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Rundgang KUNSTAKADEMIE Düsseldorf 2013, ein Fest der Skulptur (von Helga Meister)

Der Rundgang, ein Fest der Skulptur

Von Helga Meister

In keiner anderen Stadt ist die Kunst derart in der Gesellschaft verankert wie in Düsseldorf. Das zeigt sich in besonderer Weise beim Akademierundgang, zu dem Kunstfans wie Laien, junge Leute wie Senioren, Schüler und Azubis aus der gesamten Region pilgern. Obwohl es sich ja eigentlich „nur“ um eine Leistungsschau der Anfänger handelt, wird diese Semester-Abschlussveranstaltung von Galeristen und Sammlern als Gradmesser für die Kunst von morgen genommen. Drei Akzente bilden sich diesmal heraus:

Erstens: Die individuellen Leistungen stammen in der Regel von den angehenden Bildhauern, nicht von den Fotokünstlern. Wie soll man auch die Fotokunst nach den grandiosen Beispielen der Bechers und ihrer ehemaligen Schüler toppen? Die Fotoklasse Williams liebt den diskursiven Dialog in der Gruppe. Wer Fotos in anderen Klassen sehen will, sollte sich in der Bildhauerklasse von Katharina Fritsch umsehen. Dort geht Kristian Schäferling mit seinem unscharfen Katzenmotiv eher der philosophischen Frage nach, wie der Zustand des Seins oder Nichtseins im Abbild zu beurteilen ist. Und Anna Lena Anton präsentiert ein Landschaftspanorama, bei dem man sehr genau hinschauen muss, um das vermeintliche Gemälde als Fotomontage im Computerausdruck auf mattem Druckpapier zu erkennen.

Zweitens: Nach dem Abgang der Malerstars Jörg Immendorff und Markus Lüpertz wird zwar weiterhin gemalt, aber die Bilder wirken lapidar. Bei Peter Doig, dem Professor für doppeldeutige Poesie, findet gerade ein Generationswechsel statt. Noch ist nicht jedermann ein kleiner Doig, der in diese Klasse geht. Satoshi Kojima ist einer der letzten Helden. Er begrüßt die Besucher, die in seinen Raum kommen, mit einer Theaterszene im Hintergrund und einem Catwalk, als wolle er die Kunstgänger anleiten, selbst ins Bild zu steigen. Und wer in der Anzinger-Klasse als talentiert gesichtet werden will, muss einen langen Atem haben. Denn 400 Bilder von 46 Studenten konkurrieren miteinander. Gewinnen tun die Leisesten mit den kleinsten Formaten. Dazu gehören Lisa Vigeners eingefrorene, bewegungslose Werke, in denen Funkstille herrscht. Und die scheinbar sinnliche Malerei von Vivien Greven, die ihre Liebesakte in eine abstrakte Landschaft setzt und einfriert.

Blick in die Doig-Klasse, vorn Satoshi Kojima

Bleiben, drittens, die Skulpturen und die Installationen übrig. Hier beweisen die Studenten einen hohen Grad an Professionalität und oftmals auch eine gehörige Portion an Witz. Catherine Biocia ist Absolventin bei Georg Herold. Hinter einem weißen Vorhang bittet sie zum Video. Die Musik hat sie selbst komponiert, und sie spielt sich auch selbst, nicht als große Künstlerin, sondern als Zwergin, die kniend ihre Beine hinter dem Rücken versteckt. Sie dehnt ihre Arie vom Bier und vom Kinnhaken wie Kaugummi und wiederholt sie im Loop. Dazu gibt es im Raum ein langes Rohr, das im Boden steckt und mit einer Zugfeder bespannt ist. An dieser Feder baumelt ein Spieldino, den Biocia mit einer Flex traktiert hat, so dass das Kerlchen nur noch eine halbe Portion ist.

