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Skulpturenpark Waldfrieden – Doppeleröffnung: Ian McKeever und Michael Sandle (8.2.2020)

 

 

Skulpturenpark Waldfrieden – Doppeleröffnung: Ian McKeever und Michael Sandle (8.2.2020)

Gleich zwei bedeutende Vertreter der britischen Kunst zeigt der Skulpturenpark Waldfrieden ab dem 8. Februar. Es sind Ian McKeever und Michael Sandle.
Vom 8. Februar bis zum 1. Juni zeigt der Skulpturenpark Waldfrieden in einer Ausstellung mit dem Titel „Sculpture“ eine Auswahl großformatiger Skulpturen und Modelle des britischen Bildhauers Michael Sandle.

Achtung: Parallel wird die Ausstellung „Sculpture“ mit Arbeiten des britischen Künstlers Ian McKeever eröffnet. Informationen hierzu erfolgen demnächst.


Michael Sandle erforscht in seinem Werk Bilder von Gewalt, bewaffneten Konflikten, Sterblichkeit und Gedenken. Als leidenschaftlicher Pazifist bringt er die Geschichten und Ideologien von Kriegen in aller Deutlichkeit zum Ausdruck; stets ringt er damit, wie sich die Formen und Erzählweisen der Skulptur zu den Geschichten und Ideologien solcher Konflikte verhalten können. „Ein Denkmal“, bemerkt Sandle dazu, „ist eine Scheinerinnerung. Es geht um die Frage, woran erinnert wird und was eine Gesellschaft für denkwürdig hält.“

Als Reaktion auf die Schrecken unseres Zeitalters beschäftigen sich Sandles Skulpturen mit dem Gebrauch und Missbrauch von Macht in globalen Kampfhandlungen, Politik und Kultur. In der Wahl seiner Themen ist Sandle kompromisslos. Er zeigt Bilder von Gewaltakten und Brutalität und deren Folgen und fordert dazu auf, über die tragischen Auswirkungen menschlicher Konflikte nachzudenken, in denen es keine Gewinner geben kann.

 

Michael Sandle, The Sound of your Silence, 2009, Foto: Flowers Gallery
Michael Sandle, The Sound of your Silence, 2009, Foto: Flowers Gallery

Die Ausstellung umfasst eine Gruppe von bedeutenden Arbeiten und bietet einen repräsentativen Überblick über mehr als drei Jahrzehnte seines bildhauerischen Schaffens, darunter Caput Mortuum: A Commentary (1983), The Drummer (1985), Queen of the Night (1999), Iraq – The Sound of Your Silence (2009) und As Ye Sow So Shall Ye Reap: An Allegory (2015). In vielen Werken finden sich maskierte und verhüllte Gestalten. So stellt die behelmte Figur in As Ye Sow So Shall Ye Reap: An Allegory Jesus dar, dessen Gesichtszüge auf dem Gemälde The Light of the World (1851–1853) von William Holman Hunt beruhen. Sandle ist seit Langem fasziniert von der Symbolkraft bekannter und anonymer menschlicher Körper, die ebenso individuelle Subjektivität wie auch gemeinsame universelle Erfahrungen angesichts von kriegerischen Auseinandersetzungen vermitteln können. Zwei seiner jüngeren Skulpturen, Iraq – The Sound of Your Silence, eine bewegende Reaktion auf den Irakkrieg aus dem Jahr 2009, und As Ye Sow So Shall Ye Reap: An Allegory, die 2015 entstand, erinnern an die unschuldigen Zivilisten (und insbesondere an die Kinder), die ihr Leben im Kreuzfeuer heutiger Kampfhandlungen verloren haben.

Neben diesen großformatigen Werken wird eine Reihe kleinerer Modelle und Maquetten gezeigt, die als Entwürfe für Skulpturen im öffentlichen Raum entstanden, darunter The Suicide or He took the ,A‘ Train (1995/99) und Maquette for ,Animals in War‘ Memorial (1999).

 

Über Michael Sandle

Michael Sandle (*1936) studierte von 1951 bis 1954 an der Douglas School of Art and Technology, Isle of Man, und von 1956 bis 1959 an der Slade School of Fine Art in London. Seit den 1970er Jahren hat er zum großen Teil in Deutschland gelebt und gearbeitet. Von 1973 bis 1977 war er Dozent für Skulptur an der Fachhochschule für Gestaltung in Pforzheim, wo er von 1977 bis 1980 eine Professur innehatte. 1974/75 erhielt er ein DAAD-Stipendium für einen Arbeitsaufenthalt in Berlin; von 1980 bis 1999 war er Professor für Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe.

Er wurde 1990 zum Mitglied der Royal Academy und 1994 zum Fellow of the Royal Society of British Sculptors gewählt. Zu seinen Einzelausstellungen gehören u. a. Twentieth Century Memorial, Duveen Gallery, Tate Britain; Memorials for the Twentieth Century, Tate Liverpool; Malta Siege Memorial, Imperial War Museum, London, und eine Retrospektive in der Whitechapel Gallery, London; europäische Einzelausstellungen wurden u. a. im Mannheimer Kunstverein und im Württembergischen Kunstverein, Stuttgart, gezeigt. Er nahm an zahlreichen internationalen Gruppenausstellung teil, darunter an der 5. Paris-Biennale, an der documenta 4 und documenta 6 in Kassel sowie an der Biennale von São Paulo. Zuletzt wurde sein Werk in der Einzelausstellung Monumental Rage im Grosvenor Museum 2018 gezeigt. Zu seinen bekanntesten Auftragsarbeiten im öffentlichen Raum gehören St George and the Dragon, Blackfriars, London; das International Maritime Organization Seafarers’ Memorial, Albert Embankment, London; die Belgrano Medal – a Medal of Dishonour, British Art Medallic Society, und The Malta Siege Memorial, Grand Harbour, Valletta. Zurzeit sind Werke von Michael Sandle in der Tate Britain zu sehen. Darüber hinaus befinden sich Sandles Werke u. a. in folgenden Sammlungen: Arts Council of Great Britain; Australian National Gallery, Canberra; British Council; Dallas Museum of Art, USA; British Museum; Cass Sculpture Foundation, Goodwood; Hakone Open Air Museum, Japan; Imperial War Museum, London; Metropolitan Museum, New York, und Victoria & Albert Museum, London.





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Joan Miró – Skulpturenpark Waldfrieden Wuppertal


Joan Miró – Skulpturenpark Waldfrieden Wuppertal

Joan Miró, Tête, 1974. © Successió Miró _ ADAGP, Paris and DACS, London 2012. Courtesy Yorkshire Sculpture Park. Photo © Jonty Wilde.jpg
Joan Miró, Tête, 1974. © Successió Miró _ ADAGP, Paris and DACS, London 2012. Courtesy Yorkshire Sculpture Park. Photo © Jonty Wilde.jpg



Ausstellung

Joan Miró
Skulpturen 1970-82
24. August bis 24. November 2019



Anfangs noch vom Dadaismus und Surrealismus beeinflusst, vollzog der spanische Künstler Joan Miró Mitte der 1920er Jahre einen grundlegenden Stilwechsel, der ihn zu einem der bedeutendsten Vertreter der Klassischen Moderne machte.

Als Maler und Bildhauer schuf der in Barcelona geborene Künstler ein bedeutendes Œuvre, das in einer Reihe mit Werken von Pablo Picasso, Henri Matisse und Georges Braque steht. Späte, vor allem großformatige Arbeiten der Jahre 1970-82 werden ab 24. August bis 24. November 2019 im Skulpturenpark Waldfrieden zu sehen sein. Die Ausstellung findet in Kooperation mit dem Yorkshire Sculpture Park statt.

Joan Miró (1893-1983) gehört zu den Künstlern, die die klassischen Moderne begründet haben. Nach seinem Kunststudium in Barcelona setzt sich sein anfänglich noch gegenständliches Schaffen ab den 20er Jahren zunehmend mit den von Frankreich aus die Welt erobernden Kunstströmungen auseinander. Mit seiner Übersiedlung nach Paris zeigt sein Werk zunächst noch fauvistische und kubistische Einflüsse, bevor er sich dem Surrealismus anschließt. Wie andere namhafte Künstler seiner Zeit betätigt er sich nicht nur als Maler und Grafiker, sondern mit zunehmendem Alter auch als Keramiker. Ebenso bedeutsam ist sein bildhauerisches Schaffen, das einen wesentlichen Teil seines OEuvres ausmacht.



Ausstellung:
Joan Miró, Skulpturen 1970-82
24. August bis 24. November 2019

Öffnungszeiten: April bis Oktober: Die–So, 11–18 Uhr, November bis März: Fr–So, 11–17 Uhr, Der Skulpturenpark Waldfrieden ist an allen Feiertagen geöffnet.



Eröffnung (öffentlich): Freitag, 23. August 2019 um 17 Uhr, mit Joan Punyet Miró (Enkel von Joan Miró) und Tony Cragg.



Skulpturenpark Waldfrieden
Hirschstraße 12
42285 Wuppertal
http://skulpturenpark-waldfrieden.de



Weitere Termine:

Sonderführung zur Ausstellung
25. August, 22. September und 20. Oktober, jeweils 13-14:30 Uhr
Die Führung stellt die Werke der Wechselausstellungen im Detail vor: Vom künstlerischen Entstehungsprozess über inhaltliche Aspekte der Arbeiten und zeigt in einem anschließenden Rundgang durch den Park anhand von ausgewählten Werken Berührungspunkte zu anderen Bildhauern auf.

Parkgespräche
Joan Miró: Lebendige Skulpturen
13. September, 16-17:30 Uhr
Während des moderierten Waldspaziergangs in lockerer Atmosphäre, steuert die Gruppe ausgewählte Skulpturen und Aussichtspunkte an und kommt gemeinsam ins Gespräch. Das Ziel ist, sich über das Gesehene offen auszutauschen, Fragen zu stellen und den Blick zu schärfen, um so ein individuelles Verständnis zur Bildhauerei zu entwickeln. Das Parkgespräch findet seinen Abschluss bei einem gemeinsamen Kaffee oder Saftschorle im Café Podest.

