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Künstlerporträts auf Kunst Düsseldorf: Christian Krieter

 

Die Bildwelt des Christian Krieter

 
Eines seiner jüngeren Bilder von 2018 trägt den Titel „Verbrennt eure Laken“. Es zeigt in der Mitte, etwas nach rechts versetzt, einen Mann in ein Cape gehüllt, der vor düsterem schwarzblauem Hintergrund auf einer Insel oder in einem Boot stehend dem Betrachter zugewandt ist. Neben ihm ein ihn doppelt überragendes Holzkreuz lichterloh in Flammen. Die Flammen schlagen ihm entgegen und fressen sich von oben zum Fluß des Kreuzes vor. Beißender Rauch breitet sich nach links und rechts aus. Dem Mann bleibt wenig Raum und nur noch für kurze Zeit. Vor ihm führt eine Leiter, einen Abgrund überbrückend, von der Insel oder dem Boot auf den Betrachter zu, einer weiteren Insel entgegen. Dennoch steht der Mann unentschlossen. Ist er hilflos oder ratlos angesichts des brennenden Kreuzes? Womit hadert er? Hat etwa er selbst das Kreuz in Flammen gesetzt?

 

Christian Krieter: „Verbrennt eure Laken“ – Acryl auf Leinwand, 100x70cm

 
Die von Krieter entworfene Szenerie ähnelt jenen (alb)traumhaften Welten, wie sie uns in Bildern Neo Rauchs entgegenblicken, die uns faszinieren und gleichzeitig unverständig davor stehen lassen. Die Fragen, die sie stellen, lassen sie ohne Antwort.

Ein typisches Bild für Krieters Schaffen ist dies nicht, aber sein notwendiger Kommentar zur Gegenwart, zur politischen Aktualität. Die Welt der uns vertrauten Werte und Gültigkeiten steht in Flammen. Wir stehen daneben und sind machtlos, ratlos, hilflos. Die sich uns bietende Alternative, die aus dieser untergehenden, vertrauten Welt herausführt, ist nicht wirklich eine, sie führt über eine liegende Leiter, trittunsicher und ohne Geländer in eine Welt, die ihrerseits nicht sonderlich attraktiv und durchsichtig ist, unsicher auch sie, sie führt nämlich in die Nähe der Welt des Betrachters, zu uns selbst.

Hier mag zutreffen, was Christian Krieter seinem Professor über seine Bilder hat sagen hören, er male „apokalyptische Landschaften“. Das gefällt eine Weile, scheint damit doch eine künstlerische Darstellungsart umrissen, unter der viele seiner Bilder subsumierbar sind: Düsternis, Fremdheit, der entwöhnte Blick auf eigentlich Vertrautes, Desillusionierendes, eine verzerrende Perspektive des Malens, die Vorliebe für eine Natur, die den Menschen ausschließt, überwuchernd, undurchdringlich, unheimelig-unheimlich, bisweilen gar bedrohlich, abstoßend.

Und dennoch gibt es in diesen Bildern so viel, das unsere Blicke auf sich zieht, von dem eine tiefe Suggestion ausgeht, die uns zu Augenwanderungen einlädt. Da gibt es neben dem Wiedererkennen von Landschaftsstrukturen viel Unerklärliches, Geheimnisvolles, das neugierig macht und sich gleichzeitig dem verstehenden Erklären entzieht. Es ist die Wahrnehmung für einen Naturzauber, der nicht dem mainstream entspricht. Landschaften wie nach einem atomaren oder chemischen Super-Gau.

Es gibt ein kleines Bild mit dem Titel „Place to be“ von 2015, das der Künstler selbst mit den Worten kommentiert: „Fast wie Urlaub“. Es zeigt ein Motiv, das Christian Krieter in immer neuen Varianten und Formaten schon oft durchdekliniert hat. Der Blick führt uns durch Blumenrabatten Stufen hinauf zu einem Haus, aus dessen Fenstern Licht leuchtet. Die Literatur kennt eine solche Darstellung unter dem Begriff des „locus amoenus“ (lieblicher Ort). Bilder solcher Landschaften zeigen eine mit Sehnsüchten aufgeladene Natur-Ausschnitthaftigkeit, die all unser Wünschen nach Wohligkeit, Heimeligkeit, Schutzbedürftigkeit befriedigen.

Aber Krieters „Place to be“ kommt nicht nur mit solchen Sehnsuchtselementen daher. Das Gemälde führt uns ein Haus, immerhin eine menschliche Behausung, vor Augen, die allem menschlichen Empfinden nach Seligkeit widerspricht: es ist schwarz. Und es ist nicht etwa schwarz, weil es vor einer untergehenden Sonne oder einem anderen Gegenlicht so wirkt. Eine Behausung wie aus der Unterwelt, teuflisch, satanisch. Hier stimmt doch etwas nicht.

Es bedarf nach meiner Meinung einer anderen Kategorie als der von den „apokalyptischen Landschaften“, um diese sonderbare, eigenwillige Bildwelt Krieters zu begreifen. Bei seinen Bildern handelt es sich eigentlich immer um eine Idylle, eine Idylle allerdings, die gefährdet ist oder gefährlich oder verletzlich oder bereits verletzt. Das gilt für die Darstellungen mit Rehen oder Hirschen, für die Jagdstände am Waldesrand, für die einsamen Angler, für die verfallenden menschlichen Behausungen in einsamer Natur, für die Gewässer/Tümpel, an denen sich Menschen oder Tiere treffen. Aber diese Idylle ist in jedem Falle trügerisch, sie führt einem ein beschauliches Stück Natur vor Augen, man entdeckt aber mit gleichzeitigem Blick Bedrohliches, etwas, das die Idylle stört, das trügt, von dem Bedrohung ausgeht.