In den übrigen der 23 Ateliers geht es weniger brutal als museal zu. Absolut perfekt geben sich die Klassen Vermeiren, Cragg und Fritsch. Sarah Henneke (bei Cragg) umhüllt Papprohre mit Farbe, Holzleim und Sand, steckt sie zu fantastischen Körpern und freut sich, wenn die Besucher nicht nur die Konstruktion von außen betrachten, sondern auch durch die Röhren ins Innere schauen. Hoch hinauf will Kerim Cinar (Craggklasse). Über einem Stahlgerüst hat er ein riesengroßes, weißes Gebilde in Gips aufgebaut und in den verschiedensten Techniken mit Spachtel und anderen Geräten strukturiert. Das kolossale Werk breitet scheint seine Flügel auszubreiten, als wolle es sich trotz seines Gewichts in die Luft erheben. Hundert Kilo schwer ist auch das Bronze-Grabmal mit dem golden polierten „T“ von René Hüls. Von dem jungen Bildhauer stammt auch ein prosaischer Garderobenständer, den er mithilfe von MDF-Platten, Kunststoff und Graphitpulver in eine übermannshohe Skulptur verwandelt hat. Hüls hofft für die ersten Jahre nach der Akademie auf Stipendien, um überleben zu können. Das Ringenberg-Stipendium hat er schon in der Tasche. Es werde jedoch nicht reichen, sagt er. Die Materialien eines Bildhauers seien eben recht teuer.

In der Klasse Fritsch gibt es keinen Unterschied zwischen einem Rundgang und der übrigen Zeit eines Jahres. Hier wird durchgearbeitet. Thorsten Schoth hat sich zwei Jahre lang auf seinen Auftritt mit einem kolossalen Weib vor einem Leinwandbild vorbereitet. Das Modell für die Figur ist eine Freundin, die sich modellieren ließ. Der Kollege hat ihre Formen noch praller und straffer gemacht, so dass sie abstrahiert wirken. Die stämmige Madame trägt ein türkisfarbenes Korsett, das ihr Fleisch einschnürt, den Körper deformiert und die Speckfalten auf dem Rücken hervorquellen lässt. Trotz ihres Volumens wirkt die Gestalt in ihrem weißen Gipskörper fiktiv. Sie scheint aus dem hinter ihr hängenden Leinwandbild herausgetreten zu sein, um den Raum wie eine Schlafwandlerin zu erobern.

Thorsten Schoth, Klasse Fritsch (Foto: Helga Meister)

Mit der eigenen Figur beschäftigt sich Kristin Wenzel (Fritsch-Klasse). Sie nimmt ihre Büste in Gips ab, poliert sie mit Achatstein, bockt sie auf ein Holzgestell und gibt ihr strenge Züge. Das Idealbild einer heroischen Frau ist vor dem Foto des alten Expo-Pavillons in Prag platziert. Es wirkt leicht abgefahren und makaber, denn das Alter Ego umgibt sich mit einem Kranz toter, weißer Papiervögel.

Burschikoser, lustiger, aber nicht weniger raffiniert geht es in der Deacon-Klasse zu. Nina Nowak benutzt die billige Raufasertapete, schneidet sie in Streifen, webt sie zu Schleifen und macht daraus einen Riesenturm, der über einem Metallring und einem Holzkreis wie der Turmbau zu Babel in die Höhe ragt. Julia Wilczewski arbeitet mit Silikon für ihre Elefantenrüssel und ihren Fuchs. Beides ist modelliert und perfekt ausformuliert. Der Fuchs wird in einer großen Waschmaschinentrommel geschleudert, während die Elefantenrüssel von den Besuchern bewegt werden dürfen. Oben unterm Dach hat Christoph Mügge den Wasserschlauch eines Feuerwehrmannes in Bronze abgegossen. Auch hier bekommt die Kunst aus der Deacon-Klasse surreale Züge.