Familienführung
Rätselhafte Formen: Joan Miró
26. Oktober, 13-14:30 Uhr
Das Vermittlungsangebot für Familien bietet einmal monatlich von April bis Oktober samstags um 13
Uhr ein abwechslungsreiches Programm zur Dauer- oder Wechselausstellung. Mit besonderem Fokus
auf die jüngsten Besucher findet nach einem Rundgang durch den Park je nach Format eine kleine
praktische Arbeit statt.

Ferienkurs
Rätselhafte Formen ab 8 Jahre
Dienstag, 15. bis Donnerstag 17. Oktober 2019, jeweils: 10-13 Uhr
Der Bildhauer Miró hat einmal gesagt: „Formen bringen andere Formen hervor, verwandeln sich permanent in etwas anderes.“ Wir schauen uns an, wie sich aus Quadraten, Rechtecken, Punkten und Linien Gesichter verwandeln können und probieren es selbst aus.



Zu Barcelona, dem Geburtsort von Miró verweisen wir auch auf unseren eigenen Artikel: „Barcelona – eine Stadt der Kunst, der Architektur und des Designs„.



Die Cragg Foundation

Die Gründung und Einrichtung des Skulpturenparks ist der privaten Initiative des in Wuppertal lebenden britischen Bildhauers Tony Cragg zu verdanken. Dreißig Jahre nach Beginn seiner Ausstellungstätigkeit suchte er nach einem dauerhaften Ausstellungsgelände für Skulptur im Freien und entdeckte das verwaiste Anwesen Waldfrieden, das er 2006 erwarb. Noch im selben Jahr begann die Umgestaltung von Parkanlage und Gebäuden, die nach langem Leerstand umfassend saniert und modernisiert werden mussten. In Wertschätzung der historischen Anlage wurden vorhandene Bausubstanz und materieller Bestand möglichst weitgehend erhalten, und trotz Umrüstung von Park und Gebäuden für die neue Nutzung blieb ihre geschichtliche Dimension bewahrt. 2008 wurde der Skulpturenpark in der Trägerschaft einer gemeinnützigen Stiftung der Familie Cragg eröffnet. Er beherbergt eine stetig wachsende Skulpturensammlung, darunter Ausschnitte aus dem umfangreichen Werk Tony Craggs. Begleitend werden in Wechselausstellungen Werke international bedeutender Künstler gezeigt, Vorträge zu kulturwissenschaftlichen Themen angeboten und Konzerte veranstaltet. Darüber hinaus ist die Cragg Foundation auch der Forschung und Publikation zur Bildenden Kunst gewidmet.


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Skulpturenpark Waldfrieden (Wuppertal): Arbeiten von Stephan Balkenhol (ab 12.7.)


Skulpturenpark Waldfrieden

Stephan Balkenhol 12. Juli 2014 bis 12. Oktober 2014




Stephan Balkenhol lebt und arbeitet in web_Stephan_Balkenhol_2013Kassel, Karlsruhe, Meisenthal (Frankreich) und Berlin. Er wurde 1957 im hessischen Fritzlar geboren, absolvierte 1976 in Kassel sein Abitur und studierte anschließend bei Ulrich Rückriem an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg (1976–1982). Nach Lehraufträgen ebendort und an der Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in Frankfurt a. M. lehrt Balkenhol seit 1992 als Professor für Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe.

Seit 1983 sind seine Werke in zahlreichen Ausstellungen in Galerien und Museen weltweit zu sehen, unter anderem in großen Einzelausstellungen in den Deichtorhallen Hamburg (2008/09) und im Musée de Grenoble (2010/11). Balkenhols Werk zeichnet sich durch das Bestreben des Künstlers aus, die Skulptur von politischen, religiösen oder allegorischen Implikationen zu befreien und die figurative Skulptur neu zu begründen. Mit den für den öffentlichen Raum realisierten Arbeiten lässt sich Balkenhol auch auf historisch aufgeladene Orte ein und nimmt auf diese formal und inhaltlich Bezug.

2009 realisierte Balkenhol mit dem Balanceakt, der zur Erinnerung an den geschichtsträchtigen Mauerfall vor dem Axel-Springer-Hochhaus in Berlin aufgestellt wurde, eine Arbeit, die den Umgang mit der gewonnenen Freiheit als etwas stets Unsicheres und Schwankendes thematisiert.

Stefan Balkenhol, Satyr, 2014 Wawaholz, farbig gefasst / Wawa wood, coloured 202 x 100 x 100 cm ©Stefan Balkenhol
Stefan Balkenhol, Satyr, 2014
Wawaholz, farbig gefasst / Wawa wood, coloured
202 x 100 x 100 cm
©Stefan Balkenhol

Ebenfalls 2009 konzipierte Balkenhol für das Forum Romanum in Rom den großen männlichen Torso Sempre più … (Immer mehr …), der in seiner Bildsprachlichkeit an die Antike anknüpft, dem Betrachter aber zugleich heutig und gegenwärtig zublinzelt. Mit der skeptisch blickenden Skulptur, die einem See von Münzen zu entsteigen oder in diesem zu versinken scheint, thematisiert Balkenhol ohne moralischen Zeigefinger oder in illustrativer Verkürzung das Phänomen der Maßlosigkeit, welches sich in allen Gesellschaften und Individuen wiederfinden lässt. 2011 wurde Sempre più … anlässlich der Salzburger Festspiele im Mozarteum in Salzburg gezeigt. 2012 war der Männertorso aus Zedernholz im Innenhof der St.-Elisabeth-Kirche in Kassel zu sehen und damit Teil einer Ausstellung, die parallel zur Documenta 13 lief. Ebenfalls zur Ausstellung gehörte eine von Balkenhol in den Kirchturm integrierte Figur, die – zunächst umstritten – mittlerweile ein fester Bestandteil des Kasseler Stadtbildes geworden und zum Symbol für die Autonomie der Kunst avanciert ist.

Für Leipzig schuf Balkenhol ein Denkmal für Richard Wagner, das 2013 anlässlich des 200. Geburtstages des Komponisten eingeweiht wurde. Eine besondere Herausforderung lag bei dieser Auftragsarbeit darin, den über einhundert Jahre alten Entwurf des Künstlers Max Klinger in die Arbeit zu integrieren und gleichzeitig die zu Recht zwiespältig rezipierte Person Wagners im 21. Jahrhundert zu würdigen.

Auf Einladung der deutschen Botschafterin in Paris bespielte Balkenhol 2013 die geschichtsträchtige Residenz der Deutschen Botschaft im Palais Beauharnais, in der sich seit zweihundert Jahren die deutsch-französischen Beziehungen spiegeln. Zu Beginn des Jahres 2014 zeigte Balkenhol neue Arbeiten in einer Einzelausstellung in Singapur.

Zur Ausstellung erscheinen eine Broschüre und ein Plakat.





Skulpturenpark Waldfrieden
Hirschstraße 12
42285 Wuppertal
Tel. +49 (0) 202 47898120
Fax +49 (0) 202 478981220
mail@skulpturenpark-waldfrieden.de
www.skulpturenpark-waldfrieden.de

Öffnungszeiten
März bis Oktober: Dienstag bis Sonntag, 10-19 Uhr
November bis Februar: Freitag bis Sonntag, 10-17 Uhr
Der Skulpturenpark Waldfrieden ist an allen Feiertagen geöffnet



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Anthony Cragg – Drei neue Außenskulpturen für Salzburg


Anthony Cragg – Drei neue Außenskulpturen

Start des „Kunstprojektes Krauthügel“ in Salzburg



Ausstellungseröffnung: 6. Juni 2014 / 11.00 Uhr, Krauthügel Salzburg
Brunnhausgasse / Ecke Hans-Sedlmayrweg (Krautwächterhäusl)


Ausstellungsdauer: 7. Juni bis 29. September 2014
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Tony Cragg - "Runner"   Fotorechte: © Salzburg Foundation, Foto: Stefan Zenzmaier Bildrechte: © für die Werke: Anthony Cragg
Tony Cragg – „Runner“
Fotorechte:
© Salzburg Foundation, Foto: Stefan Zenzmaier
Bildrechte:
© für die Werke: Anthony Cragg

Die Salzburg Foundation präsentiert drei neue Skulpturen von Anthony Cragg. Nach dem 10-Jahres-Projekt „Walk of Modern Art“ folgt nun das auf fünf Jahre angelegte „Kunstprojekt Krauthügel“ – mit jährlich jeweils einer temporären Ausstellung für den öffentlichen Raum unterhalb der Festung Hohensalzburg auf 80.000 m2 Grünfläche.

Der Präsident der Salzburg Foundation, Karl Gollegger, und der künstlerische Leiter Walter Smerling haben in enger Kooperation mit der Erzabtei St. Peter eine entsprechende Vereinbarung für die nächsten fünf Jahre getroffen und sind über die Reaktion des Künstlers Anthony Cragg sehr erfreut. Er hat eigens für Salzburg drei neue Bronzeskulpturen geschaffen: „Points of View“, „Runner“ und „Mixed Feelings“.

Tony Cragg - "Points Of View"  Fotorechte: © Salzburg Foundation, Foto: Stefan Zenzmaier Bildrechte: © für die Werke: Anthony Cragg
Tony Cragg – „Points Of View“
Fotorechte:
© Salzburg Foundation, Foto: Stefan Zenzmaier
Bildrechte:
© für die Werke: Anthony Cragg

Wir freuen uns, Sie zu dieser „Kunstpremiere“ im öffentlichen Raum auf den Krauthügel einladen zu dürfen. Am Freitag, dem 6. Juni um 11.00 Uhr wird die Ausstellung Anthony Cragg – Drei neue Außenskulpturen auf dem Krauthügel Salzburg unterhalb der Festung Hohensalzburg in Anwesenheit des Künstlers durch den Präsidenten der Salzburg Foundation, Karl Gollegger, den Vorsitzenden der Stiftung für Kunst und Kultur, Walter Smerling, Erzabt Korbinian Birnbacher und Landeshauptmann Wilfried Haslauer eröffnet.

Für den Künstler Anthony Cragg ist der Krauthügel ebenfalls eine Premiere, denn bislang hat er seine Kunstwerke dort noch nicht gesehen, auch nicht im Modell. Dennoch war er sofort vom Ort überzeugt und erläutert die Inspiration für seine Skulpturen:

„So sehr man sich über eine eigene Sichtweise freut, ist es oft ein einsamer Tanz“, lautet die Deutung des Künstlers für die Skulptur Points of View (2013), eine dreiteilige Arbeit mit den Maßen 690x233x208 cm, 695x205x253 cm, 700x165x18 cm und einem Gewicht von à 3 Tonnen.

