Veröffentlicht am

ArtCologne – der Superlativ regiert in Köln – ein Rückblick

ArtCologne – der Superlativ regiert in Köln – ein Rückblick

von Marianne Hoffmann

Gestern um 18 Uhr schlossen sich die Pforten der Halle 11, und bis der letzte Karton gepackt war, hielt die gute Stimmung unter den Galeristen und Galeristinnen an. 55.000 Besucher “round about “ zogen durch die zwei Stockwerke der zum erstenmal strahlend hellen Hallen und ließen sich von der Vielfalt der Angebote überzeugen. Kunst für jeden Geldbeutel von 100 Euro bis 9,4 Millionen, und bei diesem Betrag leistete man sich den Luxus, auch nur ein Bild zeigen zu können. So jedenfalls zelebrierte die GalerieThomas aus München das Werk von Franz Marc “Die Angst des Hasen” und beging damit ihren 50. Galerie-Geburtstag. Allerdings sollte man mit der Bewertung, dass ein Werk absolut marktfrisch auf einer Messe erscheint, vorsichtig sein, zumal die Galerie es erst im März auf der TEFAF ausgestellt hatte. Es bedeutet schließlich auch, dass das Werk, das von von einer internationalen Sammlung ebenso angefragt war wie von einem europäischen Museum, so der Galerist, eben immer noch zu haben war. Und mal ehrlich: 9,4 Millionen wollen aufgebracht sein, egal, wer dahinter steckt.

Von der Qualität der Messe überzeugte sich auch am Tag der Vernissage Monika Grüters, die neue Kulturstaatsministerin , von Hause aus studierte Kunsthistorikerin, die auch die Einkaufskommission der Bundesregierung traf und sicherlich über die eine oder andere Entdeckung diskutierte. Ob sie Empfehlungen aussprach , darüber gibt es keine Auskunft. Sie überzeugte sich von der Qualität der New Positions auf der Art Cologne, da dieses Programm über den Verband Deutscher Galerien durch das Kulturstaatsministerium gefördert wurde.

Empfehlungen jedoch bekamen die Freunde der Art Cologne, die mit einem Etat von 95.000 Euro im Hintergrund über die Messe gingen. Sie waren im Auftrag sowohl des Schnüttgen Museums, dem Wallraf-Richartz Museum, dem Stadtmuseum und dem Museum für angewandte Kunst unterwegs. Kunstwerke, die die einzelnen Sammlungen ergänzen, wurden erworben. Dies ist eine wahre Kölner Besonderheit. Und obendrein bleibt das Geld in deutschen Galerien.

Eine Idee Daniel Hugs, des Messechefs der Art Cologne, war es, die NADA zur Art Cologne zu holen . Die NADA, bereits erfolgreich als Kontermesse zur Miami Art Basel und dann in New York als Parallelveranstaltung zur Frieze, ersetzte die in Köln erfolgreiche Open Space Initiative von Kathrin Luz. Doch die NADA wurde nicht so angenommen wie erwartet. Deshalb entwickelte man folgerichtig für 2014 ein überarbeitetes Konzept und nannte es flink “Collaborations”, womit es dazu verführen sollte, dass man innerhalb der Ausstellungsfläche der Art Cologne entweder Gruppenausstellungen oder eine von zwei Galerien kuratierte Ausstellung präsentierte. Doch diese Idee ist so alt wie der Geldmangel, der immer wieder bei jungen Galerien vorhanden ist, die sich dann eben mit einer zweiten Galerie zusammen- finden. Entsprechend verteilen sich Kosten und Risiko. Ob es angenommen wurde? Sicherlich genauso wie die ganze Messe. Es ist die Idee die zählt, der Anreiz Neues zu entdecken..