Dieses Bedrohliche ist aber nicht auf der Ebene der Motive, des Dargestellten, des Sujets zu erkennen, sondern ergibt sich aus der Maltechnik, aus den Farben, aus der eigentümlichen Fügung von Farbflecken, geometrischen Formationen (Regalen), durch die Verfremdung und Störendes ins Bild kommt. Morbides, Verfallendes tritt vor die Augen, organische Zersetzung setzt Kräfte frei, begehrt gleichzeitig in schrillen Farben und Farbkombinationen gegen eben diese Zersetzung auf. Verfall begegnet uns in großer Farbfröhlichkeit.

 

Christian Krieter: "Vorgarten" - Acryl auf Leinwand, 50x50cm
Christian Krieter: „Vorgarten“ – Acryl auf Leinwand, 50x50cm

 
Wie die Pointillisten aus der Fügung von Malpunkten haben Konturen und Motive entstehen lassen, so entstehen in Krieters Bildern ja auch durch singulär gemalte Flächen Motive von guter oder minderer Schärfe. Dieses Spiel mit Schärfe und Unschärfe (nicht im Richterschen Sinne) ist ja auch ein Kennzeichen seiner Bilder, das den Betrachter veranlasst, sich selber ein Bild zu machen. Unterstützt wird dies auch durch unfertig erscheinende Bereiche des Bildes: Übermalte frühere Bilder, die hier und dort aufscheinen, Flecke, die malerisch nicht bearbeitet sind, ausfransende Ränder, die den Malgrund zu erkennen geben und die damit Brüche bzw. Brechungen zur gemalten Illusion bzw. Idylle darstellen.

Sehnsucht nach der Idylle heißt Sehnsucht nach der Überschaubarkeit, dem Einfachen, dem Gegliederten, nach der Reduktion von Komplexität. Die Erfahrung nicht nur der Gegenwart lehrt uns, dass das nicht zu haben ist, dass unser Sehnen nach heiler Welt wieder und wieder unterlaufen wird. So wird unser Sehnen frustriert, die von uns gewünschte Idylle gebrochen.

Christian Krieters Bilder spiegeln diese menschliche Grunderfahrung, sie zerstören die initiierte Idylle oder heben sie durch Gegenmittel wieder auf. So geraten seine Gemälde unfreiwillig in Aufregung. Und mitunter brennt es, derweil wir hilflos dabei stehen.

 
(Mit freundlicher Genehmigung entnommen aus: Vorwort von Helmut Garritzmann zum Katalog „Locus amoenus – Christian Krieter – Malerei, 2018)
 
 
 
Austellungen/Auszeichnungen:

2010
– Pumpenhaus Moers
– Ein Krieter zum Sonntag
– SCI Kamp-Lintfort: Wer ist eigentlich Paul?

2011
– Kunsttage Rhein-Erft 2011, Brauweiler
– Museum Kunstraum Neuss: Christian Krieter, Malerei

2012
– Kunsttage Rhein-Erft 2012, Brauweiler Rheurdt:
Christian Krieter , B – Seiten

2013
– KUNSTBOX 2013, Dortmund
– Art:pul 2013, Pulheim
– RWE Power Köln: Christian Krieter – „Blick über den Tellerrand“
– Galerie Sassen: Design Village Cologne, Köln
– Galerie Sassen: Kunst im Siegblick, Hennef
– Galerie Sassen: Affonable Art Fair 2013, Hamburg

2014
– Christian Krieter: B Seiten again, Rheurdt
– Galerie Sassen – Art Karlsruhe 2014, Karlsruhe
– Galerie Sassen: Krieter, Kostka, Tapfer, Welzel, Vadim
– Galerie Sassen: Affondable Art Fair Hamburg 2014
– Galerie Sassen: Art Fair Köln 2014
– 26. Natur: Mensch, Nationalpark Harz, St. Andreasberg
– Museum Modern Art , Hünfeld

2015
– Artpul 2015, Pulheim
– Galerie Sassen: ALLE , Köln
– KUBOSHOW 2015, Herne

2016
– Galerie Sassen: „Wir haben alles vergessen, Schmitt, Petry, Lipp, Voss, Krieter “
– Kunsthaus Troisdorf – PICOLLO
– OSTRALE 2016 – Dresden
– Revierkunst 2016 – Dortmund

2017
– KK2017, Gladbeck
– KUBOSHOW 2017, Herne
– Galerie Sassen: „Von Weiß zu Farbe“, Köln
– Eisenturm Mainz: „Die Gedanken sind frei“, Mainz
– Kunsttage Detmold: „SELBST“, Detmold
– Art Troisdorf 2017, Troisdorf

2018
– Die Grosse NRW, Kunstpalast Düsseldorf
– KK 2018, Alte Spedition, Gladbeck
– Kunsttage Rhein 2018, Erft
– KUBOSHOW 2018, Herne
– Galerie Sassen, Affordable Art Fair 2018, Amsterdam

STIPENDIEN
2018

Turmstipendium Geldern, Geldern

 
 
 
Weitere Werke von Christian Krieter können Sie sich in unseren Online-Galerien anschauen, sie sind dort auch käuflich zu erwerben:

Kunst-Shop hier auf KunstDuesseldorf.de
Online-Galerie auf www.Kunst-Versorgung.de
 
 
 

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Akademie-Galerie: Ausstellung „Gerhard Hoehme – Retrospektive“

Akademie-Galerie: Ausstellung „Gerhard Hoehme – Retrospektive“

Ausstellungsvorschau: Die Akademie-Galerie – Die Neue Sammlung wird zum Gedenken an den 100. Geburtstag von Gerhard Hoehme die Ausstellung „Gerhard Hoehme – Retrospektive“ im Februar 2020 in der Rundgangswoche eröffnen



Gerhard Hoehme gehört nach dem Zweiten Weltkrieg zu den wichtigsten Vertretern der abstrakten Kunst und dem Informel. Neben einem kurzem Studium an der Burg Giebichenstein studierte Hoehme bei Otto Coester an der Kunstakademie Düsseldorf von 1951 bis 1953. Im Jahr 1960 ging er als Stipendiat der Villa Massimo nach Rom, wo er Kontakte zu Künstlern wie Cy Twombly oder Schriftstellern wie Paul Nizon unterhielt. Italien und Rom gehörten nach diesem prägenden Aufenthalt zu Hoehmes zweiten Heimat. Am See Nemi unterhielt Hoehme einen zweiten Wohn- und Arbeitssitz, wo er sich gern neben seiner Professur für Malerei an der Kunstademie Düsseldorf, auf die er im Jahr 1960 berufen wurde, aufhielt.