Julia Wilczewski , Klasse Deacon, mit Silokon-Fuchs vor Waschtrommel (Foto: Helga Meister)

Der neue Trend zum Dreidimensionalen macht selbst in der Klasse des Fotokünstlers Andreas Gursky nicht halt. Alexander Föllenz hat einen Lichtraum mit extrem hellen Neonröhren gebaut, wobei er die 50 verschiedenen Kabel wie ein Fachmann der Elektrotechnik gebündelt hat und nun durch Vorhänge und Pappen schickt. Im Klassenraum selbst zeigt er sich als ein Pappkamerad, der wie eine Figur von Caspar David Friedrich auf einem Hügel steht; der Hügel allerdings ist aus Styropor, und der Held hat einen angeklebten Bart.

Sebastian Mejia, Grünfeld-Klasse (Foto: Helga Meister)
Lydia Peter, Klasse Vermeiren (Foto: Helga Meister)
Lars Julien Meyer, Klasse Deacon, mit Radkonstruktion Mistral (Foto: Helga Meister)
die Grünfeld-Klasse, vorn Sabrina Deilekes gefiedertes Kunststoffwesen (Foto: Helga Meister)

© Fotos und Text: Copyright Helga Meister


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Anmerkung der Redaktion:
Der Rundgang geht noch bis einschließlich diesen Sonntag (24.02.)

Öffnungszeiten während des Rundgangs:
Mittwoch bis Freitag 9.00 bis 20.00 Uhr
Samstag und Sonntag 10.00 bis 20.00 Uhr

Adresse:
Kunstakademie Düsseldorf
Eiskellerstraße 1
40213 Düsseldorf

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ab 20.02. K20 (D): Die Bildhauer. Kunstakademie Düsseldorf 1945 bis heute

K20 GRABBEPLATZ

Die Bildhauer. Kunstakademie Düsseldorf, 1945 bis heute

20.02. – 28.07.2013

Von den an der traditionsreichen Düsseldorfer Kunstakademie lehrenden und studierenden Bildhauerinnen und Bildhauern gehen seit 1945 maßgebliche Impulse aus. Professoren wie Ewald Mataré, Erwin Heerich, Joseph Beuys, Klaus Rinke, Irmin Kamp, Fritz Schwegler, Rosemarie Trockel, Hubert Kiecol, Katharina Fritsch oder Rita McBride prägten und prägen die fruchtbaren Auseinandersetzungen innerhalb der Akademie auch über ihre Klassen hinaus. Und sie tragen mit ihrem Werk – wie auch viele ihrer Kollegen und ehemalige Studenten – wesentlich zur Entwicklung der Bildhauerei der vergangenen 70 Jahre bei.

Der Bildhauer Tony Cragg, seit vielen Jahren Professor und derzeitig auch Rektor der Akademie, gab den Anstoß für diese außergewöhnliche Überblicksausstellung aus der Innensicht der Kunsthochschule. Die ausgewählten Werke von 53 Künstlerinnen und Künstlern, von denen viele im Kontext der Akademie entstanden, machen ein ebenso überraschendes wie beeindruckendes Panorama international anerkannter, moderner und zeitgenössischer Skulptur sichtbar, in dem vertraute Werke mit unbekannten oder wiederentdeckten korrespondieren.

Anthony Cragg, Ferryman, 2001, Bronze, 385 x 190 x 120 cm, Leihgabe Anthony Cragg, Wuppertal, © DACS, London / VG Bild-Kunst, Bonn

Der chronologisch angelegte Rundgang in den drei Sälen von K20 spannt den Bogen von den historischen Positionen der Nachkriegsjahre bis in die Gegenwart. Er zeigt, dass gerade die Vielfalt künstlerischer Haltungen und Überlegungen die Lehre entscheidend prägt: Die figürliche Skulptur hat ihre Erscheinungsweise geändert, nicht aber ihre Aktualität verloren; die traditionellen Materialien der Bildhauer – Bronze, Holz, Stein und Ton – sind nicht verschwunden, aber ebenso selbstverständlich arbeiten die Künstler mit industriell produzierten Werkstoffen und Alltagsgegenständen, mit vergänglichen Materialien, mit Licht, Luft, Geruch, Musik, Film etc.