Für die Datumsveränderung mit etwas mehr als einer Woche vor der Art Brussel und in diesem Jahr besonders gut geteilt durch die Osterfeiertage, hatte Daniel Hug sicherlich einen guten Riecher. Dem Ruf der Messe folgten nun zum ersten Mal Galerien, die den Spagat zwischen Brüssel und Köln gewagt hatten, wie zum Beispiel die Galerie Meert aus Brüssel. Sie gehörte zu den Neuzugängen, die der Marktchef in seiner Eröffnungsrede anpries, ebenso wie die berühmten Rückkehrer Gisela Captain Köln, Helga de Alvear Madrid, Eigen+ Art Berlin/Leipzig, Konrad Fischer Düsseldorf/Berlin, Karsten Greve, einst selbst Messechef der Art Cologne. Somit blickt die Messe zurück auf die Teilnahme von Ropac, Meyer, Annely Juda Fine Art, Michael Werner und David Zwirner. Das liest sich wie das “who is who in the Art scene” und hatte sicherlich den Effekt, dass die Messe zum Publikumsmagnet wurde. Das Fazit bei Eigen+Art war schon zum ersten Wochenende eine komplette Umhängung der Koje, und die Galerie Wentrup aus Berlin musste bereits zur Messehalbzeit die Koje umgestalten, da von jedem ausgestellten Künstler Arbeiten verkauft wurden. Dorothea van der Koelen aus Mainz, die in diesem Jahr mit einem Konzeptkünstler aus den Vereinigten Arabischen Emiraten aufwartete , verkaufte zwölf subtile Papierarbeiten der Biennale-Teilnehmerin Lore Bert. Durch Lore Bert wurde die ehrwürdige Marciana Bibliothek an Venedigs Markusplatz zum Ausstellungsort der “Eventi Colleterali” der Biennale. Dieser Ruf und die ungewöhnliche Installation der 5 platonischen Körper klangen wohl noch bis Köln nach. Für Gerhard Richter wurden über eine Million Euro auf der Messe bei der Galerie von Vertes aus Zürich gelassen. Die Galerie Levy verkaufte quer durch das Galerienprogramm von 1500 bis 12.000 Euro, und ein junger Kölner Sammler freut sich jetzt an seinem ersten Kunstkauf, einem Werk von Sven Kroner, bei der Galerie Fons Welters aus Amsterdam für immerhin fast 7000 Euro. Es zeigt Malerei in klassischer Manier, den Rhein mit Schiff. Und somit hat der junge Mann seinem Gefühl für die Kunst vertraut. Warum gerade das? “Es hat mich am meisten angesprochen”, sagt er, und das bei unzähligen Kunstwerken von höchster Qualität. Da bleibt nur zu sagen: so geht Kunst und das vor allem auf der Art Cologne.



Veröffentlicht am

Die ART.FAIR Köln – ab dem 30. Okt. ein letztes Mal im Staatenhaus

artfair_2013

Am 30. OKT Eröffnung der ART.FAIR Köln

Die ART.FAIR zieht ab 2014 in die Kölnmesse – ab dem 30. Oktober öffnet die Messe für moderne und aktuelle Kunst ein letztes Mal ihre Tore im Kölner Staatenhaus


Ausstellungsansicht: Gerhardt Braun Gallery © Boris Breuer
Ausstellungsansicht: Gerhardt Braun Gallery
© Boris Breuer



PRESSEMELDUNG
Köln, 09. September 2013 – Wenn im kommenden Jahr die ART.FAIR auf das fünftgrößte Messegelände der Welt zieht, wird das nächste Kapitel der Erfolgsgeschichte der Kölner Herbstmesse für Kunst geschrieben. Dort wartet mit den legendären Hallen 1 und 2 ein renommierter Veranstaltungsort, an dem das etablierte Erfolgskonzept in Zukunft weitergeführt wird.

Vom 30. Oktober bis zum 03. November lädt die ART.FAIR mit über 90 internationalen Galerien daher ein letztes Mal in die drei Hallen des Kölner Staatenhauses ein. Dort wird sich die Messe über eine Gesamtfläche von 16.000 qm erstrecken.

Ihr Opening feiert die ART.FAIR im Rahmen einer großen Vernissage am 30. Oktober. Im Anschluss wird die 11. Ausgabe der Messe dann vier Tage lang weltweit bekannte Ausnahmekünstler zeigen, das Publikum aber zugleich auf eine Entdeckungsreise mit aussichtsreichen Positionen junger, aufstrebender Künstler schicken. Dabei setzt die ART.FAIR ihre erfolgreiche Philosophie der vergangenen zehn Jahre fort, indem sie mit einem außergewöhnlichen Ansatz zugleich erfahrene Sammler und junge Kunstinteressierte begeistert.

Andy Warhol und Tom Wesselmann treffen auf Ilse Haider und Joachim Böttcher Klangvolles und Vielversprechendes der aktuellen Kunst werden dabei Hand in Hand gehen. Die Galerie Rainer Klimczak (Viersen) präsentiert Pop Up Ikonen wie Andy Warhol und Tom Wesselmann. Die Galerie Berlin (Berlin) zeigt Malerei von Joachim Böttcher. Am Stand der DavisKlemmGallery (Wiesbaden | München) erwarten das Publikum großformatige Fotografien von Ilse Haider sowie Arbeiten von Mel Ramos und Julian Opie.