Tony Cragg - "Runner"  Fotorechte: © Salzburg Foundation, Foto: Stefan Zenzmaier Bildrechte: © für die Werke: Anthony Cragg
Tony Cragg – „Runner“
Fotorechte:
© Salzburg Foundation, Foto: Stefan Zenzmaier
Bildrechte:
© für die Werke: Anthony Cragg

Runner, so der Künstler, „vermittelt mir das Gefühl, das man in dem Moment hat, in dem man denkt, man weiß wo es langgeht, aber dabei erahnt, möglicherweise in die falsche Richtung zu laufen. Dies bezieht sich häufig nicht nur auf die kleinen persönlichen Dinge, sondern oft auch auf die großen Bewegungen und Tendenzen, die man allgemein um sich spürt.“ Runner (2013) hat die Maße 360x251x146 cm und ein Gewicht von ca. 2,5 Tonnen.

Mixed Feelings beschreibt die vielfältigen Gefühle Anthony Craggs. „Die Positiven setzen sich aus einer großen Zahl positiver und negativer Ergebnisse zusammen, die sich zu einer scheinbaren Ansicht vereinigen. Einfach dargestellt – Fusion und Konfusion“. Mixed Feelings (2012) weist die Maße 550x236x224 cm und ein Gewicht von etwas mehr als 4 Tonnen auf.

Tony Cragg - "Mixed"  Fotorechte: © Salzburg Foundation, Foto: Stefan Zenzmaier Bildrechte: © für die Werke: Anthony Cragg
Tony Cragg – „Mixed Feelings“
Fotorechte:
© Salzburg Foundation, Foto: Stefan Zenzmaier
Bildrechte:
© für die Werke: Anthony Cragg

Die Präsentation von Drei neue Außenskulpturen stellt die zweite Zusammenarbeit des englischen Bildhauers mit der Salzburg Foundation für Salzburg dar. Bereits im Jahr 2008 wurde sein Werk „Caldera“ als siebtes Kunstprojekt des „Walk of Modern Art“ auf dem Makartplatz präsentiert. Seit 2013 befindet sich das Kunstwerk im Eigentum der Würth-Gruppe und ist der Öffentlichkeit und der Stadt Salzburg als Leihgabe zur Verfügung gestellt.

Anthony Cragg wurde 1949 in Liverpool geboren und zog nach dem Kunststudium nach Deutschland. Seit den späten 70er Jahren lebt er in Wuppertal, wo der Bildhauer 2006 einen

15 Hektar großen verwilderten Park mit der denkmalgeschützten Villa Waldfrieden erwarb, um hier den Skulpturenpark Waldfrieden aufzubauen. Im September 2008 wurde der Skulpturenpark eröffnet. Er zeigt Werke von Anthony Cragg und organisiert wechselnde Ausstellungen zu anderen internationalen Bildhauern.



Der Künstler ist Träger des renommierten Turner Prize und hat 2007 den Praemium Imperiale für Skulptur erhalten. Ab 1979 lehrte er an der Kunstakademie Düsseldorf, seit 1988 als Professor, um im Jahr 2001 als Professor für Bildhauerei an der Hochschule der Künste in Berlin zu beginnen. Seit 1994 ist er Mitglied der Royal Academy of Arts, London, und seit 2002 Mitglied der Akademie der Künste, Berlin. Außerdem wurde er im selben Jahr in den Stand eines Commander of the British Empire (CBE) erhoben. Er war Prorektor und seit 2009 Rektor der Kunstakademie Düsseldorf; in dieser Funktion folgte er Markus Lüpertz. Am 1. August 2013 gab er das Amt an Rita McBride ab. 2009 wurde Anthony Cragg in die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste gewählt.



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SUGAR im KIT – ab 16.11. Positionen aus der Klasse Prof. Katharina Fritsch

KIT (Düsseldorf) – Ausstellung Sugar

Positionen aus der Klasse Prof. Katharina Fritsch

Klasse Prof. Katharina Fritsch, Foto © Sven Blatt
Klasse Prof. Katharina Fritsch, Foto © Sven Blatt

Ab morgen gibt es nicht nur oben im Café des KIT, sondern auch in den unterirdischen Ausstellungsräumlichkeiten „Süßes“ – das KIT (Kunst im Tunnel, ein zu einem kleinen Ausstellungsraum umgewidmeter, nicht benutzer Tunnelteil der U-Bahn an der Rheinufer-Promenade) zeigt dort die Ausstellung „Sugar“, eine Gruppenausstellung, bespielt mit Werken aus der Klasse von Prof. Katharina Fritsch. Der etwas surreale Titel sei aber eher zufällig entstanden, in ihm soll auch die Leichtigkeit und die Lebensfreude der Jugend mitschwingen, angesichts des noch fast jugendlichen Alters der ausstellenden Künstler. So sei auch die Typografie des Schriftzugs „Sugar“ dem Vor-/Abspann des Filmes „American Gigolo“ (dt. Titel „Ein Mann für gewisse Stunden“) entnommen, dem letzten Film, der im Pre-AIDS-Zeitalter noch eine unbeschwerte Freizügigkeit propagierte und eine gewisse Wendemarke darstellte – soweit das Marketingtechnische zu dieser Ausstellung, nun zur Ausstellung selbst.

Gezeigt werden höchst unterschiedliche Arbeiten von 13 Künstlerinnen und Künstler der Kunstakademie Düsseldorf, Klasse Prof. Katharina Fritsch in Anlehnung an die bereits seit längerem bestehende Ausstellungsreihe „Meisterschüler“ – da aber noch nicht alle ausstellenden Künstler „Meisterschüler“ sind, als quasi Erweiterung dieser Reihe auf eine Klassenausstellung. Prof. Katharina Fritsch, die beim Pressetermin zugegen war, betonte jedoch, dass es ihr bei der Auswahl der teilnehmenden Nachwuchskünstler wichtig war, die Künstler nicht verfrüht der Öffentlichket zu präsentieren. So würden nur Künstler gezeigt, bei denen aufgrund einer bereits erkennbaren Eigenständigkeit, einer fortgeschritteneren Arbeit vom Beginn eines Werkes gesprochen werden könnte. Einzelne der ausstellenden Künstler sind jedoch bereits keine Studenten der Kunstakademie mehr, sondern seien „bereits in der freien Wildbahn“, so Fritsch, und weiter „nur leider nicht in Düsseldorf“, sondern z. B. in Köln und Berlin. Berlin sei eben z. Zt. noch immer ein gewisser Magnet, was die Kunst betrifft. Gertrud Peters, die in die Ausstellung einführte meinte dann ergänzend, dass aber auch bereits rückkehrende Tendenzen festzustellen seinen.

Kondo Masakazu |  Orang-Utan, 2013, Kugelschreiber auf Papier 140 x 140 x 2 cm |  Goldfisch O4, 2013 Kugelschreiber auf Papier
Kondo Masakazu | Orang-Utan, 2013, Kugelschreiber auf Papier 140 x 140 x 2 cm | Goldfisch O4, 2013
Kugelschreiber auf Papier, Foto © Sven Blatt

Die Arbeiten selbst gewegen sich nicht nur im Bereich der Bildhauerei im engeren, klassischen Sinne. Sie reichen von mit farbigen Kugelschreibern geradezu akribisch gezeichneten Tierporträts des aus Japan stammenden Künstlers Masakazu Kondo über durch ihre perspektifische Wirkung dredimensional wirkenden Collagen Anna Lena Antons zu den „topografische Gipslandschaften“ von Annika Burbank bis hin zu ihre Statik und Räumlichkeit betonende Werke, wie die von Marius Wübbelings, die durch ihre Präsenz und ihren Rhytmus den Raum strukturieren oder das Werk „Sofa & Kissen“ von Thorsten Schoths, welches in der Andeutung von Gebrechlichkeit zwar die (künstlerische) Unsicherheit nach den Worten von Schoths versinnbildlichen soll, durch seine großartige dreidimensionale Präsenz aber dennoch selbstsicher in sich ruht.

Anna Lena Anton | Module, 2013 | Fotocollage | 129 x 288 cm
Anna Lena Anton | Module, 2013 | Fotocollage | 129 x 288 cm | Foto © Sven Blatt
Im Vordergrund: Annika Burbank, Landscape V (Pentagon), 2013, Acrylglas, Gips 110 x 151 x 162 cm
Im Vordergrund: Annika Burbank | Landscape V (Pentagon), 2013 | Acrylglas, Gips 110 x 151 x 162 cm | Foto © Sven Blatt
Marius Wübbeling, o. T., 2013 | Stahl, MDF, Lack | 200 x 150 x 150 cm
Marius Wübbeling, o. T., 2013 | Stahl, MDF, Lack | 200 x 150 x 150 cm, Foto © Sven Blatt
Thorsten Schoth | Sofa  Kissen, 2013 | Gips, Wachs, Pigmente, Anröchter Sandstein | Kissen ca 50 x 50 x 20 cm, Sofa ca 100 x 110 x 50 cm
Thorsten Schoth | Sofa Kissen, 2013 | Gips, Wachs, Pigmente, Anröchter Sandstein | Kissen ca 50 x 50 x 20 cm, Sofa ca 100 x 110 x 50 cm, Foto © Sven Blatt
Thobias Przybilla | Fuel, 2013 | Aluminium, Leuchtmittel, Plexiglas, Folie, MDF, Farbe | 195 x 126 x 24 cm
Thobias Przybilla | Fuel, 2013 | Aluminium, Leuchtmittel, Plexiglas, Folie, MDF, Farbe | 195 x 126 x 24 cm | Foto © Sven Blatt
v. l., Marius Wübbeling, o. T. | Anna Lena Anton, "Zwischenspeicher" & "Module" | Foto © Sven Blatt
v. l., Marius Wübbeling, o. T. | Anna Lena Anton, „Zwischenspeicher“ & „Module“ | Foto © Sven Blatt





Last but not least setzen die drei Wölfe oder „Sung Manitu Tanka“, wie der aus dem Indianisch stammende Originaltitel des Werkes von Mercedes Neuß lautet, den dreidimensionalen Schlußpunkt, in dem sie ihr Ensemble durch seine Körpersprache und Drohbebärden mit einem gefühlten Hauch von Bewegung und Spannung versieht, als müßte man jeden Moment damit rechnen, dass die Meute zum Sprung ansetzt.

