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Ausloten von Schnittstellen – Das Tanzfestivals „Tanz im August“ in Berlin


Tanzfestival TANZ IM AUGUST in Berlin



Die Schnittstellen ausloten – Bildende Kunst und Tanz sowie die asiatische Tanzszene stehen im Mittelpunkt des bedeutendsten deutschen Tanzfestivals ‚Tanz im August‘ in Berlin

Ein Gastbeitrag von Susanne Braun





"Available Light" by Lucinda Childs, John Adams and Frank Gehry from Larry Murray on Vimeo.


1983 hat das ‚Museum of Contemporary Art‘ in Los Angeles seinen Ausstellungsraum ‚Temporary Contemporary‘ mit ‚Available Light‘ von John Adams, Lucinda Childs und Frank O. Gehry eröffnet, in diesem Jahr ist die Europapremiere bei der Eröffnung des 27. internationalen Tanzfestivals am 13. August im ‚Haus der Berliner Festspiele’ zu sehen. Darüber hinaus bieten die Veranstalter dem Publikum an diesem Abend eine Ausstellung auf einer Bühne, ein 24-Stunden-Event und eine architektonische Installation in einem Theater und demonstrieren mit dieser Auswahl ganz deutlich, dass klare Grenzen zwischen den Genres oft nicht zu ziehen sind. Da erscheint es nur folgerichtig, dass die Bilder der ‚Sammlung Haubrock‘, die Werke von Carol Bove, Olafur Eliasson, Elmgreen & Drahtes oder Philippe Pardon beinhaltet, nur einen Tag lang in ‚HAU1‘ des ‚Hebbel am Ufer‘ zu sehen ist und deufert&plischke etwa 24 Stunden lang die Grenzen zwischen Kunst, Künstler und Publikum verschwinden lassen, um heraus zu finden, ob das Theater ein Ort für bürgerliches Engagement sein kann.

Virve Sutinen, künstlerische Leiterin des Festivals, betont bei der Präsentation des Programms, dass es zwar keinen thematischen Schwerpunkt im strengen Sinne gebe, aber eine besonders hohe Anzahl der rund 60 Veranstaltungen drehten sich um die Beziehung zwischen Bildender Kunst und Tanz, die asiatische Tanzszene und die ‚Ikone des New Dance‘ Rosemary Butcher. In diesem Jahr hat der Hautpstadtkulturfonds seine Zuschüsse um 200.000€ erhöht und dadurch ein vielfältigeres Programm mit mehr Uraufführungen als sonst möglich gemacht. „Die gezeigten Arbeiten sprechen für sich selbst und es ist meine Überzeugung, dass Kunst komplizierte Wirklichkeiten entwirren und so dem Unbekannten eine Form geben und eine Stimme verleihen kann. Kunst und besonders Tanz ermöglichen es uns, die Welt mit den Augen eines anderen zu betrachten und etwas zu fühlen, zu sehen und zu erfahren, wofür uns noch die Begriffe fehlen“, äußerte sich Virve Sutinen zu der Bedeutung des Festivals.



After The Last Sky from Rosemary Butcher on Vimeo.


Choy Ka Fair lässt in seinem Dokumentationsfilm ‚Soft Machine: Surjit Nongmeikapam (India) & Rianto (Indonesia)‘ die asiatische Tanzszene in 86 Interviews aus China, Indien, Indonsien, in diesem Jahr außerdem ‚Ehrengast der Frankfurter Buchmesse‘, Japan und Singapur selbst zu Wort kommen. Eisa Jocson zeigt in ihrem Stück ‚Host‘ weibliche und transgender Hostessen, die in japanischen Clubs eine Form von Weiblichkeit inszenieren, die an die japanische Geisha-Tradition anknüpft. Die ‚Korea National Contemporary Dance Company‘ und der Choreograf Ahn Aesoon beschäftigen sich in ‚Bul-ssang‘ mit den vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Ost und West.

Aber es verschwimmen nicht nur die Grenzen zwischen den künstlerischen Genres, sondern auch zwischen Menschen und Maschinen sowie Kunst und Physik. Bei Antony Hamilton und Alisdair MacIndoe geben 64 computergesteuerte Maschinen den Rhythmus vor, wohingegen Cie Gilles Jobin in seinem Stück ‚Quantum‘ aus Physik Tanz macht, wofür er drei Monate am europäischen Forschungszentrum für Kernenergie in Genf verbracht hat. Mit dem Gleichgewicht zwischen Ordnung und Unordnung, das es nach dem Naturgesetz nie geben kann, beschäftigen sich der koreanische Choreograf Geumhyung Jeong und die ‚Compagnie SIGA‘.



