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Barcelona – eine Stadt der Kunst, der Architektur und des Designs

KunstDuesseldorf zu Besuch in Barcelona

Ein Kunstreise-Bericht



Eines schon mal gleich vorweg: Düsseldorf und Barcelona trennen Welten, nicht zuletzt auch was die kulturelle Reichhaltigkeit angeht. Da spielt Barcelona ganz klar in einer anderen Liga – einen direkter Vergleich kann man sich daher getrost sparen. Alleine dies ist bereits Grund genug, der Hauptstadt Kataloniens (spanisch: Catalunya [kətəˈluɲə]) einen Besuch abzustatten. Wer also gerne einmal über den Tellerrand blicken möchte, der hat in Barcelona ausgiebig Möglichkeit dazu. Entsprechend großzügig sollte man die Aufenthaltsdauer planen.

Für eine Kunstreise nach Barcelona kann ich trotz ihrem mittlerweile stolzen Preis von 30 EUR nur zum Kauf des ARTTICKET BCN raten. Das Ticket berechtigt zum Besuch von 7 Kunstmuseen, darunter das MUSEU PICASSO, das MNAC, FUNDACIÓ JOAN MIRÓ und LA PEDRERA. Das Ticket amortisiert sich spätestens nach dem Besuch dreier Museen und ist 3 Monate gültig. Der Hauptvorteil ist jedoch: man muss sich nicht in die teilweise großen Warteschlangen einreihen, sondern kann schnellere „Drop-ins“ verwenden. So kann man viel Zeit, Kraft und Trinkwasser sparen. Das Ticket kann man entweder direkt bei einem der Museen oder in den örtlichen Tourismus-Büros (z. B. an der Plaza Catalunya) erwerben. Es geht aber auch vorab online über diesen Link. Hier erhält man das Ticket sogar für 28,50 EUR. Die ansonsten in Reiseführern angeratene Online-Buchung direkt auf den Webseiten der Museen empfehle ich nicht, da man sich da oft schon im Voraus auf den Tag und die Stunde genau festlegen muss.

Was die Kunst und den prägenden Einfluß auf das Stadtbild Barcelonas angeht, spielen die drei übermächtigen “Kunstgiganten“ Pablo Picasso, Joan Miró sowie Antoni Gaudí nach wie vor eine herausragende Rolle. Entsprechend präsent sind diese Kunstgrößen dann auch in der zweitgrößten Stadt Spaniens. Die Kunst in Barcelona beschränkt sich natürlich nicht nur auf diese Namen. Auch viele andere bekannte aber auch hierzulande weniger bekannte aber dennoch nicht minder beachtenswerte Künstler sind in den zahlreichen Museen vertreten. Bei einem Kurzaufenthalt hat man somit die Qual der Wahl.

Als erste Station meiner Museumstour in Barcelona wähle ich die FUNDACIÒ JOAN MIRÓ. Diese im Jahre 1975 für den Publikumsverkehr geöffnete Stiftung, die sich neben der Präsentation des künstlerischen Schaffens von Miró auch als Forum für die aktuelle Kunst versteht, liegt auf der wunderschönen, durch mehrere Parkanlagen bereicherte Anhöhe Montjuïc im Südwesten der Stadt, auf dem sich z. B. auch das Olympia-Stadion und das Gelände der Weltausstellung von 1929 befindet.

Seilbahn vom Hafen zum Mont Juic
Zur „Anreise“ hatte ich mir die Seilbahn ausgesucht, die vom hinteren Hafenbereich aus startet und mich für 10 EUR in luftiger Höhe über das Hafenbecken hin zum Montjuïc befördert und dabei einen atemberaubenden Panoramablick über die Stadt gewährt. Die Fahrt ist jedoch relativ kurz und der Hauptgewinn an Höhenmetern übernimmt zuvor der Aufzug, mit dem man zur Seilbahnlkabine gebracht wird. Trotzdem, es hat was. Nach einem sich an die Seilbahnfahrt anschließenden Fußweg, bei dem man auch die angrenzende Parkanlagen besuchen kann, gelangt man dann zu dem Gebäudekomplex der MIRÓ-Stiftung, dessen Architektur sich schlicht und schnörkellos gibt, aber seiner Funktion durchaus gerecht wird. Bei Ankunft am Gebäude kann ich bereits eine große Schlange vor dem Eingang ausmachen – erste Gelegenheit, um die Gunst des ART TICKETS auszuspielen und diese Prozedur durch Benutzung eines Sondereinganges entscheidend abzukürzen.

Fondació Joan Miró
Quecksilberbrunnen, Alexander Calder


Im Gebäude findet man dann über 2 Ebenen und auf dem Dach verteilt Werke von Miró, aber auch von befreundeten Künstlerkollegen, so z. B. den Quecksilberbrunnen von Alexander Calder, im Jahre 1937 von diesem im Gedenken an die Todesopfer des Quecksilberabbaus in der Region Barcelona errichtet.