Mercedes Neuss | Sung Manitu Tanka, 2012 | Gips, Farbe | 80 x 200 x 200 cm
Mercedes Neuß | Sung Manitu Tanka, 2012 | Gips, Farbe | 80 x 200 x 200 cm, Foto © Sven Blatt



Mit den Erklärungen ihrer Werke tat sich der künstlerische Nachwuchs z. T. noch etwas schwer, aber zum einen „sollte ein Künstler nicht so viel reden“ (O-Ton Fritsch), zum anderen übernehmen dies dann auch später im zunehmenden Maße Andere, die das – folgt man dem Bonmot von Gerhard Richter – auch besser können.



Wer sich selbst ein Bild zu der durchaus sehenswerten Ausstellung machen möchte, der kann dies von morgen an tun. Die Ausstellung endet am 26. Januar 2014.

Folgende Künstlerinnen und Künstler sind insgesamt an der Ausstellung beteiligt: Anna Lena Anton, Annika Burbank, Benjamin Greber, Kondo Masakazu, Mercedes Neuss, Tobias Przybilla, Kristian Schäferling, Franz Schmidt, Thorsten Schoth, Anna Szermanski, Alexander Toporka, Kristin Wenzel und Marius Wübbeling.




KIT – KUNST IM TUNNEL
Mannesmannufer 1b
40213 Düsseldorf
Di – So, 11 – 18 Uhr
www.kunst-im-tunnel.de

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7. + 8.9.: KUNSTPUNKTE Düsseldorf 2013 im KUNSTRAUM BRUNNEN 10

Einladung zum Event
Kunstpunkte Düsseldorf 2013 im KUNSTRAUM BRUNNEN 10

oder die Metamorphose eines Malers

kp2013

Unter dem Titel „Transition“ gewährt Sven Blatt am 1. Kunstpunkte-WE (7./8. Sep) im KUNSTRAUM BRUNNEN 10 einen Einblick in seine künstlerischen Schaffensprozesse. Das Besondere dabei wird sein: es wird keine sterile Galerieausstellung werden – vielmehr soll der schwierige Weg der Entwicklung vom Maler zum Bildhauer in einer „Reality-Installation“ schonungslos aufgezeigt werden, authentisches Werkstattfeeling also garantiert. Während andere ihre Pinsel säuberlich sortieren, bleibt es hier deftig.

Neben Sven Blatt werden noch alle weiteren KünstlerInnen des KRB_10 (Kerstin Grobler, Markus Großmann, Katrin Kölling, Georg Weishaupt, Anna Nwaada Weber) ihre Kunst präsentieren. Wer es lieber galeriemäßig mag, der wird dann in diesem Bereich, in dem überwiegend Malerei zu sehen sein wird, auf seine Kosten kommen.

Natürlich sorgen wir auch für die leiblichen Grundbedürfnisse und für gute Stimmung und freuen uns auf zahlreiche interessierte Besucher.

Der KRM_10 in Bilk ist barrierefrei erreichbar. Er liegt nur 1 Min. Fußweg von der S-Bahn Bilk bzw. den Düsseldorf Arcarden entfernt u. ist somit mit dem ÖPNV ideal zu erreichen.

KUNSTRAUM BRUNNEN 10
Brunnenstr. 10
40223 Düsseldorf (Bilk)

Öffnungszeiten:
SA, 07.09.: 14 – 20h
SO, 08.09.: 12 – 18h

Zum FACEBOOK-Event




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Künstlergespräch mit Rita McBride und Katharina Fritsch im K20

KPMG Kunstabend mit Rita McBride und Katharina Fritsch

Anlässlich des an jedem 1. Mittwoch eines Monats stattfindenden KPMG-Kunstabend in den Häusern der Kunstsammlung NRW und der noch bis zum 27. Juli im K20 laufen-
den Ausstellung „Die Bildhauer“ lud Marion Ackermann, künstlerische Direktorin der Kunstsammlung zum abendlichen Künstlergespräch ins Museum am Grabbeplatz ein.

Marion Ackermann, künstlerische Direktorin der Kunstsammlung NRW
Marion Ackermann, künstlerische Direktorin der Kunstsammlung NRW – Foto © Sven Blatt

Als Gäste geladen waren Frau Prof. Rita McBride, die als designierte Rektorin Prof. Anthony Cragg ab 1. August als Leiterin der Kunstakademie Düsseldorf ablöst, Robert Fleck, Professor für Kunst und Öffentlichkeit, sowie Prof. Katharina Fritsch.

Bei dem Künstlergespräch, welches von Robert Fleck moderiert wurde, ging es weniger um eine Verortung der beiden Künstlerinnen in der laufenden Ausstellung – McBride und Fritsch nahmen nur wenig Bezug auf die Gesamtausstellung und ihren Platz darin. Es war vielmehr ein Gespräch mit zwei Künstlerinnen, die in dieser zeitlichen Gesamtschau des bildhauerischen Schaffens an der Kunstakademie Düsseldorf seit 1945 mit ausstellen. Das kuratorische Konzept der Ausstellung bildet eben eine zeitliche, weniger künstlerisch-thematische Klammer, woraus dann auch mehr ein nebeneinander denn ein miteinander Ausstellen resultiert, was aber der Güte der Ausstellung keinen Abbruch tut.

Robert Fleck, Rita McBride und Katharina Fritsch (v. l. n. r.) Foto © Sven Blatt
Robert Fleck, Rita McBride und Katharina Fritsch (v. l. n. r.) – Foto © Sven Blatt

Der Fokus des Gesprächs lag mehr auf dem jeweiligen künstlerischen Schaffen von McBride und Fritsch in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Auf die Frage von Fleck an McBride, warum sie die Entscheidung getroffen hatte, als aus den USA stammende Künstlerin nach Europa zu gehen, meinte sie, dass Jeff Koons zu dieser Zeit damals gerade die USA “hart getroffen hätte“ (“Jeff Koons has hit hard in the US“), aber dass sie auch geglaubt hätte, dass alle guten Künstler aus Europa kommen würden.

Neben den künstlerischen Werdegängen kamen aber auch handwerk-technische Fragen nicht zu kurz. So gingen beide Künstlerinnen darauf ein, wie wichtig das Material und seine technische Handhabung für sie sind oder wie akribisch an den Details eines Modells gearbeitet werden muss, damit es noch funktioniert, wenn es danach auf das Dreifache “aufgeblasen“ wird (Fritsch: “dass nicht aus einem Hahn plötzliche eine festes Huhn geworden ist“). Es ginge bei ihrer Arbeit auch immer um Fragen der technischen Umsetz-
barkeit, um die Kosten für das Material, den Einfluss der Materialeigenschaften auf das Aussehen einer Skulptur. So erklärt McBride, dass es aufgrund der Materialeigenschaften von Karbon möglich sei, eine Skulptur wesentlich filigraner auszuführen als z. B. in Metall, womit die Eigenschaft des Materials auch Einfluss auf das Erscheinungsbild einer Skulptur nähme. So wäre ihre 50 Meter hohe Skulptur “Mae West“, mit der sie von der Stadt München beauftragt worden war, so wie sie dann in Karbon umgesetzt wurde (und dabei noch immer ein stattliches Gewicht aufzuweisen hat), in Metall gar nicht möglich gewesen. Nach eigenem Bekunden hält McBride auch immer Ausschau nach neuen Materialien: „Ich habe eine Liste von künstlerischen Ideen und ich habe eine Materialienliste – wenn eine Idee zu einem Material passt (“matches with“), dann macht sie das. Aber es wäre auch eine Frage des Preises: Karbonfaser, die sich aufgrund ihrer hohe Stabilität bei vergleichsweise geringem Gewicht, sehr gut zur Umsetzung großer Skulpturen eignet, sei in den Herstellungskosten noch immer sehr teuer.

Interessant zu erfahren war auch, dass Frau Fritsch bereits auf das 3D-Printing zurückgreift – allerdings nur zur Modellerstellung bzw. zur Modellvergrößerung, da sich das Ausgangsmaterial aufgrund seiner mangelnden Haltbarkeit nicht dazu eignen würde, direkt die endgültige Skulptur daraus herzustellen.

Beide Künstlerinnen arbeiten bzw. stellen sehr international aus und sind dabei oft parallel mit der Vorbereitung mehrerer Projekte beschäftigt. So wird McBride, die auch ein Atelier in Los Angeles betreibt, demnächst in Mexiko und in London (dort gemeinsam mit ehemaligen Studenten) ausstellen und eine Auftragsarbeit für eine Schule in New York umsetzen.

Katharina Fritsch stellt im Herbst ihre Multiples im Walker Art Center (Minneapolis, USA) aus und wird demnächst auch eine Ausstellung gemeinsam mit Jeff Koons und zwei weiteren Künstlern haben. Zudem wird ab dem 25. Juli ihr ultramarinblauer Hahn von der Vierten Säule (“Fourth Plinth“) auf den Trafalgar Square in London herabblicken. Diese Fourth Plinth, die ursprünglich einmal für ein weiteres Denkmal vorgesehen war, was aber aus Kostengründen nie umgesetzt wurde, wird seit einiger Zeit regelmäßig von sich abwechselnden, zeitgenössischen Künstlern bespielt.

Die beiden bereits genannten Skulpturen “Mae West“ und der blaue “Hahn“ zeigen auch beispielhaft, wie schnell Kunst im öffentlichen Raum zum Politikum werden kann, aber das ist auch nicht weiter verwunderlich, da letztlich politische Gremien über diese Auftragskunst entscheiden. Während die 1,5 Mio. teure “Mae West“ von Frau McBride erst ihren Kampf gegen den Widerstand der Münchner SPD gewinnen musste (die lieber diesen Betrag zur Schuldentilgung verwendet hätte), war es im Falle des blauen Hahns von Frau Fritsch ein Teil der Londoner Gesellschaft, der in dem Aufstellen eines Nationalsymbols der Französischen Republik in unmittelbarer Nähe eines Denkmal zu Ehren Lord Nelsons für seinen Sieg über die Franzosen bei der Schlacht von Trafalgar, einen Affront sah. Letztlich durchgesetzt haben sich die künstlerischen Ideen.