In der Woche des Rundgangs (3. bis 9.2.2020) plant die Akademie im Rahmen der Ausstellungsreihe der Akademie-Galerie – Die Neue Sammlung eine retrospektive Ausstellung zum Gedenken an den Maler und wichtigen Lehrer an der Kunstakademie Düsseldorf Gerhard Hoehme, der am 5.2.2020 100 Jahre alt geworden wäre.
Die Retrospektive wird Werke aus verschiedenen Schaffensphasen des Künstlers zeigen. Neben Dokumenten und Fotos aus dem Archiv der Gerhard und Margarete-Hoehme-Stiftung und dem Archiv der Kunstakdemie Düsseldorf werden auch Fotografien von Erika Kiffl und Manfred Leve aus dem AFORK im Kunstpalast Düsseldorf sowie Fotografien von Thomas Struth gezeigt. Ein umfangreicher Katalog wird neben einem Vorwort von Robert Fleck Texte von Paul Nizon, Hans Peter Thurn und Vanessa Sondermann sowie Interviews mit ehemaligen Studierenden und Weggefährten aufnehmen.



Die Ausstellung wird vom

6.2. bis 26.4.2020, mittwochs bis sonntags in der

Akademie-Galerie – Die Neue Sammlung
Burgplatz 1
40213 Düsseldorf
Postanschrift:
Eiskellerstrasse 1
40213 Düsseldorf

zu sehen sein.



Die Ausstellung ist gefördert von der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf.





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Kunstakademie Düsseldorf: SOMMERRUNDGANG 2019

Kunstakademie Düsseldorf: SOMMERRUNDGANG 2019


PRESSEMITTEILUNG NR.4/ SoSe 2019

Sommerrundgang 2019

Abschlusspräsentationen

Der Sommerrundgang mit Abschlusspräsentationen der Studierenden der Kunstakademie Düsseldorf findet im Jahr 2019 vom 10. Juli bis zum 14. Juli statt.

Für die Öffentlichkeit ist diese Ausstellung ab dem 10. Juli 2019 bis zum 14. Juli geöffnet in der Zeit von Mittwoch bis Sonntag von 10-20 Uhr.

Es stellen 51 Studierende ihre Abschlussarbeiten aus. Es sind:

Laura Aberham, Israel Aten, Eliza Ballesteros, Yukie Laurentia Beheim, Joscha Bender, Louisa-Sophie Brüseke, Jana Buch, Vanessa Castra, Dana-Zoe Dittrich-Wamser, Benjamin Eberhardt, Bradley Aaron Emerson, Lisa-Maria Feike, Thimo Franke, Teye Gerbracht, Lukas Goersmeyer, Nicholas Brian Grafia, Manuel Gröger, Paulina Hoffmann, Soonho Jeong, Steve Joußen, Kaiso, Sarah Krischnick, Lisa Klinger, Annette Kössler, Lukrezia Krämer, Moritz Krauth, Aylin Leclaire, Eun-Hwa Lee, Jacob Madel, Oliver Meier, Filiz Özcelik, Richard Pothmann, Maximillian Sänger, Rosa Sarholz, Kai Schmidt, Lisa Seidel, Linjie Sheng, Maya Shirakawa, Christina Steffans, Arjan Stockhausen, Marie Sturm, Hiroki Tanaka, Fivos Theodosakis, Caner Teker, Tadashi Toyama, Georgi Vlahov, Robin Weuste, Samira Witt, Yi Wu, Yiy Zhang und Vera Zlatic.

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Kunstakademie Düsseldorf: Stipendien Sozietät HOGAN LOVELLS

PRESSEMITTEILUNG NR. 3/ SoSe2019

Düsseldorf, den 12.06.2019

Stipendien: Sozietät HOGAN LOVELLS vergibt zum 19. Mal Kunstförderpreis

Am 3. Juni 2019 vergab die Anwaltssozietät HOGAN LOVELLS mit Sitz im Düsseldorfer Sky Office zum 19. und letzten Mal ihren Kunstförderpreis an 2 Studierende der Kunstakademie. Nach 20 Jahren stellt die Sozietät ihr langjähriges Engagement ein, um sich künftig stärker auf gemeinsame, standortübergreifende Projekte konzentrieren.

Mit der Vergabe ihres Kunstförderpreises hat Hogan Lovells in Kooperation mit der Kunstakademie über viele Jahre die Studentenschaft in Ihrer Entwicklung gefördert und die Kunstszene in Düsseldorf nachhaltig unterstützt.

Die Auszeichnung, die seit dem Jahr 2000 verliehen und von einer jährlich wechselnden Fachjury mit anerkannten Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur begleitet wird, besteht aus einem mit 5000 € dotierten 1. Preis in Form eines Jahresstipendiums und einem 2. Preis in Höhe von 1500 €.

In diesem Jahr wurden die chinesische Künstlerin Yiy Zhang (1. Preis) aus der Klasse Prof. Gregor Schneider und der Kanadier Harkeerat Mangat (2. Preis) aus der Klasse Prof. Christopher Williams ausgezeichnet.