Weitere Top-Positionen sind bei der Galerie Michael Schultz (Berlin | Seoul | Beijing) anzutreffen, die unter anderem Arbeiten der südkoreanischen Ausnahmekünstlerin SEO zeigt.

Die Kunsthandlung Osper (Köln) präsentiert Malerei von Gerhard Richter und Skulpturen von Hannes Helmke.

Die Galerie Hafenrichter (Nürnberg) präsentiert unter anderem Arbeiten von Roy Lichtenstein. Nicht minder beeindruckend wird der Auftritt der Galerie im Fritz-Winter-Atelier (Diessen am Ammersee), die Positionen von Fritz Winter sowie dessen Zeitgenossen und Meisterschülern nach Köln bringt.

Dazu wird es mehrere mit Spannung erwartete Debüts geben. So zum Beispiel durch Jankossen Contemporary (Basel). Die Galerie zeigt Peter Bynum. Der New Yorker Künstler arbeitet malerisch auf Glas und verschafft seinen Werken durch Illumination einen skulpturalen Charakter.

Ebenfalls erstmalig Teil der ART.FAIR sein wird die anOTHER art gallery ltd. (Farindola, Italien). Sie feiert ihre Premiere unter anderem mit Paul Critchley, dessen Bilder den Betrachter mit gedämpften Farben und verschobenen Perspektiven in ihren Bann ziehen.

Abseits der klassischen Felder der bildenden Kunst wird die BLOOOM – the converging art show eindrucksvoll beweisen, dass sich junge Kunst nicht nur der traditionellen Ausdrucksformen bedient, sondern auch in Genres wie Design, Urban Art, Video oder Mode Außergewöhnliches erschaffen kann. Die weltweit erste Messe für konvergente Kunst ist seit vier Jahren fester Bestandteil der ART.FAIR und präsentiert rund 30 internationale Galerien.

Ein Forum für profilierte Sammler und Neueinsteiger zugleich Seit ihrer Gründung im Jahr 2003 ist es der ART.FAIR gelungen, erfahrenen Sammlern aus dem In- und Ausland einen attraktiven Marktplatz zu bieten. Die Messe legt aber auch besonderen Wert darauf, den Kunstmarkt durch ihr individuelles Konzept für neue Interessenten zu öffnen.

Ein exklusives Rahmenprogramm wird die Messe dazu abrunden. Mit dem neu gewonnenen Automobilpartner smart – a Daimler brand – startet die ART.FAIR direkt zu Beginn der Messe mit einem Highlight. Die smart- Vernissage Party mit einer Fashion Show des deutsch-amerikanischen Labels Ludwig & Schwarz (Köln | Los Angeles) sowie die Verleihung des weltweit ausgeschriebenen Kunstpreises BLOOOM Award by WARSTEINER stimmen auf die kommenden spannenden Tage ein. 1.125 Bewerbungen aus 55 Nationen erreichten die Jury um Künstler Stefan Strumbel und Co-Direktor der ART.FAIR Walter Gehlen. Die zehn besten Arbeiten werden zudem in einer Sonderausstellung auf der BLOOOM gezeigt. Aus ihnen kürt die Jury am Vernissage-Tag den diesjährigen Gewinner des BLOOOM Award by WARSTEINER 2013.

In Zusammenarbeit mit smart setzt das Künstlerkollektiv Lichtfaktor den Kult-Stadtflitzer in kreativer Interaktion gemeinsam mit den Besuchern spektakulär in Szene. Das Publikum hat hier die Möglichkeit, durch die interaktive Lichtinstallation ein Kunstwerk aktiv mitzugestalten und somit ein Teil dessen zu werden.

Die ART.FAIR beginnt mit der öffentlichen Vernissage am 30. Oktober um 17 Uhr. Vernissage Tickets sind zum Preis von 30 € an der Tageskasse erhältlich. Vom 31. Oktober bis zum 03. November sind ART.FAIR und BLOOOM von 12-20 Uhr geöffnet. Am letzten Tag (Sonntag, den 03. November) beginnen die Messen schon um 11 Uhr und schließen um 19 Uhr. Tagestickets kosten 15 €, ermäßigt 10 €.