Das Tanzfestival ‚Tanz im August‘ wird vom 13. August bis 4. September von dem Theater ‚HAU Hebbel am Ufer’ in Berlin veranstaltet. Das Programm ist auf mehreren Bühnen der Stadt zu sehen, an ‚HAU1‘ und ‚HAU3‘ des ‚Hebbel am Ufer’, der ‚Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz‘, im ‚Haus der Berliner Festspiele‘, der ‚Schaubühne am Lehniner Platz‘, den ‚Sophiensaelen‘, dem ‚RADIALSYSTEM V‘ und der ‚Akademie der Künste‘.

Mehr Informationen zum Programm und die Möglichkeit, Karten zu bestellen, gibt es unter: www.tanzimaugust.de

Ein Newsletter wird kurzfristig weitere Informationen und Termine bereit stellen.





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PACT Zollverein Essen: Absolventen der Brüsseler Tanz- und Performance-Schule P.A.R.T.S. präsentierten eigene Choreografien


Absolventen der Brüsseler Tanz- und Performance-Schule P.A.R.T.S. präsentieren eigene Choreografien sowie eine neue Version von Anne Teresa de Keersmaekers ,The Song‘

Von Susanne Braun

In der 1995 von der Kompanie ,Rosas‘ und der Oper ,De Munt/La Monnaie‘ gegründeten Schule ,Performing Arts Research and Training Studios (P.A.R.T.S.)‘ in Brüssel betrachtet man Tanz als eine Kunstform, die in ständigem Austausch mit anderen steht, vor allen Dingen mit Theater und Musik. Die mehrjährige Ausbildung dort bietet den Schülern sowohl eine umfassende Ausbildung in zeitgenössischem Tanz als auch das notwendige Handwerkszeug, um eigenständig kreative choreogrfische Arbeiten entwickeln zu können. In diesem Jahr konnten die Schüler zwischen einer eigenen Choreografie und einem Repertoire-Stück als Abschlussarbeit wählen. Bei ,PACT Zollverein‘ in Essen haben die Absolventen drei selbst entwickelte Arbeiten und ,Another Song‘, eine Neuinterpretation von Anne Teresa de Keersmaekers Stück ,The Song‘, präsentiert.

Kandinsky, Malewitsch und Mondrian wollten in den Gemälden, die die Ausstellung ‚Kandinsky, Malewitsch, Mondrian – Der weiße Abgrund Unendlichkeit‘ im K20 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen zeigt, eine Darstellung der Umgebung finden, die dem aus ihrer Sicht Eigentlichen gerechter wird. Dabei haben sie unter Verwendung meist reduzierter malerischer Mittel auch das mit einbezogen, das sich der visuellen Wahrnehmung für gewöhnlich entzieht. Auch bei den P.A.R.T.S.-Studenten stehen diese Themen im Mittelpunkt. Bewegungen scheinen aus dem Nichts zu kommen und dann manchmal sogar eine ganze Gruppe zu beeinflussen, dann wieder werden neue Bedeutungsebenen geschaffen, indem Geräusch und Bewegung ungewöhnliche Verbindungen eingehen oder ohrenbetäubende Soundeffekte aus dem Off plötzlich die Szene dominieren. Kommunikation gelingt dabei, wenn überhaupt, dann nur auf körperlicher Ebene.


Alle Fotos © Bart Grietens
Alle Fotos © Bart Grietens



,Get out of the blue‘ zeigt eine Solistin, die auf ein elektronisch erzeugtes Signal hin immer wieder in eine Art Boxkampfarena steigt und eine aggressive Kampfhaltung einnimmt. Ohne von Außen erkennbaren Grund gelingt es ihr nicht, die aggressive Pose beizubehalten. Tanzschritte, Kampfschreie, Tritte und Handkantenschläge scheinen auf absurde Weise dabei zu helfen, die Körperspannung zu halten und sich gegen eine Art unsichtbaren Gegner zu behaupten. Gerade ist die Tänzerin offenbar den Anforderungen der Arena gewachsen, da ertönt so etwas wie ein Besetztzeichen. ,Go to sleep, you little baby‘ ist der Refrain des melancholischen Liedes, das die Solistin zum Schluss anstimmt, während die Arena sich langsam schließt und sie selbst draußen bleibt.


Alle Fotos © Bart Grietens
Alle Fotos © Bart Grietens



Menschen und Gegenstände sind bei ,Slogan of modern times (Slugania)‘ von dickem blauen Stoff oder hautfarbenem Material verhüllt und haben dadurch nur noch etwas Schemenhaftes. Das hautfarbene Material wirkt transparent, ist aber kaum weniger undurchsichtig als der blaue Stoff. Während der Vorstellung verändern sich die Anteile des blauen und hautfarbenen Materials am Körper der Performerinnen und den Gegenständen, wodurch alles mal mehr und mal weniger ,nackt‘ oder verhüllt wirkt, eine optische Täuschung. Auch Handlung und Geräusche gehen ungewöhnliche Verbindungen ein, etwa als die Performerinnen akkustisch den Eindruck erwecken, als renne ein bellender Hund über die Bühne, indem eine der beiden bellt während eine andere mit Hilfe eines Stuhls und Getrampel Laufgeräusche erzeugt. Irgendwann bricht Stimmengewirr aus dem Off herein, das die Performerinnen zwingt, sich zu bewegen und sie keine Ruhe finden lässt.