Miró, Wandteppich
Miró, Skulptur

Auf dem Dach der Foundation

Touristen auf Souvenirjagd



Die nächste Station meiner Kunstreise ist das „CaixaForum“, ein Museum in einer ehemaligen Textilfabrik, finanziert von der Sozialstiftung Fundació ”la Caixa”, einer großen spanischen Sparkasse. Das „CaixaForum“ bietet Wechselausstellungen zu den verschiedensten Themen zeitgenössischer Kunst. Gerade zu sehen ist die Ausstellung „Goya: luces y sombras“ („Licht und Schatten“). Der Titel der Ausstellung bringt es auf den Punkt: Goyas meisterhafter Umgang mit der „Ausleuchtung“ seiner Werke. Hier eines von zahlreichen Exponaten:


Das Gute an den Ausstellungen im „Caixa“: der Eintritt ist kostenlos!

Wer dann erst einmal genug hat von Kunst in geschlossenen Räumen oder wer sich auch an einem Montag Kunst anschauen möchte (auch in Barcelona sind montags die meisten Museen geschlossen), der kann dies in dem von Antoni Gaudí geschaffenen Park Güell im Norden Barcelonas tun. Der Name Güell entstammt dem Auftrageber dieses Parks, dem Fabrikanten und Mäzen Eusebi Güell, für den Gaudí zahlreiche weitere Bauwerke schuf (so z. B. auch den Palau Güell, der Stadtpalast der Familie Güell). In dieser Parkanlage, die man mit dem Bus Nr. 24 (z. B. ab der Plaza Catalunya) erreichen kann und für die der Eintritt kostenlos ist, kann man inmitten der harmonischen Symbiose von Natur und naturangepasster Architektur wunderbar entspannen (dies allerdings meistens zusammen mit vielen anderen Touristen). Ursprüngich war dieses Projekt als größere Wohnanlage mit vielen Wohneinheiten geplant. Da sich damals aber nicht genügend Käufer fanden, blieb es bei nur wenigen fertig gestellten Wohneinheiten.

Am Eingang der Parkanlage wird man bereits von den ersten Bauwerken Gaudís begrüßt – den kunstvoll gestalteten ehemaligen Pförtnerhäuschen der Anlage.

Eingang Park Güell, Terrasse im Hintergrund
Freiluftbalkon á la Gaudí



Das zentrale Herzstück der Anlage dürfte unbestritten der gigantische, auf zig massiven Säulen ruhende „Freiluftbalkon“ sein. Diese Terasse ist über seine hangabgewandte Seite quasi komplett eingefaßt durch eine riesige, durchgehende, geschwungene „Sitzbank“, die sich hin und wieder zu kleinen Sitznischen einbuchtet. Verziert ist das Ganze in der sog. „Trencadis“-Technik, der die Zeit des Moderisme (die spanische Spielart des Jugendstils) prägenden und typischen Mosaik-Technik aus zerbrochenen Fliesenscherben.

Sicht vom "Balkon" auf eines der Pförtnerhäuschen
"Trencadis"-Mosik-Technik

Gaudís Einfluß auf das Stadtbild Barcelonas durch sein architek-
tonisches
Wirken war
und ist immer
noch sehr prägend durch die Vielzahl der von ihm gestalteten Gebäude. Es waren aber zumeist private Auftraggeber, für die Gaudí diese Bauwerke schuf. In dieser Zeit um die Jahrhundertwende und der Industrialisierung war es üblich, dass sich wohlhabende Fabrikanten regelrechte „Wohnkomplexe“ als Stadthäuser erbauen ließen, in denen sie mit ihren Familien dann die oberste Etage, die „Belle Etage“ bewohnten. Die darunter liegenden Etagen wurden vermietet. Diese Häuser trugen dann auch den Namen dieser Familie. Unter Gaudí entstanden so die Stadthäuser „Casa Batlló“ für den Textilfabrikanten Josep Batlló i Casanovas (1904 – 1906) sowie die „Casa Milà“ (1906 – 19109),

Fassade "La Petrera"
auch bekannt unter dem Namen „La Petrera“. Dieses Haus kann man besichtigen (im ART Ticket BCN enthalten), den schönen, nach oben hin offenen Innenhof, das Dach mit den kunstvoll gestalteten Schornsteinen, die wie Wächter über die Stadt zu wachen scheinen, sowie eine originalgetreu eingerichtete Wohnetage. Besichtigt man diese „Musterwohnung“ kann man sehr gut nachvollziehen, wie großzüg dieses Leben dort zur Jahrhundertwende ausgesehen haben mag.