Katharina Fritsch, Mann und Maus, 1991–1992, Edition 1/2, Polyester, Farbe, Stahl, 240 x 130 x 225 cm, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Foto: Nic Tenwiggenhorn, Düsseldorf, © VG Bild-Kunst, Bonn

Das Bestimmen bereits existierender Gegenstände steht gleichberechtigt neben konstruierenden und formenden Techniken, wobei neue Technologien es Abformens Werkprozesse erleichtern und bereichern. Das fruchtbare Nebeneinander von figurativer und abstrakter Bildhauerei, von traditionellen Materialien und neuen Werkstoffen, von Rückbezug auf die Tradition und Öffnung für außerkünstlerische Impulse und immer neue inhaltliche Fragen im Spannungsfeld zwischen persönlicher Erfahrung und gesellschaftlichen Aufgaben bestimmt bis heute die Produktion der Bildhauerinnen und Bildhauer an der Düsseldorfer Akademie.

Die Ausstellung wurde in enger Kooperation zwischen der Kunstakademie und der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen entwickelt.

Weitere Informationen
Eröffnung der Ausstellung
Dienstag, 19.02.2013, 19.00 Uhr

Katalog zur Ausstellung
„Die Bildhauer. Kunstakademie Düsseldorf, 1945 bis heute“
Kerber Verlag, Bielefeld, zum Preis von 44,80 Euro
(erscheint wegen der aktuellen Ausstellungsdokumentation Ende März)

Öffentliche Führungen
donnerstags 16.30 – 17.30 Uhr
sonntags und feiertags 15.00 – 16.00 Uhr
Kinderführungen: sonntags 15.00 – 16.30 Uhr

Film zur Ausstellung
Zur Ausstellung hat der Filmemacher Helge Drafz einen 30-minütigen Film produziert. Er wird während der Öffnungszeiten im Trinkaus Auditorium im K20 gezeigt.

Erweiterte Öffnungszeiten
Während des Rundgangs an der Kunstakademie ist die neu eröffnete Ausstellung vom 20. bis 24.02. täglich bis 20.00 Uhr geöffnet.

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20.-24.2.: Rundgang KUNSTAKADEMIE Düsseldorf 2013

KUNSTAKADEMIE Düsseldorf

Rundgang 2013

20. – 24. Februar


Wie bereits vor einigen Tagen angekündigt rückt der diesjährige Rundgang der KUNSTAKADEMIE Düsseldorf näher. Diese traditionell zum Ende eines jeden Wintersemesters stattfindenden „Offenen Tage“ der Kunsthochschule geben ab dem 20. Februar der Öffentlichkeit wieder ausgiebig Möglichkeit, einen Eindruck vom aktuellen künstlerischen Schaffen der StudentInnen dieser „altehrwürdigen“ Institution zu bekommen, ein bisschen Terpentinöl zu schnuppern, die ein oder andere Impression im Kopf mit nach Hause zu tragen oder einen der Jungkünstler kennen zu lernen und vielleicht für sich zu entdecken.

Klasse Prof. Katharina Fritsch 2012
Klasse Prof. Katharina Fritsch 2012

Auch KunstDuesseldorf.de wird vor Ort sein. Wir freuen uns für diesen Anlass Frau Dr. Helga Meister gewonnen zu haben. Sie wird für uns als Gastautor vom diesjährigen Rundgang berichten.

Hier nun der Link zum Artikel von Frau Meister: Der Rundgang, ein Fest der Skulptur



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verlängert bis 3.2.: ANDREAS GURSKY im Museum Kunstpalast

ANDREAS GURSKY

23.09.2012 – 13.01.2013 verlängert bis zum 3. Februar 2013

(Lesen Sie dazu auch unseren Besucherbericht.)

Da das Museum Kunstpalast u./o. Herr Gursky ganz strenge Veröffentlichungsregeln für das Fotomaterial festgelegt haben (obwohl Herr Gursky selbst seine Fotos auf Facebook munter postet und damit Facebook das unumschränkte Nutzungsrecht daran gewährt), haben wir nun nach Ende der Ausstellung die Fotos dazu aus unserem Text entfernt.