Eine fünfköpfige Jury ermittelte die beiden Preisträger aus insgesamt 80 Bewerbern ab dem 6. Semester aus den Bereichen Malerei, Bildhauerei, Fotografie, Grafik und freie Kunst.

Für die diesjährige Jury zeichnen verantwortlich:

  • Prof. Dr. Robert Fleck, Prorektor Kunstakademie Düsseldorf
  • Dr. Stefanie Kreuzer, Kuratorin Museum Morsbroich, Leverkusen
  • Mischa Kuball, bildender Künstler und Professor für Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien, Köln
  • Hanna Styrie, Kulturjournalistin Kölner Stadtanzeiger und Kölnische Rundschau
  • Dr. Michael Dettmeier, Partner Hogan Lovells International LLP, Düsseldorf

Die Preisverleihung fand am Montag, den 3. Juni 2019 um 18.00 Uhr in den Räumen der Sozietät im Sky Office, Kennedydamm 24, 40476 Düsseldorf statt.

Die Laudatio sprach Dr. Michael Dettmeier, Partner der Sozietät Hogan Lovells International.

v.l.n.r.: Hanna Styrie (Jury), Prof. Dr. Robert Fleck (Jury), Dr. Astrid Legge und Dr. Nadia Ismail (kuratorische Beratung), Harkeerat Mangat (2. Preisträger), Dr. Michael Dettmeier (Hogan Lovells)
Foto: B. Schneidereit / © Kunstakademie Düsseldorf
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Ausstellungsreihe FÜNFZEHNWOCHEN: BIRGITTA THAYSEN

Ausstellungsreihe FÜNFZEHNWOCHEN: BIRGITTA THAYSEN



Am Freitag, dem 7. Juni 2019 um 18 Uhr, eröffnet BIRGITTA THAYSEN – Meisterschülerin von Nan Hoover 1992 – ihre Ausstellung LANDSCHAFTEN in FÜNFZEHNWOCHEN am Apostelplatz in Gerresheim mit einem Grußwort von Karsten Kunert – Bezirksbürgermeister Stadtbezirk 7.





Die Düsseldorfer Fotokünstlerin zeigt Arbeiten aus einer Serie, die prototypischen Landschaftsräumen gleichen aber der Zeit entflohen scheinen und ein Eigenleben führen. Die Edition zur Ausstellung umfasst 15 gerahmte SW-Fotografien.



In der Ausstellungsreihe FÜNFZEHNWOCHEN zeigen Meisterschüler*innen
der Kunstakademie Düsseldorf ihre Arbeiten in der Ecke am Apostelplatz in Gerresheim.

Jeweils beginnend im Februar, Juni und Oktober

Öffnungszeiten:
Mittwochs von 19 bis 20 Uhr
+ nach Vereinbarung



fuenfzehnwochen@vodafonemail.de
www.fuenfzehnwochen.de
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Rundgang Kunstakademie Düsseldorf 2019: Vom White-Cube zur Künstlerkneipe

Almut Rabenau - "Pi mal Daumen oder Daumen mal Pi"


Rundgang Kunstakademie Düsseldorf 2019: Vom White-Cube zur Künstlerkneipe

Von Sven Blatt
Foto Banner: Almut Rabenau – „Pi mal Daumen oder Daumen mal Pi“

Wie zu jedem Jahresbeginn lädt die KUNSTAKADEMIE DÜSSELDORF die interessierte Öffentlichkeit auch dieses Jahr wieder zu ihrem RUNDGANG in ihre altehrwürdigen, weiten Mauern ein. KunstDuesseldorf hat sich bereits für seine Leserschaft vorab einen ersten Eindruck von der dargebotenen Kunst gemacht.

Eines schon einmal vorab: auch dieses Jahr lohnt sich auf jeden Fall ein Besuch: zahlreiche und vielseitige Abschlussarbeiten präsentieren sich in Nachbarschaft zu den künstlerischen Arbeiten der noch jüngeren Semester. Auffallend ist jedoch, dass einzelne Abschlussarbeiten bereits künstlerisch sehr ausgereift und in sich schlüssig wirken, wohingegen man sich bei anderen Präsentationen z. T. nicht dem Eindruck erwehren kann, dass dort noch „die Suche überwiegt“.

Abschlusspräsentation Kathrin Ewards
Abschlusspräsentation Gloria Manzanares

Einige Arbeiten treten durch ihre ganz eigene Bildsprache besonders hervor. Hier zu nennen sind stellvertretend für sicherlich noch einige andere Jana Kurashvili (Klasse Anzinger), der dänische Künstler Mikkel Möller Petersen (Klasse Abts) sowie Maximilian Siegenbruk (Klasse Anzinger).

Jana Kurashvili zieht den Betrachtenden in ihren Bann, in dem sie ihn scheinbar in eine Welt der kindlichen Erinnerung an längst vergangene Tage entführt. Unterstützt wird dies durch eine lebendige, plakative Farbgebung und eigenwilligen szenisch-perspektivischen Verzerrungen, wie man sie sich aus Kinderträumen erinnert vorstellen kann.

Jana Kurashvili

Mikkel Möller Petersens Werke zeichnen sich ebenfalls aus durch eine ganz eigene „Draufsicht“ auf seine ausgedachten Szenen, die meist verspielt und eine gewisse Lebensfreude vermittelnd daherkommen, manchmal aber auch nüchtern und streng.

Mikkel Möller Petersen
Mikkel Möller Petersen

Maximilian Siegenbruk beeindruckt durch sein fast schon monumental anmutendes „Gesamtkunstwerk“, eine Bilderwand im wahrsten Sinne des Wortes: er reiht eine Vielzahl von Kleinformaten neben, über- und untereinander, die ineinander übergehen, sich fortsetzen, weiterspinnen und so schließlich ein Großes Ganzen bilden, das sich über die Zeit zudem fortentwickelt und ständig Änderungen unterliegt, indem einzelne dieser Kleinformate durch andere ersetzt werden oder indem weitere, völlig neue hinzukommen.