Weitere Informationen zu ART.FAIR und BLOOOM finden Sie unter www.art-fair.de oder www.blooom.de.



Übrigens: Die Kunstpublizistin Marianne Hoffmann wird exklusiv für uns von der Eröffnung der ART.FAIR berichten.



Veröffentlicht am

Inside Kunstszene Düsseldorf – eine persönliche Momentaufnahme

Beobachtungen aus der Kunstszene Düsseldorf

Wenn man die Düsseldorfer Kunstszene in den letzten Monaten verfolgt hat, dann kann man durchaus eine gewisse Aufbruchstimmung wahrnehmen. Es scheint aber nicht so zu sein, dass diese neue „Pace“ von den großen, etablierten Häusern am Ort ausgeht. Auch wenn diese mit einigen Blockbuster-Ausstellungen für Aufsehen gesorgt haben – man denke nur an Andreas Gursky, an El Greco und an die im K20 noch laufende Ausstellung „Die Bildhauer“, mit der sich auch die Düsseldorfer Kunstakademie gerade inszeniert – diese haben aus wirtschaftlichen Zwängen heraus das Tempo eher gedrosselt, in dem sie gut laufende Ausstellungen durch Verlängerungen zeitlich gestreckt haben. Aber „die Basis“ – so jedenfalls mein persönlicher Eindruck – hat spürbar die Schlagzahl erhöht: es werden neue Großevents (wie das asphalt Sommerfestival im vergangen Jahr) aus dem Boden gestampft, es werden Bunker (nicht nur einer) und alte Schraubenfabriken „annektiert“, man geht für die Kunst sogar in den Knast und aus einem „Glashaus“ wird nun kurzer Hand die Rezeption eines „Gasthofes“ zur Umsetzung eines urbanen Gesamtkunstwerkes. Natürlich gab es zwischenzeitlich auch Abgänge zu verzeichnen – so wandelte man letztes Jahr z. B. nicht mehr auf der Suche nach guter Kunst in Bilk.

Diese Entwicklung blieb natürlich auch im Web nicht ohne Folgen. Zahlreiche Websites, Blogs und Portale haben sich mittlerweile dem regionalisierten Thema Kunst in Düsseldorf angenommen, darunter auch wir. Manche davon tragen allerdings die beiden Begriffe mehr aus SEO-Gesichtspunkten in ihrem Namen als dass sie sich dem Thema selbst in einer solchen Breite annehmen, dass es ihre Namensgebung rechtfertigen würde. Das sei aber nur am Rande bemerkt – gerade auch im Web wird derzeit sehr viel gute Arbeit geleistet – sozusagen an der perisphere ;-) . Interessant dabei auch zu beobachten, dass staatlich organisierte Aktivitäten hier immer mehr in den Schatten gestellt werden durch Leute, denen es einfach nur Spaß macht an dem Thema zu arbeiten, ohne immer gleich auf die Uhr oder in den Geldbeutel zu schauen. Ich denke dabei an einen Kulturserver NRW, der zwar sicherlich vielen Künstlern früher einmal überhaupt erst die Möglichkeit geboten hat, im Web aufzutreten. Aber wie bezeichnend ist es, wenn dieser dann kürzlich einen Hilferuf durch die Landschaft mailt, man möge sie doch per Voting unterstützen, damit der Dienst nicht eingestellt werden muss. Auch das Kulturamt Düsseldorf fällt in letzter Zeit öfters durch eine gewisse Trägheit auf (so dauerte es geschlagene 4 Monate, bis mein Künstlerprofil in „Künstlerleben“ eingestellt war). Dafür ist aber zurzeit eine geradezu explodierende, erfolgreiche, sehr kreative und flexible Privatinitiative in Sachen Kunst festzustellen.