Das Werk des in Düsseldorf lebenden und arbeitenden, weltweit anerkannten Fotokünstlers Andreas Gursky (*1955 in Leipzig) steht innerhalb der zeitgenössischen Fotografie für eine Neubewertung des Realismus durch die konzeptuelle Inszenierung bzw. Bildmontage mit den Mitteln digitaler Technologie. Für seine Ausstellung im Museum Kunstpalast hat Gursky aus seinem Oeuvre 60 Arbeiten ausgewählt. Unter Verzicht einer chronologischen Hängung wird die Durchmischung alter und neuer, kleiner und zum Teil sehr großformatiger Arbeiten dem Betrachter neue und auch ungewohnte Ansichten von Gurskys Fotokunst ermöglichen.

Das Spektrum von Gurskys Arbeiten umfaßt Themen wie Architektur, Landschaft, Innenräume, aber auch große Events mit riesigen Menschenmassen. In der Düsseldorfer Ausstellung, deren Bogen sich von Arbeiten aus den frühen 1980er Jahren bis zu den Werkreihen Ocean I-VI, 2010, oder Bangkok, 2011, spannt, präsentiert Andreas Gursky erstmals auch einige seiner neuesten, bislang noch nicht öffentlich gezeigten Arbeiten.

 

„Es ist keine reine Fotografie, was ich mache“ beschreibt Gursky das eigene Werk. „Alle meine Bilder beruhen auf einer direkten visuellen Erfahrung, aus der ich eine Bildidee entwickle, die im Atelier der Prüfung ihrer Bildwürdigkeit unterzogen und schließlich am Computer ausgearbeitet und präzisiert wird.“ (Andreas Gursky)

Fast jeder von Gurskys Fotoarbeiten liegt eine Vielzahl von Aufnahmen zugrunde, die von ihm mit großem Aufwand am Computer zu einer Gesamtkomposition verdichtet werden. Nicht dokumentarische Objektivität, nicht Darstellung eines subjektiven Blicks ist das Ziel, sondern die künstlerische Synthese visueller Strukturen, die Konstruktion eines perfekten Einzelbildes oder Werkreihe.

„Gursky ist immer zuerst ein Bilder-Finder, erst in einem zweiten Schritt ein Bild-Erfinder. Gurskys Bilder entstehen nicht aus dem Nichts, da gibt es immer ein vorgefundenes: egal, wie weit das Vor-Bild danach weiter bearbeitet wird, bis es endlich der Vorstellung von Gurskys Bild entspricht.“ (Beat Wismer, GeneraldirektorStiftung Museum Kunstpalast)

Stärker noch als bei dem auf Satellitenaufnahmen beruhenden Ocean-Zyklus zeigt die Serie Bangkok Gursky als einen konzeptuell arbeitenden Künstler und zugleich als einen fotografierenden Maler. Den Arbeiten fehlen jegliche Verortungsmerkmale, allein der Titel „Bangkok“ gibt einen Hinweis zur Lokalisierung des hier uferlos fließenden Wassers.

Der Blick, der nicht aus großer Höhe, sondern von einem Bootssteg aus auf den Bangkok durchquerenden Fluß Chao Phraya fällt, die Beobachtung des wechselnden Lichtspiels auf der Wasseroberfläche, die ästhetischen Brechungen durch den Müll im Fluß, gaben Gursky den Impuls zur Schaffung dieser neuen Werkreihe. Mit feinem Gespür für die malerische Dichte, prüft er unter kompositorischen Gesichtspunkten die möglichen Variationen und entwickelt schließlich aus der Licht-Schatten-Camouflage des Flusses insgesamt zehn Arbeiten. Im Gegensatz zur Ocean-Werkreihe wählt Gursky für die Bangkok- Serie ausschließlich das Hochformat, die dem Einzelwerk eine meditative Dimension verleiht.

Zwischen Realität und fiktionaler Wirkung changierend, weisen insbesondere die Werke der Bangkok-Serie einen hohen Grad an Abstraktion auf und bieten Raum für eine Vielzahl malerischer Assoziationen. Sie lassen an Werke der informellen Kunst, an Bilder des Abstrakten Expressionismus eines Clifford Still oder Barnett Newman denken.