Maximilian Siegenbruk – Teil der Abschlusspräsentation (Ausschnitt)
Maximilian Siegenbruk – Teil der Abschlusspräsentation

Zwischendurch fühlt sich der Betrachter (Betrachtende?) aber auch durchaus erinnert an Künstler wie Hockney oder Immendorff. Aber auch Zitate und Anlehnungen können gut und legitim sein. Am besten lässt sich schließlich auch an den Besten lernen.

HAEIN CHOI (Klasse Schulze)
Armin Kistner

Eine ganz besondere Idee zur Präsentation ihrer Kunst hatten die Künstler Alexandro Böhme, Andreas Jonak und Jonathan Auth mit ihrer Installation „Tölke Eck“. Sie wollten weg von einer sterilen White-Cube-Präsentation, hin zu einer lebensnaheren (volksnaheren?) Präsentation ihrer Kunst. So verwandelten sie eines der Akademie-Ateliers kurzerhand in einer Hauruckaktion in eine temporäre Kneipe mit komplettem Möbiliar inklusive gezapftem Pils. Das große Fenster wurde zudem aufwändig künstlerisch durch ein eigens dafür konstruiertes, neues Fenster, gestaltet. Man muss diese Installation jedoch als Gesamtkunstwerk verstehen, denn die einzelnen dort präsentierten Gemälde gehen als „Nebenwirkung“ der Kneipenatmosphäre dann doch etwas unter, aber das ist auch davon abhängig, wie schnell man sich von dem Raum als solchen vereinnahmen lässt bzw. wie schnell man zum Pils greift. Auf jeden Fall ist diese Örtlichkeit aber dazu geeignet, schneller über Kunst (oder auch Anderes) ins Gespräch zu kommen, wo es ansonsten in den Weiten der großen Ateliers vielleicht doch erst die ein oder andere Barriere zu überwinden gilt.

Alexandro Böhme, im Hintergrund die Installation „Tölke Eck“


Der Rundgang ist für die Öffentlichkeit ab morgen, Mittwoch, den 06.02.2019 bis einschließlich Sonntag (10.02.) zugänglich. Man sollte sich schon etwas Zeit nehmen und drei bis vier Stunden hierfür einplanen, damit man die Kunst auf sich wirken lassen kann. Es schadet auch nichts, sich hin und wieder eine kleine Pause auf dem ein oder anderen Sofa im Flur der Kunstakademie zu gönnen.


Weitere sehenswerte Arbeiten

Sven Raik Bernick
Sabrina Straub – wohin drehst du
Arjan Stockhausen – Künstlich intelligenter Gorilla Und Alzheimer Homo Sapiens Reden Nostalgisch Über Nie Erlebte Erinnerungen
Abschlusspräsentation YIJIE GONG






Konstantine Kakabadze
Sebastian Ax – 3d-Druck „Deconstruction“ (Vordergrund) u. #JustKeepDoing
Erik Ventket
Sebastian Ax
Elisabeth Schuhmann
Elisabeth Schuhmann
Lucie Gorzolka
Hyo, …. (Klasse Anzinger)



Copyright Fotos: Sven Blatt











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Kunstakademie Düsseldorf: Rundgang 2019

Kunstakademie Düsseldorf: Rundgang 2019

 
 

 
 

Rundgang 2019

Der jährliche „Rundgang“ der Kunstakademie Düsseldorf findet im Jahr 2019 vom 6. bis 10. Februar von jeweils 10.00 bis 20.00 Uhr statt. Für die Öffentlichkeit ist diese Semesterschlussausstellung ebenfalls ab 6. Februar 2019 geöffnet.

 
Kunstakademie Düsseldorf
Eiskellerstraße 1
40213 Düsseldorf
 

 

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Düsseldorfer Kunstakademie | Rundgang 2018: Kunst bis unter die Decke!


Düsseldorfer Kunstakademie
Rundgang 2018: Kunst bis unter die Decke

Sven Blatt

(Der Artikel wurde soeben um eine Galerie weiterer sehenswerter Werke ergänzt – siehe gegen Ende des Artikel)


In der Düsseldorfer Kunstakademie gibt es seit gestern beim sog. Rundgang im wahrsten Sinne des Wortes wieder Kunst „bis unter die Decke“ – und weil das anscheinend noch nicht ausgereicht hat, tauchten zwei Studenten mit ihrer Performance eben mal ab (schon zu Genüge durch die Schlagzeilenpresse gewandert, daher möchte ich an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen).

Bereits am Eröffnungstag – also unter der Woche – Schlagenbildung der kunstbegeisterten Pilger zum Eiskellerberg. Der Einlass gestaltet sich dann jedoch relativ zügig – so wie verlassende Besucher aus der Kunstakademie rauströpfeln werden auch wieder welche nachgefüllt.

Die der allgemeinen Öffentlichkeit noch bis zum Sonntag frei zugängliche alljährliche Leistungsschau teilen sich wie jedes Jahr die sich noch mitten im Studium befindlichen angehenden Künstler/ innen mit den Absolventen der Kunstakademie, denen man in ihrer jeweiligen Abschlusspräsentation selbstverständlich einen großzügigeren Platz einräumt. Der Anteil an Abschlusspräsenta-
tionen scheint dabei dieses Jahr gefühlt besonders groß zu sein.

Ansonsten präsentieren sich die einzelnen Klassen künstlerisch – und das meine ich positiv – sehr inhomogen. Während es in früheren Jahren durchaus möglich war anhand der Kunst eines Studenten auf seine Professorin oder Professoren zu schließen und die jeweilige „Schule“ einen sichtbar prägenden Einfluss hinterließ, ist dies heute so gut wie nicht mehr möglich (bis vielleicht auf die Klasse Fritsch, wo man dann doch eine gewisse Handschrift erkennt).