Wir hätten hier gerne einmal einen Spezialbeitrag zu Katharina Fritsch veröffentlicht. Leider gibt Katharina Fritsch wie sie mir nach dem Künstlergespräch mitteilte, keine Interviews (war das nicht gerade so etwas wie ein Interview?) und zudem ginge es ihr gesundheitlich im Moment nicht gut – sagt es und verabredet sich in gleichem Atemzug in einem anderen Kreise zum Essen – na dann wünschen wir “Guten Appetit und gute Besserung Frau Fritsch“!

Die Besucherzahl der Ausstellung bleibt wohl trotz eines großen Staraufgebots toter und lebender Künstler hinter den Erwartungen zurück. Bei meinem eigenen Besuch der Ausstellung vor etwa drei Wochen konnte ich mir die Exponate ohne “Störung“ durch andere Besucher anschauen, da kaum welche da waren. Der Besucherzuspruch kam trotz des lokalen Zuschnitts der Ausstellung wie man hören konnte weniger aus Düsseldorf (sieht man mal von der gestrigen Sonderveranstaltung im Rahmen des KPMG Kunstabends ab, die gut besucht war), sondern war mehr dem Kunsttourismus zu verdanken. Es gilt anscheinend auch hier die alte Weisheit, dass der Prophet im eigenen Lande nichts zählt. Schade eigentlich, denn die Ausstellung ist sehr sehenswert.



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ab 29.6.: William Tucker – Skulpturen (Skulpturenpark Waldfrieden | Cragg Foundation)

William Tucker – SKULPTUREN

29. Juni bis 1. September 2013

Vernissage: Am Freitag, 28. Juni 2013 ( 17 Uhr) wird die Ausstellung in Anwesenheit des Künstlers William Tucker eröffnet.

William Tucker,  © privat
William Tucker, © privat
William Tucker zählte in den 1970er
Jahren zu dem einflussreichen Kreis englischer Bildhauer wie Philip King oder Tim Scott, die als „New Generation“ in der gleichnamigen Ausstellung in der Whitechapel Art Gallery London 1965 vorgestellt wurden und entscheidende Impulse für die Entwicklung der abstrakten Skulptur und die Erweiterung des Skulpturenbegriffes setzten. Tucker war 1966 zu der wegweisenden Ausstellung „Primary Structures“ im Jewish Museum in New York eingeladen, einem der entscheidenden Impulse für die Amerikanische Minimal Art. In dieser Zeit wurde er auch als Theoretiker, Kritiker und Ausstellungsmacher bekannt.

Das aktuelle Werk von William Tucker das in Wuppertal präsentiert wird, hat einen Bezug zur menschlichen Figur. Vor dem Hintergrund der frühen Arbeiten ist dies überraschend. Doch die Abgrenzung zwischen Figuration und Abstraktion behandelt Tucker offen und sieht darin keinen Widerspruch. Trotz ihres figurativen Bezuges sind die Skulpturen in ihrer Form nicht sofort zu entschlüsseln und benennen. Sie verweisen nicht auf eine einfache, klar ablesbare menschliche Form oder Geste – nichts steht auf einem Bein, kniet oder sitzt. Die Skulpturen eröffnen vielmehr ein weites Feld möglicher Assoziationen und erlangen so ihre eindringliche und einzigartige Physis, der man sich nicht entziehen kann. William Tuckers Skulpturen haben eine Präsenz, die unseren Körper in Bezug zu ihnen stellt und so bewusst macht.

Ausstellungsansicht 1, Pavillon
Ausstellungsansicht 1, Pavillon

Die Beschäftigung mit der Natur, Struktur und Masse des menschlichen Körpers, hat Tucker zu einer Reihe von Skulpturen geführt, die interessanter Weise eher durch ihre abstrakte als durch ihre offensichtliche Form bestimmt sind. Die Ausstellung zeigt unter anderem die monumentalen Bronzen „Vishnu“ und „Eve“ sowie „Victory“ und „Hommage to Rodin (Bibi)“, eine Skulptur die exemplarisch zeigt, wie sich William Tucker als innovativer Bildhauer auch auf einen historischen Kontext bezieht.

Skulpturen aus der aktuellen Schaffensphase von William Tucker befinden sich unter anderem in der Sammlung der Tate Gallery London, im Guggenheim Museum und im MoMA New York, im Nasher Sculpture Center Dallas sowie in der Art Gallery of New South Wales in Sydney.



Skulpturenpark Waldfrieden
Hirschstraße 12
42285 Wuppertal
www.skulpturenpark-waldfrieden.de

Tel. +49 (0) 202 47898120
Fax +49 (0) 202 478981220

Öffnungszeiten
März bis November, Dienstag bis Sonntag: 10 – 18 Uhr
An Feiertagen geöffnet

Dezember bis Februar, Freitag bis Sonntag: 10 – 17 Uhr
An Feiertagen geöffnet

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ab 20.02. K20 (D): Die Bildhauer. Kunstakademie Düsseldorf 1945 bis heute

K20 GRABBEPLATZ

Die Bildhauer. Kunstakademie Düsseldorf, 1945 bis heute

20.02. – 28.07.2013

Von den an der traditionsreichen Düsseldorfer Kunstakademie lehrenden und studierenden Bildhauerinnen und Bildhauern gehen seit 1945 maßgebliche Impulse aus. Professoren wie Ewald Mataré, Erwin Heerich, Joseph Beuys, Klaus Rinke, Irmin Kamp, Fritz Schwegler, Rosemarie Trockel, Hubert Kiecol, Katharina Fritsch oder Rita McBride prägten und prägen die fruchtbaren Auseinandersetzungen innerhalb der Akademie auch über ihre Klassen hinaus. Und sie tragen mit ihrem Werk – wie auch viele ihrer Kollegen und ehemalige Studenten – wesentlich zur Entwicklung der Bildhauerei der vergangenen 70 Jahre bei.

Der Bildhauer Tony Cragg, seit vielen Jahren Professor und derzeitig auch Rektor der Akademie, gab den Anstoß für diese außergewöhnliche Überblicksausstellung aus der Innensicht der Kunsthochschule. Die ausgewählten Werke von 53 Künstlerinnen und Künstlern, von denen viele im Kontext der Akademie entstanden, machen ein ebenso überraschendes wie beeindruckendes Panorama international anerkannter, moderner und zeitgenössischer Skulptur sichtbar, in dem vertraute Werke mit unbekannten oder wiederentdeckten korrespondieren.

Anthony Cragg, Ferryman, 2001, Bronze, 385 x 190 x 120 cm, Leihgabe Anthony Cragg, Wuppertal, © DACS, London / VG Bild-Kunst, Bonn

Der chronologisch angelegte Rundgang in den drei Sälen von K20 spannt den Bogen von den historischen Positionen der Nachkriegsjahre bis in die Gegenwart. Er zeigt, dass gerade die Vielfalt künstlerischer Haltungen und Überlegungen die Lehre entscheidend prägt: Die figürliche Skulptur hat ihre Erscheinungsweise geändert, nicht aber ihre Aktualität verloren; die traditionellen Materialien der Bildhauer – Bronze, Holz, Stein und Ton – sind nicht verschwunden, aber ebenso selbstverständlich arbeiten die Künstler mit industriell produzierten Werkstoffen und Alltagsgegenständen, mit vergänglichen Materialien, mit Licht, Luft, Geruch, Musik, Film etc.

Katharina Fritsch, Mann und Maus, 1991–1992, Edition 1/2, Polyester, Farbe, Stahl, 240 x 130 x 225 cm, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Foto: Nic Tenwiggenhorn, Düsseldorf, © VG Bild-Kunst, Bonn

Das Bestimmen bereits existierender Gegenstände steht gleichberechtigt neben konstruierenden und formenden Techniken, wobei neue Technologien es Abformens Werkprozesse erleichtern und bereichern. Das fruchtbare Nebeneinander von figurativer und abstrakter Bildhauerei, von traditionellen Materialien und neuen Werkstoffen, von Rückbezug auf die Tradition und Öffnung für außerkünstlerische Impulse und immer neue inhaltliche Fragen im Spannungsfeld zwischen persönlicher Erfahrung und gesellschaftlichen Aufgaben bestimmt bis heute die Produktion der Bildhauerinnen und Bildhauer an der Düsseldorfer Akademie.

Die Ausstellung wurde in enger Kooperation zwischen der Kunstakademie und der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen entwickelt.

Weitere Informationen
Eröffnung der Ausstellung
Dienstag, 19.02.2013, 19.00 Uhr

Katalog zur Ausstellung
„Die Bildhauer. Kunstakademie Düsseldorf, 1945 bis heute“
Kerber Verlag, Bielefeld, zum Preis von 44,80 Euro
(erscheint wegen der aktuellen Ausstellungsdokumentation Ende März)

Öffentliche Führungen
donnerstags 16.30 – 17.30 Uhr
sonntags und feiertags 15.00 – 16.00 Uhr
Kinderführungen: sonntags 15.00 – 16.30 Uhr

Film zur Ausstellung
Zur Ausstellung hat der Filmemacher Helge Drafz einen 30-minütigen Film produziert. Er wird während der Öffnungszeiten im Trinkaus Auditorium im K20 gezeigt.

Erweiterte Öffnungszeiten
Während des Rundgangs an der Kunstakademie ist die neu eröffnete Ausstellung vom 20. bis 24.02. täglich bis 20.00 Uhr geöffnet.

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Prof. Anthony Cragg im Interview mit KunstDuesseldorf

Interview mit Prof. Anthony Cragg, Rektor der Kunstakademie Düsseldorf und international
renommierter Bildhauer.



Kurz vor Weihnachten hatte die Redaktion von KunstDuesseldorf.de (KD) Gelegenheit zu einem Interview mit Prof. Anthony Cragg (AC) in der Düsseldorfer Kunstakademie. Das Interview für KD führte Sven Blatt.

(Am Ende des Interviews finden Sie noch ein YouTube-Video der Deutschen Welle zu Tony Cragg.)

KD: Zunächst einmal möchten wir mit ein paar Fragen zur Kunstakademie bzw. dem Studium an dieser beginnen. – Die Zulassung zum Studium an der Kunstakademie Düsseldorf ist an gewisse Bedingungen geknüpft. Welche sind das?