Zu den bislang noch nicht öffentlich gezeigten Arbeiten Gurskys gehört die mit Katar betitelte, aus dem Jahr 2012 stammende, großformatige Fotoarbeit eines zu Reinigungszwecken völlig entleerten riesigen Flüssig-Gas-Tanks auf einem der vom Emirat Katar regelmäßig auslaufenden Transportschiffe. Um die gigantischen Ausmaße des wie ein Tresor wirkenden Raumes fotografisch festhalten zu können und um auf die gleiche Ebene zu gelangen, wie die in der linken Bildhälfte, in dem milchig-transparenten Zelt sichtbar werdende kniende Gestalt, mußte Gursky 40 Meter tief in den mit goldschimmernden Aluminiumpanelen ausgestatteten Tank auf einer Leiter hinabsteigen. Mit der deutlichen Winzigkeit des in dem Riesentank anwesenden Menschen und mit den zahlreichen Lichtreflexen des klaustrophobisch wirkenden Raumes verleiht der global arbeitende Bildkomponist Gursky dieser Arbeit eine große poetische Wirkung.

Andreas Gursky, Bahrain I, 2005, C-Print, 306 x 221,5 x 6,2 cm (gerahmt), © Andreas Gursky / VG Bild-Kunst, Bonn 2012, Courtesy: Sprüth Magers Berlin London

Gurskys Fotokunst in der Düsseldorfer Werkschau macht deutlich, daß er seinen Standort abhängig von Bildmotiv und –thema wählt. In einigen seiner extrem großformatigen Werke werden mit Hilfe der digitalen Bildbearbeitung die Vielzahl perspektivischer Möglichkeiten – Frontalansicht, Aufsicht, Untersicht oder Übersicht – zusammengefasst. Viele seiner Werke weisen daher eine perspektivische Ambivalenz zwischen distanzierter Übersicht und fokussierter Detailschärfe auf. Werke wie Chicago Board of Trade III, (1999), Madonna (2001) oder Boxenstopp (2007) beruhen auf einem sehr komplexen Bildaufbau und verzichten auf die Betonung einer Zentralperspektive, alle Einzelheiten scheinen in diesen Bildern gleichwertig.

Andreas Gursky, der mit seinen Arbeiten einen wesentlichen Beitrag zur internationalen Bedeutung der zeitgenössischen deutschen Fotografie leistet, studierte 1977-1981 an der Folkwang-Universität-Gesamthochschule in Essen bei Otto Steinert und Michael Schmidt. Daran schloß sich ein Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf an, wo er von 1985 an bis zum Abschluß 1987 Meisterschüler von Bernd Becher war. Andreas Gursky gehört mit Candida Höfer, Axel Hütte, Thomas Ruff, Jörg Sasse und Thomas Struth und anderen zur Gruppe der Becher-Schüler, für die der Begriff „Düsseldorfer Fotoschule“ geprägt wurde. 2010 wurde Andreas Gursky als Professor an die Kunstakademie Düsseldorf berufen und unterrichtet hier eine Klasse für Freie Kunst.

Blick in die Ausstellung ANDREAS GURSKY im Museum Kunstpalast, Düsseldorf. Links: Hamm, Bergwerk Ost, 2008, 307 x 223,6 cm, © Andreas Gursky / VG Bild-Kunst, Bonn 2012 Courtesy Sprüth Magers Berlin London; Rechts: Bahrain I, 2005, 306 x 221,5 cm, © Andreas Gursky / VG Bild-Kunst, Bonn 2012 Courtesy Sprüth Magers Berlin London. Foto: Stefan Arendt, Medienzentrum Rheinland

 

Katalog:

Begleitend zur Ausstellung erscheint im Steidl-Verlag ein 68 Seiten umfassender Katalog mit Textbeiträgen von Hans Irrek, Beat Wismer und John Yau. Preis im Museumsshop: 24,80 Euro Preis im Buchhandel: 24,80 Euro, ISBN 978-3-86930-554-7