Das ist auch gut so, denn es soll schließlich neue Kunst entstehen und z. B. nicht nur ein weiterer Immendorff-Zögling. Auch wenn man sich der Kunstgrößen, die die Düsseldorfer Kunstakademie hervorge-
bracht hat, durchaus bewusst ist (und dieses Jahr davon einige Eingang in die aktuell gezeigten Werke fanden), will man erkennbar eigene Wege gehen.

Malerische Collage bekannter Düsseldorfer Kunstgrößen (darunter wohl auch der Werkkünstler selbst) – zu erkennen Lüpertz, Beuys und Immendorff

Auch in der Vermarktung der eigenen Kunst geht man mittlerweile neue Wege, weg aus der Ecke, wo man früher noch Aussagen hörte wie man mache Kunst um der Kunst willen und alles andere (wie die Finanzierung einer Existenz) würde erst mal nicht interessieren, hin zu einer immer professionelleren Selbstvermarktung schon bereits zu Studienzeiten. Wo früher noch – wenn überhaupt – gedruckte Visitenkarten lagen werden heute Flyer aus schwerem Hochglanzpapier drappiert und die Flure mit aufwändig produzierten Postern bestückt (fast schon tapeziert). Auch wurde gerade eine von Studenten initiierte Web-Galerie (www.kunstakademie.gallery) gelaunched.

Kritiker mögen das als Kommerzialisierung verunglimpfen, aber warum soll die Kunst davon verschont bleiben bzw. man ihr das nicht auch zugestehen, wo sich das Rad doch auch sonst aller Orten immer schneller dreht und von höchstrangigen „Vorbildern“ vorgelebt wird. Aber wer sagt denn auch, dass Kunst nur gut ist, wenn sie bei Hunger entstanden ist. Ob man allerdings in Sachen Selbstvermarktung so weit gehen muss wie Meral Alma, die gleich eine Videoproduktionsfirma inkl. zweier Kameraleute, Visagistin und Produzentin für den Dreh eines Imagevideos zum Rundgang in die Kunstakademie angeheuert hat, das sein mal dahingestellt.

Meral Alma „Schrein“

Die Entscheidung darüber muss jeder Künstler selbst für sich treffen. Es ist halt auch die Frage: wieviel Aufmerksamkeit brauche ich, um als Künstler Erfolg zu haben und ab wann schadet sie mir. Vielleicht ist das aber auch einfach nur ihr ganz normaler „Zirkus des Lebens“, wie Alma ihre Ausstellung betitelt hat.

Zirkus des Lebens

Es gibt dann aber wiederum auch die konträren Gegenbeispiele – namenlose, zumeist in den Fluren aufgehängte und dann trotzdem künstlerisch interessante Werke. Das soll es jetzt aber zu diesem Thema auch gewesen sein.

2 Flurporträts, Künstler „anonym“
Flurwerk, Künstler unbekannt
Flurwerk, Künstler unbekannt



Künstlerisch überzeugen dieses Jahr insbesondere die Klassen Grosse, Gursky und Anzinger.

Die Klasse Grosse hat es verstanden, den Ausstellungsraum als Gesamt-Kunstwerk zu inszenieren und dennoch die Einzelwerke gleichrangig nebeneinander zu stellen und dabei alle 3 Dimensionen mit einzubeziehen.

Ansicht Klasse Grosse

Die Klasse Gurski besticht durch ihre Professionalität und ihrem handwerklichen wie künstlerischen Perfektionismus. Hier nimmt ein großer 4K-Flach-TV eine räumlich zentrale Rolle ein, der den Betrachter mit der brilliant „produzierten“ gemeinsamen Videoarbeit „Apartment Monologue“ von Hedda Schattnik und Roman Szczesny in seinen Bann zieht.

Daneben faszinieren ebenso die Arbeiten von Alexander Romey sowie Lucia Sotnikova, die soeben den diesjährigen Absolventenpreis erhalten hat, ein mit einem Stipendium verbundenen Förderpreis, den die Freunde und Förderer der Kunstakademie Düsseldorf alljährlich vergeben.

Alexander Romey – Werk aus Abschlusspräsentation – Klasse Gursky
Alexander Romey – Werk aus der Abschlusspräsentation – Klasse Gursky



In der Klasse Anzinger sind insbesondere die Arbeiten von Nicolas Schützinger hervorzuheben. Die in Öl gehaltenen Werke gewähren einen Blick in häusliche, zum Teil intime Lebensmomente und halten dabei dennoch einen würdevollen Abstand, so dass in keinem Moment ein Gefühl von Voyeurismus entsteht. Der gekonnte Umgang mit Licht und Schatten und seine farbliche Umsetzung erzeugt dabei eine intensive, fast gefühlte räumliche Atmosphäre – handwerklich und künstlerisch bereits sehr ausgereift.

Nicolas Schützinger | Arbeit aus der Abschlusspräsentation | Klasse Anzinger
Nicolas Schützinger | Arbeiten aus der Abschlusspräsentation | Klasse Anzinger
Nicolas Schützinger | Arbeit aus der Abschlusspräsentation | Klasse Anzinger

Die Bildhauerklassen können nach dem Weggang einiger Absolventen im vergangenen Jahr nicht mehr ganz an das hohe Niveau der Vorjahre anknüpfen. Hier scheint man sich zumindest teilweise in einer Neufindungs- und Experimentierphase zu befinden. Aber auch dieses Jahr gibt es natürlich einige hervorzuhebenden Arbeiten. Hier nur einige Beispiele.



Joscha Bender
Mara Wagmann | „Zorn“
Malte Schwidessen
Aljoscha Lahner



Insgesamt ist es der Kunstakademie bzw. deren Studentinnen und Studenten mit dem Rundgang 2018 gelungen, dem noch jungen Düsseldorfer Kunstjahr nach der „Grossen NRW“ (s. unsere Besprechung) bereits jetzt schon ein weiteres Kunsthighlight zu schenken. Düsseldorf hat somit ein gutes Kunstjahr 2018 eingeläutet – und das quasi aus „eigenem Künstlermaterial“.