Esszimmer
Salon

Auf dem Dach
Blick v. Dach in den Innenhof

Die "Wächter"
"Schneckenhaus"-Schornstein



Natürlich stammt auch das berühmteste Bauwerk Barcelonas, die „Sagrada Família“, die unvollendete Basilika, von Gaudí. Mit Hilfe von Spendengeldern wird je nach Finanzlage immer wieder nach den Plänen Gaudís an der Kirche weitergebaut.

Nun endlich zu Picasso! Auch beim Besuch des MUSEU PICASSO wird man als Inhaber des ART-Tickets von dem freundlichen Personal schnell über einen Seiteneingang ins Museum geschleust. Die Exponate sind in zeitlicher Reihenfolge angeordnet und mir wird schnell klar, warum mit Picasso etwas Neues über die Kunstwelt „hereinbrechen“ musste: die Frühwerke Picassos, die man zu Beginn zu sehen bekommt, sind nur in dem Sinne Frühwerke, als dass Picasso bei deren Schaffung noch jugendlichen Alters war. Diese Werke zeigen aber auf eindringliche Weise, dass dieser 17-Jährige bereits über alle technisch-handwerklichen Möglichkeiten verfügte, wie sie sehr viele Künstler Zeit ihres Lebens nie erreichen werden – unbestritten das Ergebnis eines außergewöhnlichen Talentes, aber auch einer frühen und von Anbeginn klar ausgerichteten „Karriere-Planung“ seitens der gesamten Familie Picasso. Mit Fotos kann ich hier leider nicht dienen, aber diese Station ist ein Muss!

Letzte Station meiner Kunstreise nach Barcelona ist das ebenfalls am Fuße des Montjuïc gelegene MNAC (Museu National d’Art de Catalunya). Dieses Museum, welches mit seinen mehr als 250.000 Exponaten das größte und wichtigste in Bacelona sein dürfte, entstand durch den Zusammenschluss mehrerer Museen und fand seine Heimat im Palau National, einem Neo-Barock-Palast, der für die Weltausstellung 1929 als Spanischer Pavillion errichtet wurde.

Das MNAC ist in mehrere räumliche Sektionen untergliedert (Romanik, Gotik, Renaissance u. Barock, Moderne, Zeichnungen/Drucke/Poster sowie Numismatik). Das Museum selbst wirbt mit dem Slogan: „Ein Museum – 1000 Jahre Kunst“. Aus zeitlichen Gründen beschränke ich mich allerdings auf die Moderne, die im MNAC bis ca. 1940 reicht. Für mich dort herausragend die Werke von Antoni Caba, Ramon Casas i Carbó sowie Joakim Mir.

Das MNAC am Fuße des Montjuic

Wer nach dem Besuch dieses Megamuseums dann etwas Erholung nötig hat kann diese bei einem warmen oder kalten Getränk und Kleinigkeiten zum Essen auf der Terasse und Freitreppe vor dem MNAC finden. Meistens sind dort auch Live-Musiker anzutreffen, die dort ihr Können zum Besten geben, so auch jetzt. So lausche ich noch in der Nachmittagssonne den Klängen einer spanischen Elektrogitarre, bevor es dann zum Packen zurück zum Zimmer geht.

Resümee: Barcelona ist wirklich eine (Kunst)Reise wert! Mein Bericht gibt nur auszugsweise wieder, was Barcelona in seiner Fülle zu bieten hat. Ich kann eine solche Reise also nur empfehlen. Was mir persönlich in der Museenlandschaft und in der Stadt selbst grundsätzlich aufgefallen ist, ist, dass es hier keine starren Grenzen zwischen akademischer Kunst, Design, Kunstgewerbe, Architektur und Interieur gibt. Vielmehr scheint sich alles mit seiner eigenen Berechtigung auf Augenhöhe gegenüber zu stehen, die Grenzen sind fließend und verschwimmen. Ein Zustand, den man sich hierzulande schon mal wünschen würde. Übrigens: wer etwas Spanisch kann und bei dem Besuch Barcelonas das Gefühl hat, dass ihm das Spanisch gar nicht so richtig Spanisch vorkommt, der täuscht sich nicht: Die offizielle Amtssprache, die hier gilt und die in den Schulen als erste Sprache gelehrt und gelernt wird, ist das Katalanisch (català [kataˈla]). Folgerichtig kommt bei den Beschriftungen in den Museen erst die katalanische, dann die spanische Version. Dann kommt je nach Gusto des betreffenden Museums vielleicht noch eine englische oder französische Version. „Man spricht Deutsch“ kann mit Sicherheit ausgeschlossen werden – auch mal ganz schön.




Ganz zum Schluss noch ein Leckerbissen musikalischer Art: die Hymne von Freddy Mercury und Monserrat Caballé an die Hauptstadt Kataloniens.