AC: Dies ist ein Teil der Studienordnung der Kunstakademie und darin genau beschrieben.

KD: Aber dort wird auch so etwas angesprochen wie die “künstlerische Begabung“ – die Kunstakademie nimmt ja nicht jeden, sondern man muss eine künstlerische Begabung nachweisen.

AC: Ja – wenn wir jeden nehmen würden, dann bräuchten wir keine Kunstakademie zu sein.

KD: Wird das Vorliegen einer künstlerischen Begabung in einem Test geprüft?

AC: Das ist ein ganz normales Aufnahmeverfahren, bei dem die Studenten, die sich bewerben eine Mappe mit ihren Arbeitsproben einreichen Das kann man aber alles ganz gut in der Studienordnung nachlesen.

KD: Muss man denn zwingend eine zeichnerisches Talent mitbringen?

AC: Nein, nicht unbedingt. Für den, der über zeichnerische Fähigkeiten verfügt, ist es schön, aber es ist keine Bedingung.

KD: Herr Prof. Cragg – Sie selbst haben ja vor ihrer künstlerischen Laufbahn den Beruf eines Labortechnikers erlernt. Würden Sie einem jungen Menschen, der sich mit dem Gedanken trägt, Kunst zu studieren, raten, vor dem Studium auf jeden Fall zunächst eine Lehre in einem “klassischen Beruf“ zu absolvieren?

AC: Nein, ich würde das nicht generell jedem raten. Wenn jemand weiß, was er machen will, dann soll er sich ruhig direkt an der Kunstakademie bewerben. Aber eine andere Ausbildung oder Werdegang vor einem Kunststudium ist nicht schädlich.

KD: Man kann gelegentlich Behauptungen bzw. Kritik hören, dass während des Studiums an der Kunstakademie die Ausbildung in künstlerischen Grundtechniken wie z. B. dem Freihandzeichnen, zu kurz käme. Wie sehen Sie das?

AC: Da ich nicht weiß, von wem diese Kritik stammt, kann ich sie eigentlich nicht kommentieren. Ich kann nur so viel sagen, dass für diejenigen, die es möchten, von der Kunstakademie auf allen Ebenen und in allen Disziplinen der richtige Unterricht angeboten wird.

KD: Herr Prof. Cragg, Sie sind Brite und hatten ihre künstlerische Ausbildung in Großbritannien. Kann man bzw. wie würden Sie das künstlerische Lehrwesen in Großbritannien mit dem in Deutschland vergleichen? Wo liegen die Unterschiede, was könnte man in Deutschland verbessern, was ist gut hier?

AC: Das ist sehr schwierig miteinander zu vergleichen. Nicht nur, dass man zwei völlig unterschiedliche Systeme vor sich hat, sondern auch völlig verschiedene Zeiten. Ich habe in den Jahren 1969 bis 1977 unter ganz anderen Bedingungen studiert, als man sie heute in Großbritannien vorfindet. Die Engländer haben ein großes System. Ich glaube es gibt an die 100 Kunstakademien – Art Schools – und die bildende Kunst ist sehr mit dem Design verknüpft. Wenn man dort eine Kunstakademie besucht, ist es möglich bis an die 16 kunstverwandte Fächer zu belegen, z. B. Keramik, Grafik, Mode, Mediendesign, Möbel etc. und eben auch Malerei und Bildhauerei. Und das kann man natürlich nicht nur in einer Akademie, sondern in einer Vielzahl von Akademien und diese bieten dann eine bestimmte Auswahl dieser Fächer an – manche bieten 2 oder 3 Studienrichtungen an, es gibt aber auch welche, bei denen man aus bis zu 10 wählen kann. In Deutschland ist das natürlich eine ganz andere Situation – es gibt in dem Sinne kein ganzes Akademiesystem, sondern einzelne Akademien mit einem relativ hohen Maß an Autonomie und der Unterricht findet in Künstlerklassen unter der Leitung eines bestimmten Professors statt. – Ich finde, das ist ein sehr erfolgreiches Modell. Das sieht man auch daran, wie viele Künstler aus den Kunstakademien – so auch aus der Düsseldorfer – hervorgegangen sind. Da muss man also doch etwas richtig gemacht haben.

KD: Das ist auch nach wie vor so? Oder anders gefragt: Wo sehen Sie den Kunststandort Düsseldorf in seiner künstlerischen Bedeutung?

AC: Nun – es gibt natürlich Gründe, warum Düsseldorf in den Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieges zu einem Zentrum der Kunst wurde. Zunächst einmal gab es eine große Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen, eine große und abwechslungsreiche Tradition in der Kultur. Die Grundlagen dazu waren also quasi schon vorhanden und Düsseldorf lag sozusagen in “der freien Welt“, nicht wie das in einem eingekesselten Berlin der Fall war, welches durch seine Isolation ein kulturelles Zerrbild von sich wieder gespiegelt hat oder der Akademie in München, wo man sehr konservativ an die Kunst heranging. Düsseldorf verfügte über exzellente Beziehungen zum Ausland, so dass Düsseldorf einfach auch historisch bedingt, die idealen Voraussetzungen als Kunststandort mitgebracht hat. Das ist natürlich eine gute Grundlage dafür, dass die Düsseldorfer Kunstakademie auch weiterhin interessant und auch relevant bleiben kann, nur die Historie ist natürlich kein alleiniger Garant dafür, sondern man muss dafür Sorge tragen, dass sie sich weiter entwickelt und man muss in sie investieren, um sie weiter voran zu bringen.

KD: Was würden Sie als die wichtigste Eigenschaft bezeichnen, die man mitbringen muss, um ein erfolgreicher Künstler zu werden?

TC: Es kommt darauf an, was Sie unter einem “erfolgreichen Künstler“ verstehen. Ein Künstler, der einfach seinen eigenen Visionen nachgeht, ist für mich ein erfolgreicher Künstler – und das ist eigentlich unser Ziel. In der heutigen Zeit, wo so viel öffentliches Interesse für die Kunst herrscht mag es eine andere Vorstellung von “Erfolg“ geben – aber für uns gilt nur der künstlerische Erfolg als solcher. Man muss die eigene Stärke haben, seine eigenen Themen zu entwickeln, eine Beobachtungsphase in seiner Arbeit zu haben, in der man Informationen zu Themen sammelt, die einen interessieren und dann selbstverständlich die Möglichkeit haben, dies dann auch in das Material umzusetzen. Aber das sind keine Vorbedingungen, man weiß nicht im Voraus, ob man das alles mitbringt – dieses Haus hier gibt den Leuten die Möglichkeit herauszufinden, ob sie das können.

KD: Wer bestimmt eigentlich heute, was Kunst ist und was nicht?

TC: Nur der bzw. die Künstler selbst.

KD: Herr Prof. Cragg: Sie sind nun seit 2009 Rektor der Kunstakademie und bilden – zusammen mit zwei weiteren Professoren, den sog. Prorektoren – das Rektorat der Kunstakademie. Verkürzt heißt es auf der Website der Kunstakademie zur Funktion des Rektorats, dass seine Aufgabe darin besteht, sicherzustellen, dass die Funktionsträger ihre Aufgaben und Pflichten wahrnehmen. Wie würden Sie mit ihren eigenen Worten die Funktion des Rektorats bzw. die des Rektors der Kunstakademie definieren? Mit welcher Zielsetzung führen Sie dieses Amt?

TC: Für mich ist es wichtig, dass die Kunstakademie Düsseldorf auch weiterhin ein relevantes Zentrum für die Kunst bleibt und das ist Ziel meiner Arbeit.

KD: Was würden Sie sagen – welche Entwicklung hat die Kunstakademie während ihres Rektorats gemacht? – Ist sie “skulpturenlastiger“ geworden? Beim letzten Rundgang hatte ich jedenfalls diesen Eindruck gewonnen.

TC: Es gibt weit mehr Maler als Bildhauer hier im Haus – so wie das eigentlich schon immer der Fall war – ich würde diese Sicht nicht unbedingt teilen und ich finde das auch relativ irrelevant. Manchmal wird gesagt, dass die Kunstakademie eine “Malerakademie“ wäre und dann aber auch wieder, dass sie eine “Bildhauerakademie“ wäre. Eigentlich ist mir das egal, für mich ist sie eine Kunstakademie.

KD: Ist ihre eigene Kunst durch ihr Amt des Rektors zu kurz gekommen?

TC: Ich würde nicht sagen zu kurz gekommen, aber es ist einfach so, dass ein Mensch nur eine gewisse Anzahl an Aufgaben auf einmal erledigen kann – es gibt Zeiten, wo ich mehr über die Akademie nachdenke, als ich es tun sollte, aber das ist okay.

KD: Vor kurzem konnte man lesen, dass Sie ihre Amtszeit als Rektor nicht verlängern werden. Ist das richtig und wenn ja, warum? TC: Ja, das ist richtig – es war so geplant, dass ich dieses Amt für vier Jahre übernehme. Ich möchte zurück in mein Atelier, da ich einige andere Projekte habe, an denen ich arbeiten möchte, aber ich werde der Kunstakademie noch einige Jahre als Professor erhalten bleiben.

KD: So, nun noch eine Leserfrage – Werden Sie selbst durch die Arbeiten ihrer Studenten inspiriert?

TC: Durch die Gespräche mit den Studenten, ja – aber weniger durch ihre Arbeiten. Die Gespräche mit den Studenten finde ich inspirierend.

KD: Nun noch ein paar Fragen an Sie als Künstler. Ihre künstlerische Laufbahn nahm zunächst ihren Anfang in der Malerei – welchem Umstand haben wir es zu verdanken, dass Sie sich dann letztlich der Bildhauerei zugewendet haben?

TC: Ob man dafür dankbar sein sollte, weiß ich nicht (lacht). Als ich zur Akademie ging, wollte ich zunächst zeichnen – ich habe mich sehr für das Zeichnen interessiert, das war mein Hauptinteresse. Gemalt habe ich nur während der Zeit, die man hier an der Kunstakademie “Orientierungsbereich“ nennt, also nur im ersten Jahr – während meiner ersten Vollzeitakademie in Wimbledon besuchte ich einem Malereikursus, aber ich fand es einfach viel spannender, mit Material zu arbeiten.

KD: Ja, Material ist ja schlichtweg das Thema bei Ihnen. – Was ist die Intension ihres künstlerischen Schaffens?