In diesem Sinne – auf ein weiter spannendes Düsseldorfer Kunstjahr 2018.


Galerie weiterer sehenswerter Arbeiten

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Der Rundgang geht noch bis diesen Sonntag und ist täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet .

KUNSTAKADEMIE Düsseldorf
Eiskellerstr. 1
40213 Düsseldorf



Allgemeine Hinweise zum Fotomaterial:

Die Fotos wurden ob der großen Beleuchtungs- und Perspektiven-
herausforderungen digital bearbeitet, so dass es sehr wahrschein-
lich zu gewissen Abweichungen bei der werkgetreuen Darstellung gekommen sein wird. Die Bearbeitung erfolgte aber sorgsam und nach bestem Wissen und Gewissen, es sollte aber kein Studiokatalog erwartet werden.

Die Rechte an den Fotos liegen bei dem Autor – eine Zweitverwer-
tung bedarf einer entsprechenden Genehmigung.

Ich bedanke mich bei den Studentinnen und Studenten für das zahlreiche und spannende Bildmaterial.





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Kunstakademie Düsseldorf: Rundgang 2017

Kunstakademie Düsseldorf: Rundgang 2017

Der jährliche „Rundgang“ der Kunstakademie Düsseldorf findet im Jahr 2017 vom 13. Bis 19. Februar statt. Für die Öffentlichkeit ist diese Semesterschlußausstellung ab 15. Februar 2016 geöffnet.

Öffnungszeiten während des Rundgangs:
Täglich von 9.00 bis 20.00 Uhr,
samstags und sonntags von 10.00 bis 20.00 Uhr.

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Kunstakademie Düsseldorf: Rundgang 2015


„Fick Dich, ich fahr nach Kalifornien“

Rundgang 2015 an der Düsseldorfer Kunstakademie

Von Marianne Hoffmann



Rita McBride ist die aktuelle Rektorin der altehrwürdigen Düsseldorfer Kunstakademie. Sie hat die Nachfolge von Tony Cragg angetreten, der gerade von der Akademie für seine Lehrtätigkeit und sein Engagement geehrt wurde. Vor ein paar Tagen konnten in einer langen Senatssitzung vakante Professorenstellen neu besetzt werden, doch die spielen für den aktuellen Rundgang keine Rolle.



Laura Sachs; Foto: Marianne Hoffmann, © KunstDuesseldorf.de
Laura Sachs; Foto: Marianne Hoffmann, © KunstDuesseldorf.de
Im Erdgeschoss reihen sich die Arbeiten der Abschlussklassen aneinander. Laura Sachs aus der Klasse von Prof. Kiecol präsentiert sensible Arbeiten zum Thema Form und Konstruktion. Dabei stellt sie sich die Frage: “Was verändert ein minimaler Eingriff an meinem Objekt?“ In ihrem Fall eine braun getönte Leinwand. Eine Stahlklammer am oberen Rand der Leinwand angebracht, verändert die Wahrnehmung. Ein Gitter aus unterschiedlichen Materialien setzt auf malerische Effekte durch Licht und Schatten. Ihr geht es wie dem Chirurgen, der mit einem minimalinvasiven Eingriff das optimale Ergebnis erzielen will, ohne den Patienten zu sehr zu belasten.

Ganz andere Gedanken hat der Kommilitone Sebastian Bathe mit seiner im selben Raum aufgestellten 3-teiligen Arbeit. Er setzt einen quadratischen gerahmten Betonsockel in die Mitte des Raumes, ordnet dahinter geometrisch zugeschnittene Holzplatten an, setzt eine weitere dahinter und endet mit einer Stahlstele an der Wand. Schwarzer Endpunkt der Raumbetrachtung. Es ist ein sehr differenziert ausgearbeitetes Werk, auf die Raumsituation zugeschnitten und trotzdem ist Sebastian Bathe uneins mit sich und dem Werk. Der Künstler steckt voller Selbstzweifel. Sein Gehirn komponiert ein Lied und eine neue Arbeit für einen anderen Raum und einen anderen Ausgangspunkt. Die Arbeit mit dem ungewöhnlichen Titel: „Fick Dich, ich fahr nach Kalifornien“ lässt auf alle Fälle auf mehr hoffen.

Sebastian Bathe, „Fick Dich, ich fahr nach Kalifornien“. Foto: Marianne Hoffmann, © KunstDuesseldorf.de
Sebastian Bathe, „Fick Dich, ich fahr nach Kalifornien“. Foto: Marianne Hoffmann, © KunstDuesseldorf.de

Viele der Studenten im Erdgeschoss der Akademie, die nun zum letzten Mal am Rundgang teilnehmen und ausstellen, sind selbstsicher genug zu wissen, dass sie ihren Weg gehen werden und das in Düsseldorf oder Duisburg oder Wuppertal, jedenfalls dort, wo sie sich Atelierräume leisten können. Berlin ist für sie keine Option.

Die Gänge in der Kunstakademie scheinen nicht enden zu wollen, und so freut man sich über Abwechslung auf den Fluren und den Abbiegungen, die sich anbieten, größere Werke an prominenter Stelle zu präsentieren. Daphne Stahl hat diese Gelegenheit genutzt, um eine Stahlskulptur Mensch in eine Art Hamsterrad zu fesseln. Eine Anspielung auf die Ausbildung in der Akademie oder das Leben? Wer wagt die Interpretation eines gefälligen Kunstwerkes?