Das Ganze, so positiv es auch sein mag, hat allerdings (wie so vieles Andere eben auch) seine Schattenseite: für den einzelnen Künstler wird es immer schwieriger in diesem Umfeld wahrgenommen zu werden. Wenn dieser es nicht versteht, sich mit anderen Kollegen zusammen zu tun, mit anderen zu kooperieren, Netzwerke zu bilden, dann geht er – in einer Stadt mit gefühlt mehr Kunstschaffenden als Kunstrezipierenden – von der Öffentlichkeit unbemerkt unter. Den Kunstschaffenden und Kunstveranstaltern steht nur immer dieses eine Publikum, dieses eine Einzugsgebiet und dieses eine Kunstjahr zur Verfügung. Wem es da nicht gelingt, bei dieser steigenden Schlagzahl genügend Aufmerksamkeit zu erzeugen, der gerät ins Abseits. Da haben Künstler als Einzelkämpfer nur noch geringe Chancen – es sei denn, sie sind längstens etabliert u./o. verfügen über ein ungemeines “Alleinstellungsmerkmal“. Ebenfalls schwierig dürfte es bei diesem bereits extrem gefüllten Düsseldorfer Eventkalender sein, noch irgendetwas Neues mit Aussicht auf größeren Erfolg zu etablieren. Irgendwann ist auch die größte Aufnahmebereitschaft eines Kunstpublikums einfach mal erschöpft. Dass wir hier langsam so etwas wie eine Sättigungsgrenze erreicht haben, kann man nicht zuletzt auch daran erkennen, dass Veranstalter immer erfindungsreicher werden müssen, was das Konzept der jeweiligen Veranstaltung angeht, um genügend Besucher dafür zu interessieren. Insbesondere auch der Ort des Events gewinnt immer mehr Bedeutung für dessen Erfolg: wenn es kein außergewöhnlicher Ort ist – man denke an Tunnels, Parkhäuser, Bunker, Gefängnisse, alte Schraubenfabriken oder alte Backfabriken, Gewächshäuser oder gar die asphalt-Landschaft einer ganzen Stadt – dann schaffen es diese Veranstaltungen erst gar nicht über die Wahrnehmungsschwelle der Medien – da kommt dann keine Presse, geschweige denn ein WDR oder Center-TV eben mal vorbei, wenn keine besondere Story geboten wird und der Event nicht die (medien-) kritische Masse erreicht. Auch sprachlich muss man sich immer Auffälligeres einfallen lassen: man führt für das deutsche Ohr ganz merkwürdig klingende und ganz und gar nicht sprechende Namen ein wie „Boui Boui Bilk“, aus einer “HPZ Stiftung“ wird ein “Weltkunstzimmer“, aus einem “Glashaus“ wird die “Rezeption“ eines “Gasthofes“, der bespielt wird mit Musik von “weltAusstellung“ unter Mitwirkung eines “Volksavantgardechors“.

Aber auch das klassische Galerie-Geschäft dürfte zurzeit Konkurrenzdruck verspüren. Hier drängen zunehmend Branchen auf den Markt, die klassischerweise per se über das ideale und zahlungskräftige Klientel verfügen: Rechtsanwaltskanzleien, Personalberatungen und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften an der Königsalle und anderen Orts. Die kunsthistorische Expertise inklusive Doktortitel wird hierfür entweder eingekauft oder ist bereits verschwägert vorhanden. Diese Quereinsteiger machen das aber z. T. richtig gut – die Vernissagen z. B. sind oft besser inszeniert als bei so manch einem namhaften und alteingesessenen Galeriehaus, wo zur Ausstellungseröffnung noch nicht einmal der Künstler vorgestellt wird und man diesen als Besucher nur über extreme Aufmerksamkeit mutmaßlich ermitteln kann. Wer hier nicht wandlungsfähig und einfallsreich ist und sein Galerie-Geschäft weiterhin nach althergebrachten Mustern führt, der wird in diesem Metier nicht mehr lange bestehen können, es sei denn, er zieht sich ganz auf den institutionellen Sammler zurück (wenn er sich das leisten kann). Als weiteres Beispiel für einen gelungenen Quereinstieg sei an dieser Stelle auch jene Unternehmerin genannt, die mit ihrer Galerie im Hafen ihrer Kunstleidenschaft nachgeht und deren Gondel nun vom Kai in Richtung Venedig zur Biennale hin abgelegt hat.