Alle Fotos © Bart Grietens
Alle Fotos © Bart Grietens



Alle Gespräche auf der Bühne in ,The eternity ship question‘ finden im plaudrigen Tonfall einer TV-Comedy oder Sitcom statt. Dabei stehen die Dialoge in keinem inhaltlichen Zusammenhang zueinander, jeder lebt offenbar in seinem eigenen ,Film‘. Eine absurde und unterhaltsame Konstellation, die außerdem an die Theorie Marshall McLuhans erinnert, gemäß der ,das Medium die Message‘ ist und sogar der Inhalt der Kommunikation in erster Linie durch die Natur eines bestimmten Mediums geprägt wird. Zwar gibt es unterschiedlichste Versuche miteinander in direkten Kontakt zu treten, doch sie scheitern allesamt. Dabei wirkt die Situation rein optisch gar nicht so aussichtslos, denn auf rein körperlicher Ebene interagieren sie meist gut miteinander, etwa als einer von seinen Erfahrungen auf einer Entdeckungsreise erzählt und die anderen gemeinsam mit ihm den Horizont absuchen und ihn zu begleiten scheinen, auch wenn ihre Worte dabei etwas ganz anderes beschreiben. Helfen können auch die Regie-Anweisungen aus dem Off oder die Ordner und Files des im Hintergrund eingeblendeten riesigen Computerbildschirms in keiner Weise und der tragisch-komische Charakter aller Handlung lässt sich nicht auflösen.

,Another Song‘ greift viele der Figuren, Bewegungsabläufe und Techniken aus den vorigen Stücken auf und bildet damit eine Fortsetzung der neuen Stücke unter Bezugnahme auf das Reproduzierte. Anne Teresa de Keersmaeker hat das Original im Jahr 2009 gemeinsam mit ihrer Kompanie ,Rosas‘ auf Basis des ,White Album‘ der Beatles entwickelt. Im Folgenden ein Interview mit Anne Teresa de Keersmaeker samt Tanzszenen zu ,The Song‘:




Nachdem sie mit einer Choreografie zur Musik von Arnold Schönberg Mitte August bei der ,Ruhrtriennale‘ (www.ruhrtriennale.de) gastiert, ist sie vom 21. bis 23. September mit ,Re:Zeitung‘ im ,Tanzhaus NRW‘ (www.tanzhaus-nrw.de) in Düsseldorf zu sehen. Mehr Informationen zu P.A.R.T.S. gibt es unter: www.parts.be



Alle Fotos © Bart Grietens



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Performing Artists, Redner & Kuratoren für unseren Künstlerpool gesucht

Performing Artists, Redner & Kuratoren für unseren Künstlerpool gesucht

Im Zuge des Ausbaus unserer Kunstevent-Sparte suchen wir Künstler, deren Performance sich im Rahmen von Kunstveranstaltungen als Unterhaltungs-/Rahmenprogramm-Act eignen. Dies können bildende Künstler sein, die ihre Kunst präsentieren im Rahmen einer Livevorstellung, z. B. Bodypainting, Actionpainting, Speedpainting, Karikaturen etc. oder auch darstellende Künstler sein wie z. B. Musikgruppen oder Solisten, Sänger, Künstler aus den Bereichen Comedy, Schatten-/Lichtspiele, Tanz, Theater, Lyrik, Puppenspiel, Zauberei, Akrobatik, Jongleur, Schatten-/Lichtspiele, Video, Film, Projektion usw.

Darüber hinaus suchen wir auch Personen, die dazu in der Lage sind, professionelle Einführungsreden bei Ausstellungseröffnungen zu halten oder durch eine Ausstellung zu führen. Wir denken hier an Kuratoren oder Kunsthisoriker/innen mit einer gewissen Grunderfahrung in diesem Bereich.

Über unseren Künstlerpool vermitteln wir dann je nach Bedarf die geeigneten Personen für die jeweilige Kunstveranstaltung. Die vermittelten Künstler erhalten für die Vorführung ihrer Performace eine entsprechend ausgehandelte Vergütung.

Personen, die sich angesprochen fühlen, wenden sich bitte mit aussagekräftiger Bewerbung an redaktion[ät]kunstduesseldorf(.)de .