mal.

KD: Ihr startet dieses Jahr bei der Erstauflage dieses Festivals noch vergleichsweise überschaubar. Wie sehen denn eure Perspektiven für die Zukunft aus? Welche Vorstellungen habt ihr, wohin sich dieses Festival entwickeln soll?

Vuletic: Wir sind jetzt bereits auch schon in der Planung für 2013. Wir wollen auf jeden Fall diese Vision ausweiten, sowohl räumlich als auch programmatisch. Unser Ziel ist es so „nadelstichartig“ in noch mehr verschiedene Räume in den unterschiedlichsten Teilen der Stadt zu gehen. Programmatisch wollen wir uns noch öffnen hinsichtlich der Disziplinen. Wir möchten also nicht nur Theater und Musik haben, wir möchten gerne in jedem Fall etwas in Richtung Tanzperformance machen, Theaterstücke für Kinder sind angedacht und es gibt bereits auch einige konkrete Projektideen mit ausgewählten bildenden Künstlern.

KD: Herr Vuletic – zunächst einmal vielen Dank für dieses Interview, mit dem Sie uns und unseren Leser einen offenen und interessanten Einblick in das Entstehen dieses neuen und spannenden Festivals gegeben haben. Wir sind uns sicher, “asphalt“ wird ein toller Erfolg, weil es genau zur richtigen Zeit den richtigen Nerv trifft. Unsere Leser möchten wir dazu animieren, sich bei uns rege über dieses Sommer-Highlight auszutauschen. Wir werden hierzu eine Tweed-Line auf unserem Portal einrichten: die auf Twitter unter dem Hashtag #asphaltfestival geposteten Tweeds werden dann links auf der Startseite von www.kunstduesseldorf.de zu verfolgen sein. Also – postet uns eure Live-Eindrücke vom Festival und ihr seid damit bei uns auf Seite 1!

Vuletic: Wir danken auch – wir denken, dass ihre Plattform “KunstDuesseldorf“ als Medium schön zu diesem Festival passt, da man hier miteinander ganz gut in die Diskussion und den Austausch zu „asphalt“ treten kann.

– ENDE TEIL 1 des Interviews –
Im TEIL 2, der in Kürze folgen wird, geht es dann speziell um den Festivalbeitrag von Bojan Vuletic, seine Kompositionen „Atemwende“ und „Unschärfe“.

Das Interview für KunstDuesseldorf führte Sven Blatt.

Weitere Infos zu den Festivalorten und dem Programm gibt es unter www.asphalt-festival.de.

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ASPHALT 2012 – ein neues Festival für Theater und Musik in Düsseldorf!

Schon mal vorab!

ASPHALT 2012

Schluss mit dem kulturellen Sommerloch –
es gibt ein neues Festival für Theater und Musik in Düsseldorf!

Vom 6. bis 11. Juli 2012 wird ASPHALT erstmalig zeitgenössische
Kultur aus den Bereichen Musik und Theater an besonderen Orten und
in ungewöhnlichen Räumen der Stadt präsentieren. ASPHALT soll fester
Bestandteil des sommerlichen Kulturkalenders werden und sich als
jährliches Festival etablieren.

Die Stadt Düsseldorf als Lebensraum steht im Fokus von ASPHALT. Wenn
sich die meisten Spielstätten in die Sommerpause verabschieden,
erschließt ASPHALT unterschiedliche Orte in der ganzen Stadt als
Bühne. Unter dem Motto: „Raus aus dem Theater, rein in die Stadt!“
bietet das Festival u.a. Theaterinszenierungen in einer ehemaligen
Backfabrik, zeitgenössische Musik in Kirchen und startet im
Gewerbegebiet zu einer „Tour der sanften Tristesse“.

Das sechstägige Festival umfasst insgesamt 17 Veranstaltungen an
verschiedenen Orten. Zu sehen sind Theaterinszenierungen und
Performances mit Ensembles aus Berlin, Köln und Düsseldorf, darunter
drei Uraufführungen. Musikalisch reicht die Bandbreite von Neuer
Musik über Balkan-Ska-Reggae-Punk und Elektro bis zu akustischem
Jazz. Festivalzentrum und Hauptspielort von ASPHALT ist das Gebäude
der Hans-Peter-Zimmer-Stiftung (HPZ) in der ehemaligen Backfabrik
CON-SUM, Ronsdorfer Straße 77a. Dort wird auch das Restaurant Spoerl
einen kulinarischen Festivalgarten betreiben.

Initiatoren des Festivals sind der Regisseur Christof Seeger-
Zurmühlen und der Komponist Bojan Vuletic. Christof Seeger-Zurmühlen
war von 2003 bis 2011 Schauspieler am Jungen Schauspielhaus, ist
Förderpreisträger für darstellende Kunst der Landeshauptstadt
Düsseldorf 2010 und arbeitet seit 2006 als freier Regisseur, sowohl
an städtischen Bühnen als auch im eigenen Theaterkollektiv per.Vers.

Bojan Vuletic hat als freier Komponist und Musiker an zahlreichen
Tonträgern, Theater- und Tanzstücken mitgewirkt und war u.a.
musikalischer Leiter von zwei RUHR2010-Projekten mit den Duisburger
Philharmonikern. Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet ihn mit
der in Düsseldorf lebenden Künstlerin Danica Dakic. Er war
verantwortlich für die Audio-Realisation ihrer Performances und
Ausstellungen u.a. auf der documenta 12 in Kassel, der Biennale 2010
in Liverpool und in der Kunsthalle Düsseldorf.

ASPHALT 2012 wird vom Kulturamt der Stadt Düsseldorf, der Rheinbahn
AG, mittelständischen Sponsoren und privaten Spendern materiell und
finanziell unterstützt.

Die Festival-Homepage www.asphalt-festival.de ist ab sofort online!

Weitere Berichterstattung folgt!