Vergleichsweise komfortabel hat es aber derzeit derjenige, der als angehender Künstler an der Kunstakademie Düsseldorf studiert. Wer dort erst einmal zum Studium zugelassen wurde, dem geht es heute so gut wie selten zuvor. Bereits den Studienanfängern wird eine Aufmerksamkeit – auch medial – zuteil, wie noch nie. Eine durch ein Auswahlverfahren relativ klein gehaltene Anzahl von Studenten wirkt fast schon wie ein Monopol auf die Nachfrage des Kunstmarktes. Angefangen bei den Massen an Besuchern, die zum alljährlichen „Rundgang“ zum Eiskellerberg pilgern, über die zig berichtenden Blogs, Zeitungen bis hin zu Rundfunk und TV – ganz zu schweigen von den Galeristen, die um die Gunst der nachrückenden neuen Künstlergeneration buhlen. Das führt dann dazu, dass man z. B. von einer Bildhauerin mittlerer Semesterzahl auf Nachfrage einen stolzen vierstelligen Betrag für eine Kleinskulptur genannt bekommt. In welch anderem Studiengang ist so etwas möglich? Bereits die Zulassung zu einem Studium an der Kunstakademie gilt heute als Gütesiegel, was den Galeristen bzgl. seines eigenen Urteilsvermögens entlastet und andererseits genügend „Gebietsschutz“ vor den Autodidakten bietet. Darüber hinaus hat sich die Kunstakademie auch zunehmend für Gastspiele ihrer Studenten in der Peripherie geöffnet – sei es in einem Bunker, einem eigens dafür umgewidmeten Tunnelabschnitt oder in Kunstvereinen.

Für uns bleibt es jedenfalls spannend, diese Entwicklungen in der Düsseldorfer Kunstlandschaft weiterhin intensiv zu verfolgen und darüber zu berichten. Themen gibt es für uns dadurch jedenfalls genug. Wir laden auch jeden Interessierten dazu ein, sich an diesem Diskurs zu beteiligen – wir sind ja eine offene Plattform, bei der sich jeder gerne (konstuktiv) einbringen kann.



Sven Blatt, Herausgeber KD

Veröffentlicht am 15 Kommentare

Der Autodidakt – ein willfähriges Opfer?

Der Autodidakt – ein willfähriges Opfer?

Wer kennt das als Autodidakt nicht aus eigener Erfahrung: man wird von einem sog. „Galeristen“ kontaktiert – meistens per Mail – die künstlerischen Arbeiten würden ganz toll in das jeweilige Galerie-Programm passen und man könnte sich eine Zusammenarbeit ganz gut vorstellen. Oft wird dabei versucht, den „armen“ Autodidakten, der nun doch endlich den großen Durchbruch schaffen möchte, mit wohlklingenden internationalen Ausstellungen oder exotischen Kunstmessen in Taipei, Shanghai, Palm Beach oder Bejing für eine Beteiligung an solchen Events zu ködern.

Unseriöse Geschäftsmodelle

Nun ist natürlich jeder seines Glückes eigener Schmied und natürlich sollte das jeder Künstler für sich selbst entscheiden, aber mein Rat an dieser Stelle: Finger weg von solch dubiosen Angeboten! Gibt man sich nämlich interessiert, bekommt man kurz darauf dann weitere Informationen, die dann so aussehen, dass, wenn man an diesen illusteren Orten ausstellen möchte, richtig fett zur Kasse gebeten wird. Das geht dann meist nach Meter Ausstellungswand und sollte man dann tatsächlich auch etwas verkaufen, dann geht nochmal zusätzlich eine satte Provision an den „Galeristen“.

Seriöse Galerien…

…machen so etwas nicht – sie lassen sich nicht die Ausrichtungskosten direkt von ihren Künstlern finanzieren. Galerien, die an ihre Künstler glauben und diese für den internationalen Kunstmarkt aufbauen wollen, verlangen von ihren Künstlern keine „Standgebühren“. Hier wird meist von Möchtegern- oder Newcomer-Galeristen versucht, sich über nach Erfolg lechtzende Autodidakten und Quereinsteiger, die es sich leisten können, eine zinsfreie Anschubfinanzieung für ihren Galerieaufbau zu besorgen. Als Künstler sollte man sich hier nicht von seinem Ego verführen lassen und so selbstbewußt sein, dass man ein solches „Angebot“ lieber dankend ablehnt. Der Erfolg tritt dann ein, wenn man an seine Kunst glaubt (und an ihr arbeitet) und nicht solchen Angeboten. Witzigerweise bekommt man dann auf eine solche Absage auch schon mal so etwas zu hören wie „wir verstehen, dass Sie sich unseren international erfolgreichen Künstlern nicht gewachsen fühlen … “ – wohlgemerkt, das kommt dann von den gleichen Personen, für die Sie vorher angeblich künstlerisch interessant waren und von deren Gremium Sie in einem zeitaufwändigen Verfahren aus einer Vielzahl von Künstlern ausgewählt worden sind!