TC: Möchten Sie die kurze Fassung oder die lange? – (lacht) – Nein, eine solche Frage beantworte ich nicht.

KD: Lassen Sie mich die Frage anders formulieren – Kann man sagen, dass Sie als Künstler ihrem ersten Beruf doch irgendwo treu geblieben sind – und zwar in dem Sinne, dass Sie auch als Künstler nach wie vor Materie untersuchen, ihre Möglichkeiten erforschen – nur eben auf eine andere Art und Weise denn als Labortechniker?

TC: Nun – Material ist alles, was wir kennen – alles was in dem Raum ist, auch Dinge wie Emotionen und Intelligenz haben eine materielle Grundlage. Wenn also auch Gedanken und Gefühle eine materielle Grundlage haben, dann kann man erahnen, wie erhaben das Material ist. Es ist tatsächlich so, dass die Bildhauerei zu einer Studie der Materialwelt geworden ist – zwar nicht, wie das die Wissenschaft macht, die untersucht, nach welchen Gesetzmäßigkeiten Materie funktioniert – sondern die Kunst gibt den Dingen, die um uns herum sind, einen Wert, eine Bedeutung, auch einen gewissen Sinn und das ist eine wichtige Aufgabe der Kunst.

KD: Welcher bzw. welche Künstler haben Sie am meisten beeinflusst? TC: Ach, ich zögere, hier jemanden Bestimmten hervorzuheben. Es gab und gibt sehr viele – Medardo Rosso, Marcel Duchamp, Henry Moore, Joseph Beuys um nur einige zu nennen – alle diese Bildhauer haben einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass wir mit der Bildhauerei heute dort stehen, wo wir sind.

KD: Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Malerei und Bildhauerei? Kann man diese unterschiedlichen Ausdrucksformen der bildenden Kunst überhaupt miteinander vergleichen oder sind das für Sie zwei völlig verschiedene Dinge?

TC: Vergleichbar sind sie auf jeden Fall, aber der primäre Unterschied ist natürlich ganz offensichtlich – der Maler ist mehr mit dem Bildhaften beschäftigt, der Bildhauer eher mit der Realität. Das Verhältnis zwischen der Bildhauerei und der Malerei wird von Malern auch schon mal gerne so beschrieben, dass Bildhauerei das ist, worüber man stolpert, wenn man zurück tritt, um sich ein Bild anzuschauen. Das sehen natürlich die Bildhauer ganz anders (lacht).

KD: Sie möchten ja denke ich auch nicht, dass man über ihre Skulpturen stolpert.

TC: Dabei würde man sich sicherlich weh tun. Wir versuchen jedenfalls, es den Leuten nicht leicht zu machen (lacht)

KD: Braucht die Bildhauerei die Banalitäten des Alltags wie das Gute das Böse?

TC: Die Bildhauerei bzw. die Kunst an sich ist in gewisser Weise ein Spiegelbild von allem, was menschlich ist und da gehört bestimmt auch die Banalität dazu.

KD: Aber kann sich die Kunst nicht überhaupt erst als solche dadurch abheben, dass sie die Banalität als Gegenpol hat?

TC: Nur dass es in vielen Situationen keinen Kontrapunkt zu den Banalitäten gibt. Insofern ist man sehr oft in einer öderen Welt zurückgelassen, die nur auf einer relativ niedrigen Ebene funktioniert. Aber man kann beobachten, dass Studenten, die gerade mit dem Kunststudium angefangen haben, bereits nach relativ kurzer Zeit die Welt ganz anders betrachten. Sie ziehen Dinge in Betracht, nehmen Dinge wahr, auch wenn sie banal sein mögen und durch diese Betrachtung finden sie Inhalte und das ist natürlich, worum es geht.

KD: Nun ein paar konkrete Fragen zu ihrer Kunst. – Wie entstehen ihre Skulpturen? Wie kann man sich den Entstehungsprozess vorstellen? Zeichnung – Modell – Werkstatt? Sind das die üblichen Stationen, die ihre Skulpturen durchlaufen?

TC: Ja, meistens über Zeichnungen und kleinere Skulpturen, also Modelle und Modellierungen – im Moment erfolgen sehr viele Ausarbeitungen in Holz. Danach erfolgt die Entwicklung von größeren Objekten.

KD: Holz quasi als Positivform? TC: Ja genau – aber nicht nur Holz, auch Kunststoff oder Gips – das sind die Materialien, die man verwenden kann, um Formen zu bauen – diese werden als erstes hergestellt.

KD: Bei ihren Zeichnungen zu ihren Skulpturen fällt auf, dass sie sich alle oder zumindest die meisten, innerhalb einer äußeren Hülle bewegen – ähnlich einem Kokon, den die Skulptur nicht verlässt, auch wenn diese noch so komplex erscheinen mag. Hat also jede Skulptur ihre äußere “Masterform“, an der sich alle Detailformen ausrichten?

TC: Nein, ich kann das so nicht bestätigen, wie Sie es beschreiben. Aber es gibt etwas Grundsätzliches, was man im Zusammenhang mit Oberflächen sagen kann. Wir lesen die Oberfläche von Gegenständen, wir sehen sie, weil Licht von ihren Oberflächen reflektiert wird und in unser Auge trifft, aber versuchen immer etwas zu lesen, was unter der Oberfläche ist – wir betrachten uns und sehen eine Platine von Informationen, aber im Grunde genommen, wollen wir wissen, was hinter dieser Oberfläche ist. Nehmen Sie z. B. ein Kleinkind, auf welche Art es manchmal auf dem Boden läuft, ganz vorsichtig, tastend – es traut dem Boden noch nicht so richtig. Ich glaube, es gibt einen psychologischen Druck, zu jeder Zeit zu wissen, was unter der Oberfläche ist – welche Energien, welche Kräfte, welche Substanzen die Welt tatsächlich ausmachen. Wenn Sie also sagen, die Oberfläche ist ein bisschen wie eine Hülle – ja klar ist sie eine Hülle – aber eine Oberfläche ist immer nur ein Portal zu allen anderen Qualitäten, die viel wesentlicher sind.

KD: Ihre Werke sind aus den unterschiedlichsten Materialien gearbeitet: Holz, Bronze, Stein, Edelstahl, Kunststoff etc. – da muss ja sicherlich dann je nach Material auch “produktionstechnisch“ ganz unterschiedlich herangehen werden.

TC: Für mich ist es im Moment am einfachsten, Skulpturen in Holz zu arbeiten, da kann ich sehr viel bauen, sehr viel mit erreichen – aber die Technik ist nur insoweit interessant, als ein Künstler das zum Ausdruck bringen kann, was er will. – Hat Jackson Pollock die Farbe gut getropft? Das wäre eine unsinnige Frage. Die Technik ist also von sehr untergeordneter Bedeutung. Wenn die Technik übergeordnet ist, dann werden die Sachen manieristisch.

KD: In einer ganzen Folge von Skulpturen lassen sich immer wieder Formen eines – ich beschreibe es mal so – energetisch verzerrten Kopfes bzw. einer Vielzahl dieser Köpfe erkennen, so z. B. bei “Wilde Relatives“, “Close Quaters“ oder auch “Points of View“. Warum dieser Kopf? Als der Teil des Menschen, der ihm seine schöpferischen Ideen gibt oder was hat es damit auf sich?

TC: Nun, wir Menschen sind – weil es für uns entwicklungsgeschichtlich anscheinend von existentieller Bedeutung war – darauf trainiert, in einem Material anthropomorphe Formen wieder zu erkennen. Wenn wir z. B. draußen in ein Gebüsch schauen, dann sehen wir darin auch menschliche Formen. Das ist aber nur ein Teilaspekt meiner Arbeit, bei der mich also die Frage interessiert: wo liegen die Grenzen zwischen Erkennbarkeit bzw. Wiedererkennbarkeit und abstrakten Formen. In diesen Skulpturen wechselt sich die Betrachtung von (wieder-)erkennbaren Formen ab mit der Konfrontation mit abstrakten oder unbekannten Formen.

KD: In anderen Skulpturen, z. B. “Caught Dreaming“ oder “In Frequencies“ wiederholen sich Formen, in dem diese multipel hintereinander gereiht, – verschachtelt oder um Achsen verdreht sind. Was steckt hinter dieser Strukturierung, hinter dieser speziellen Art der Formgebung? Geht es darum Bewegung im Statischen darzustellen oder um welche künstlerische Idee geht es dabei?

TC: Nein, darum ging es mir hierbei nicht. Schauen Sie – wir sind hier zu mehreren Personen in einem Raum, wir stehen in unklaren Beziehungen zueinander, da diese nicht offen ausgesprochen sind und alle diese verschiedenen Personen haben gleichzeitig die unterschiedlichsten Gedanken, die aber miteinander verwoben sind. Die Arbeit “Caught Dreaming“ ist eine Reflexion über diese Zusammenhänge.

KD: Zu “Caught Dreaming“ nun mal noch eine rein “produktionstechnische“ Frage – wurde dabei mit einer Art Schablonentechnik gearbeitet?

TC: In “Caught Dreaming“ sind drei Persönlichkeiten dargestellt und diese sind in der Tat jeweils mit einer Serie von Holzschablonen ausgearbeitet. Zwischen den Holzschablonen wurde dann Styropor eingetragen und dann wurde die ganze Oberfläche mit einem Acrylharz modelliert.

KD: In einem früheren Interview äußern Sie sich geradezu euphorisch, was die Entwicklungsmöglichkeiten der Bildhauerei für die Zukunft angeht und sagen dort weiter, dass die Bildhauerei bislang nur an der Oberfläche gekratzt hätte – nach hunderten um nicht gar zu sagen tausenden von Jahren menschlicher Objektkunst und einer Begrenztheit möglicher Grundformen: wo sehen Sie denn diese Entwicklungsmöglichkeiten?