Daphne Stahl; Foto: Marianne Hoffmann, © KunstDuesseldorf.de
Daphne Stahl; Foto: Marianne Hoffmann, © KunstDuesseldorf.de

Micha Jönke aus der Klasse Deacon, zeigt eine Arbeit, die schon 7 Jahre alt ist, aber niemals vorher zu sehen war. Er hat sie konstruiert, mit seinem Kunststudium begonnen und die Arbeit auf den Dachboden verbannt. Da Micha Jönke auch Architektur studiert hat, versteht er seine Arbeit als Schnittstelle zwischen Architektur und Kunst. Auf einem Gerüst aus schmalen Stahlstreben und einer Platte stehen höchst banal ein Reihenhaus und ein zweites Haus. Es soll ein Haus am See sein. Die Architektur der Häuser weist weder das Reihenhaus noch das Haus am See als solches aus, dafür ist die Architektur zu futuristisch konzipiert.

Micky Damm setzt sein Wissen über Malerei und Raumskulptur ganz anders um. Er stellt ein simples Regal auf. In den Standardfächern aus dem Baumarkt liegen Leinwände, die pastose Monochromie wahrnehmen lassen.

Micky Damm; Foto: Marianne Hoffmann, © KunstDuesseldorf.de
Micky Damm; Foto: Marianne Hoffmann, © KunstDuesseldorf.de

„And the years shall run like rabbits“. Unter diesem Titel präsentiert Nina Nowak eine Raumskulptur in Beton, Stahl, gekrönt durch eine Pflanze, während Kollegin Thea Heise auf Malerei und Lithografie setzt. Arbeiten in Holz, zum Teil grell lackiert, mit geriffelter Gummisohle unterfüttert, so zeigt Katharina Beilstein ihre Variationen zum Thema Schuh. Das Ensemble trägt den bezeichnenden Titel „platforms“ und präsentiert, was Holzskulptur im 21. Jahrhundert bedeuten kann. Das Verwirrspiel der Sinne, das sie in ihrer Präsentation zeigt, prägt sich nicht nur Frauen ein.

Katharina Beilstein; Foto: Marianne Hoffmann, © KunstDuesseldorf.de
Katharina Beilstein; Foto: Marianne Hoffmann, © KunstDuesseldorf.de



In der Abschlussklasse von Prof. Katharina Fritsch verwirklichen Anna Szermanski und Thorsten Schoth ihre Ideen zu Positionen der Kunst der Jetzt-Zeit. Während Anna Szermansky große Leinwände mit Skeletten malerisch, bunt und blumig befüllt, setzt Thorsten Schoth auf weißen Gips und das Thema Gender und Theater. Eine klassische Skulptur der Antike, die im Begriff ist ein Mieder anzulegen, spiegelt eine Frau beim Ankleiden vor, doch sieht man ihr ins Gesicht, sieht man einen zarten Jüngling, der das Mieder mit elegantem Schwung an seinen Körper zieht. Seine Kulisse ist ein in den Himmel ragendes Banner, das eben jenen symbolisiert.

Thorsten Schoth; Foto: Marianne Hoffmann, © KunstDuesseldorf.de
Thorsten Schoth; Foto: Marianne Hoffmann, © KunstDuesseldorf.de

Tobias Nink ist ein Künstler, der sich mit dem befasst, was unsere Eltern uns hinterlassen, und womit wir nur noch Sperrmüll sehen. Aus diesem Sperrmüll kreiert Tobias Nink schlanke Stelen auf hohen Beinen. Einen alten Emaillegasherd hat er mit der Flex so verschlankt, dass man ihn als Einplattenherd scheinbar nutzen kann. Aber auch er zeigt mit dieser Installation sein Abschlusswerk.

Malerei, Skulptur, Rauminstallation, freie Improvisation, die Grenzen sind fließend. Die Vielfalt der künstlerischen Vorgehensweisen ist klassenübergreifend. Die Zuordnung zu den Professoren steht allein an der „Klassentür“. Und differiert von Stockwerk zu Stockwerk. Wie weit noch gelernt, gearbeitet und ausgearbeitet werden muss, zeigt sich besonders in den Klassen der Malerei. Hier sind die Unterschiede zum Teil so eklatant, dass man den Worten von Rita McBride gerne Nachdruck verleihen möchte: „Es ist aber gut, wenn sich die Trennung in Sparten auflöst. Ich bin zum Beispiel Professorin für Bildhauerei, aber in meiner Klasse wird viel gemalt. Ausgangspunkt müssen die Ideen der Studenten sein“. Doch was ist, wenn Ideen vorhanden, aber an der Technik noch sehr gefeilt werden muss. Reicht es dann schon zum Rundgang? Immerhin eine Ausstellung, die Massen anzieht. Und sie fährt fort: “Wir geben ihnen ein Vokabular, um ihre Ideen auszudrücken.“ Dass sie dieses Vokabular erreichen, zeigen die Arbeiten von Meisterschülern und jenen schon beispielhaft beschriebenen Abschlussklassen.

Wer nach klaren Aussagen in der Kunstakademie Düsseldorf sucht, sollte auf jeden Fall die Klasse für Bühnengestaltung und Baukunst besuchen. Ein Hochhaus in Düsseldorf neu zu interpretieren, die Erweiterung der Landesbibliothek in Berlin zu überdenken oder die Ringstraßen am Dortmunder Wall macht nicht nur Sinn, sondern reizt die Sinne.

Die Tage der Rundgänge fordern den Besucher heraus, die Frage wieviel Kreativität, Talent und Potential in diesem ehrwürdigen Haus steckt und wieviel grandioses Erbe es zu überbieten gilt, begleiten den Rundgang. Und wem das alles zu viel wird, der sollte vielleicht doch nach Kalifornien ziehen.




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Anmerkung der Redaktion: Der Rundgang geht noch bis morgen (Sonntag, 8. Feb). Der Eintritt ist frei. Kunstakademie Düsseldorf, Eiskellerstr. 1, 40213 Düsseldorf.

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