Die Rechnung geht nur für einen auf?!

Interessiert ihr euch dennoch näher für ein solches Angebot (einzelne darunter können auch schon mal vertretbar sein), dann schaut euch vorher ganz genau die Konditionen an und schätzt ab, wie ihr „aus der Nummer heraus geht“, z. B. ganz einfach: wieviele meiner Bilder muss ich zu welchem Preis verkaufen, um wenigstens eine „Schwarze Null“ zu erzielen? Wie realistisch ist diese Annahme (gemessen an meinem bisherigen Ausstellungserfolg)? Habe ich schon jemals so viel so teuer verkauft? Natürlich geben einem solche „Galeristen“ dann Beispiele ihrer ach so erfolgreichen Künstler an die Hand oder argumentieren mit der Zukunft – nach dem Motto: man muss als Künstler erst einmal in sich, in sein internationales Bekanntwerden, investieren – später kommt dann auch der finanzielle Erfolg. Laßt euch nicht für dumm verkaufen: wenn die Rechnung, die ihr anstellt, nur zu Gunsten des Galeristen aufgeht – Finger weg!

Schaut euch die anderen Künstler der Galerie an!

Seid ihr von den Konditionen her weiter an einem solchen Angebot interessiert, dann schaut euch die bereits von der Galerie vertretenen Künstler an! Vielfach wird von solchen Galeristen betont, dass sie keine Hobbykünstler aufnehmen. Dadurch soll man sich dann zum einen geehrt fühlen, zu den „Auserwählten“ zu gehören und zum anderen soll damit ein hohes Niveau der Galerie selbst vorgegaukelt werden. Schaut man sich dann in dem Galerieportfolio etwas näher um, dann trifft man nicht selten auf genau das: Kunst, die zwar vielleicht von ambitionierten Künstlern stammt, die aber nicht besonders weit entfernt vom Hobbyniveau ist. Dann muss man sich fragen: will ich mich denn dort auch zeigen? Das beeinflußt dann natürlich mein eigenes „Standing“ im Kunstmarkt.

Um Mißverständnissen vorzubeugen…

…ich habe ganz und gar nichst gegen Autodidakten. Schließlich bin ich ja selbst einer – und damit reihen wir uns ja in eine lange Liste in der Kunsthistorie ein, in der auch bedeutsame Namen wie z. B. ein van Gogh auftauchen. Es gibt genauso schlechte Kunst „gelernter Künstler“ wie es gute Kunst von Autodidakten gibt (und umgekehrt natürlich ebenso). Ich rate nur jedem Autodidakten, sich ehrlich zu befragen: wo stehe ich, wo sehe ich mich realer Weise mit meiner Kunst und so lange man dafür zahlen muss ausgestellt zu werden, lieber in sich selbst zu inverstieren und weiter an seiner Kunst zu arbeiten. Ich kenne das Problem, als Autodidakt eine Galerie zu finden nur allzu gut, aber man sollte nicht jeden Preis dafür zahlen! Und noch eins zu guter Letzt: natürlich zielt dieser Beitrag nun nicht auf den gesamten Berufsstand der Galeristen, sondern nur auf die schwarzen Schafe darunter.

Vielleicht wäre es auch durchaus interessant, von euren Erfahrugen zu diesem Thema zu hören. Wenn ihr mögt, dann könnt ihr sie gerne als Kommentar hier posten.

Sven Blatt, Herausgeber










Veröffentlicht am

Original-Kunst kaufen/verkaufen bei KunstDüsseldorf

Im KunstShop-by-KunstDuesseldorf Kunst kaufen/verkaufen

Ab sofort können Sie in unserem Kunstshop auch Original Gemälde kaufen oder verkaufen. Die Abwicklung erfolgt über unseren professionellen Amazon-Shop.

Um als Künstler in unser Shop-Angebot aufgenommen zu werden und über unsere Seite zu verkaufen, benötigen Sie nur einen eigenes Verkäufer-Konto bei Amazon. Dann einfach bei uns registrieren, eine eigene Künstlerseite erstellen und wir kümmern uns darum, unseren Shop mit ihrer Kunst zu bestücken und ihre Kunst zu vermarkten.

Es wäre wünschenswert, wenn sich insbesondere Künstler/innen aus der Region Düsseldorf/NRW hierfür melden. Die regionale Beschränkung ist jedoch nicht zwingend.