TC: Ich glaube, wenn man die Entwicklung der Bildhauerei über die letzten 100 Jahre hinweg betrachtet – von der rein figurativen Bildhauerei im Europa der Jahrhundertwende bis hin zu dem, wo wir heute mit der Bildhauerei stehen – dann ist das schon eine unheimlich dynamische Entwicklung im Laufe derer man den Beziehungen zwischen Formen des Materials und der Sprache, der Begriffe, die wir haben, auf den Grund gegangen ist. Diese Beziehung ist natürlich etwas, das thematisch ausgeweitet werden kann. Ich finde, dass die Bildhauerei im Kern eine wunderbare und wichtige Alternative bietet zu unserer überwiegend industriell geprägten Welt bzw. zu dem, was Menschen normalerweise machen (was meistens schlicht und minderwertig ist). Das kann man dann natürlich nicht nur auf die Architektur, auf Möbel, auf Mode oder die Medien beziehen, sondern auch auf reelle Dinge wie z. B. Forstwirtschaft. Warum müssen die Wälder so langweilig sein – sie sind nicht tatsächlich langweilig, aber es gibt dort nur noch wenige Spezies, wenige Arten von Bäumen und Tieren. Es ist mittlerweile alles sehr vereinfacht, aber das nehmen wir nicht mehr wahr, weil wir das so schon seit tausenden von Jahren betreiben, so dass aus dem Wald mittlerweile eine harmlose, verarmte Geschichte geworden ist – warum soll sich ein Bildhauer nicht mit solchen Themen befassen, mit Agrar- und Forstwirtschaft oder warum nicht sogar mit einem Thema wie “Bildungssysteme“. Ich finde, die Bildhauerei hat in dieser Richtung noch sehr viel Potential.

KD: Sehen Sie ihre künstlerische Entwicklung eher, sich in diskreten Schritten oder sich in Sprüngen vollziehend?

TC: Bei mir hat sich das über die Jahre so entwickelt, dass ich meistens gleichzeitig an mehreren Themen oder Projekten parallel arbeite. Es kann dann aber durchaus sein, dass ich dann mal in einem Bereich nicht sofort weiterkomme, da muss ich dann pausieren, bis dort irgend etwas passiert – dafür geht es dann vielleicht in anderen Bereichen wieder schneller voran. Aber ich kann mich dann auch einfach mal zurückziehen und zeichnen, es gibt also keinen “Leerlauf“ in dem Sinne.

KD: Um dieses Interview etwas aufzulockern möchte ich ihnen an dieser Stelle gerne ein paar Stichworte nennen und Sie bitten, spontan zu sagen, was Ihnen dazu einfällt.

KD: Energie AC: Hat man (lacht) – hat man, wenn man sie hat.

KD: Jackson Pollock

AC: Großartiger Künstler!

KD: Gerhard Richter

AC: Großer Künstler, ehemaliger Professor der Kunstakademie Düsseldorf.

KD: Kitsch

AC: Keine Sache der Kunst.

KD: Jeff Koons

AC: Ja, bei aller kritischen Haltung gegenüber anderen Künstlern bin ich eher jemand, der dankbar ist für jeden Künstler. Koons zeigt uns etwas, was uns andere so nicht zeigen. Das mag uns nicht allen gefallen, aber mir es lieber, es gibt einen Künstler wie Koons, als dass es ihn nicht gäbe.

KD: Not macht erfinderisch.

AC: Das sagt man nur, wenn man es überlebt hat (lacht).

KD: Ich meine das vor dem Hintergrund, dass ich mich gefragt habe, mit was denn ein junger Bildhauer arbeiten muss, wenn er noch keinen Namen hat, noch nicht die Mittel hat – da muss er ja schon mit einfacheren Mitteln arbeiten.

AC: Nun, Sie sehen das an der Stelle vielleicht auch ein bisschen falsch. Es ist ja nicht so, dass man denkt: ich will ein Bildhauer werden, wie werde ich das, sondern es ist einfach so, dass man ein Interesse an etwas hat. Dass man erst einmal versucht, etwas zu lösen, mit dem, was man zur Hand hat, das ist auch heute noch so. Ich habe im Grunde genommen keine Ziele – ich versuche meine Arbeiten fortzusetzen und die Themen, die mich bereits seit Jahrzehnten interessieren, weiter zu entwickeln. Da ist kein Ziel dabei – wenn ich ein Ziel dabei hätte, dann wäre das schon vertan. Dann könnte ich nur noch auf dieses Ziel hinarbeiten und das wäre dann für mich vielleicht nicht mehr künstlerisch oder kreativ. Die Kunst bietet die Möglichkeit eine Reise anzutreten – jede Arbeit, die man anfängt, jede Zeichnung bietet Möglichkeiten, von denen man am Anfang noch gar nicht weiß, wohin diese einen führen werden und gerade das ist doch für einen Künstler das Spannende an einem Kunstwerk.

KD: Da stimme ich Ihnen sicherlich zu, aber ein Künstler ist doch in den Mitteln, die ihm zur Verwirklichungen seiner Ideen zur Verfügung stehen am Anfang sehr begrenzt. Er kann es sich z. B. nicht gleich leisten, sich eine aufwändige Gussform für eine künstlerische Idee herstellen zu lassen.

TC: Das muss er auch nicht, das wäre auch nicht angebracht. Wenn ich diese Möglichkeiten als junger Student alle gehabt hätte, ich hätte noch gar nicht gewusst, etwas damit anzufangen. Ich bin sehr froh, dass ich die Sachen, die ich gemacht habe, genau so gemacht habe, wie ich sie gemacht habe, weil sich dadurch die Dinge selbst entwickelt haben. Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich selbst dazu gar nichts beigetragen habe.

KD: So, nun ein weiterer und bereits vielfach zitierter Spruch – “Ich suche nicht, ich finde!“ (Pablo Picasso, Anmerkung der Redaktion)

AC: Man sucht meistens – wenn man Glück hat, dann findet man auch etwas dabei. Suchende sind wir alle (lacht).

KD: Künstler, die behaupten, sie machen ihre Kunst nur für sich…

AC: … die haben einen guter Ansatz und ich denke, dass dies jeder gute Künstler im Kern auch tut. Wenn man sich als Künstler nicht “privat“ mit seiner Kunst beschäftigt, sich nicht nach den eigenen künstlerischen Bedürfnissen richtet, sondern bei seiner künstlerischen Tätigkeit andere Personen im Kopf hat, dann ist man als Künstler schon von vorne herein verloren – wir sind keine Designer, das ist kein Produkt, das man entwickelt. Das Problem in unserer heutigen Zeit ist nur, dass dieses notwendige “Sich-Privat-mit-Kunst-befassen“ in großem Widerspruch steht zur Veröffentlichung von Kunst, die dann in den Medien, in Museen, auf dem Kunstmarkt eine breite Öffentlichkeit erfährt. Man kann feststellen, dass es jetzt schon kritisch ist und man wird sehen, wie zukünftige Künstlergenerationen damit umzugehen wissen.

KD: Nun möchte ich noch auf ein anderes Thema zu sprechen kommen – ihren Skulpturenpark “Waldfrieden“. Sie haben in Wuppertal in einem mehrere Hektar großen Waldgebiet einen Skulpturenpark nebst Ausstellungspavillon errichtet. Ist dies ihr Zukunftsprojekt, eine Vorsorge für das eigene künstlerische Lebenswerk?

TC: Nein, der Skulpturenpark war mehr oder weniger ein Zufallsprodukt gewesen. Dadurch, dass das Gelände mitten in Wuppertal frei war, hatte es sich angeboten, das zu machen. Ich würde den Skulpturenpark gerne als ein Zentrum für Bildhauerei sehen. Im Moment ist es tatsächlich so, dass dort überwiegend meine Arbeiten zu sehen sind, weil sie das sind, was ich habe. Aber die Ausstellungen, die wir machen und unser Programm beziehen andere Künstler mit ein. Ich möchte gerne, dass es uns gelingt, zunehmend Arbeiten von anderen Bildhauern ausstellen oder installieren zu können.

KD: Viele ihrer Skulpturen sind im Park unter freiem Himmel den Einflüssen der Witterung ausgesetzt. Leiden ihre Kunstwerke nicht darunter?

TC: Haben Sie ein Auto? Dann wissen Sie, wie das aussieht, wenn es ein Jahr draußen steht. – Ja, die Skulpturen müssen natürlich ständig gepflegt und gewartet werden. Sie verändern sich sonst sehr schnell.

KD: Herr Prof. Cragg, Sie leben und arbeiten (wenn Sie nicht gerade an der Kunstakademie sind) in Wuppertal. Wieso Wuppertal?

TC: Weil ich dort meine Familie, meiner Frau und meinen Kinder habe, mit denen ich dort seit 1977 lebe und wo ich mich dann natürlich auch gerne aufhalte. Ich mag auch Wuppertal sehr gerne.

KD: Machen ihre Kinder auch Kunst?

TC: Nein.

KD: Hält Kunstmachen jung bzw. wie gehen Sie mit dem Thema Alter, dem Älterwerden um?

TC: Zunächst einmal kann man sich freuen, dass man älter geworden ist, insofern hat dieser Aspekt an sich schon etwas Positives. – Wenn man noch jung ist, denkt man noch, man muss immer größer, besser und besser werden. Wenn man dann älter ist, hat man eine bessere Übersicht – zeitlich wie räumlich. Ich bin eigentlich ein Mensch mit optimistischer Grundeinstellung, von einem positiven Gelingen überzeugt und habe noch sehr Vieles, was ich noch gerne umsetzen möchte. Ob Kunst jung hält? – Schon, sicherlich – aber das ist natürlich keine Garantie für Unvorhersehbares. Aber ich habe kein Problem mit diesem Thema umzugehen.

KD: Vielen Dank Prof. Cragg für dieses interessante Interview.

Ende des Interviews mit Prof. Anthony Cragg
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Anmerkung der Redaktion: Prof. Cragg hat dieses Interview freundlicherweise in Deutsch mit uns geführt.



Zur Abrundung unseres Interviews mit Tony Cragg hier noch ein Video anlässlich der Ausstellung „Dinge im Kopf“ im Musum Küppersmühle (Duisburg)





Weiterführende Links:

Literaturauswahl:
“Anthony Cragg – Dinge im Kopf/Things on the Mind“ (Standort Stadtbücherei Düsseldorf: Rsm 1 Cragg Dinge)
“Tony Cragg – In and out of Material.” (Rsm 1 Cragg)
“Tony Cragg – Second Nature” (Rsm 1 Cragg Second)

Skulpturenpark “Waldfrieden“, Wuppertal:
www.skulpturenpark-waldfrieden.de

Fotos von den erwähnten und von anderen Skulpturen:
www.tony-cragg.com