Öffnungszeiten:

Di-So, 11 – 18 h, Do, 11 – 21 h

Eintrittspreise :

10,- Vollzahler, 8,- ermäßigt, auch Gruppenpreis ab 10 Personen 23,- Familienkarte Kombiticket mit Sammlungen und allen anderen Ausstellungen (Sammlungspräsentation im Palast ab ca. 01.10.12) 12,- Vollzahler, 10,- ermäßigt, auch Gruppenpreis ab 10 Personen 27,- Familienkarte

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Tagestipp 9.1.: KPMG-Kunstabend mit Neujahrskonzert im K21

KPMG- Kunstabend mit Neujahrskonzert im K21 am 09.01.2013

Eine beliebte Tradition der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen wird fortgesetzt: Mit einem temperamentvollen Neujahrskonzert begrüßen KPMG und die Kunstsammlung gemeinsam das Jahr 2013. Das vielfach ausgezeichnete niederländische Amstel Quartett steht am 9. Januar ab 19.30 Uhr mit dem originellen Konzertprogramm „Amstel Tracks NOW!“ auf der Bühne des K21. Zu hören sind unter anderem Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart, Johannes Brahms, Maurice Ravel und Michel Nyman. Die vier Saxophonisten Ties Mellema, Bas Apswoude, Olivier Sliepen und Remco Jak, die das Ensemble 1997 gegründet haben, sind bekannt für ihr vielseitiges Repertoire, das die persönlichen Vorlieben der Musiker widerspiegelt. So entdecken die durch viele internationale Tourneen bekannt gewordenen Musiker längst vergessene Stücke, arrangieren sie für Saxophon oder beauftragen Kompositionen speziell für ihre Instrumente. Der KPMG-Kunstabend bietet einmal im Monat bei freiem Eintritt ein abwechslungsreiches Programm. Die Ausstellungen sind von 18.00 bis 22.00 Uhr geöffnet. Wegen des Neujahrskonzertes findet das Führungsprogramm ab 19.00 Uhr nur im K20 statt. Hinweis für die Besucher des Konzerts: Aus baurechtlichen Gründen sind die Plätze für das Neujahrskonzert begrenzt.





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Anreise:
K21 STÄNDEHAUS
Ständehausstraße 1, 40217 Düsseldorf

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mit dem PKW
Richtung Friedrichstadt (siehe Lageplan), Parkmöglichkeiten in den Parkhäusern WestLB (Friedrichstr. / Ecke Herzogstr.) und Kirchplatz

mit Straßen- und U-Bahnen
(vom Hauptbahnhof)
703, 704, 706, 709, 712, 713, 715, 719 bis Haltestelle Graf-Adolf-Platz

vom Flughafen
mit der S1 oder S11 bis Hbf Düsseldorf, von dort mit den Straßenbahnen in Richtung Graf-Adolf-Platz

mit Reisebussen / Gruppen
Ein- und Ausstieg ist in unmittelbarer Nähe zum Museum möglich (Elisabethstr.).
Busparkplätze befinden sich am Tonhallenufer.

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Ausstellender KUNSTVEREIN gesucht für Zukunftskunstprojekt „Israel-Palästina-Deutschland“

Zukunftsprojekt Israel-Palästina-Deutschland

Foto- und Videoprojekt zum Thema Zukunft der Jugend in diesen Ländern wartet auf eine Ausstellung 2013. Bisher bekam ich für mein Projekt jede Menge Absagen. Es scheint so, als würde die Zukunft unserer Jugend nicht auf Interesse stossen. Vielleicht scheint aber auch das Thema Israel-Palästina einigen als ungeeignet? Die Auseinandersetzung mit Wünschen und Hoffnungen junger Menschen sind nicht nur eine Vision, sondern für unsere Zukunft wichtig.

Es wäre toll, wenn sich 2013 eine Möglichkeit ergibt das umfangreiche Projekt auszustellen. Zudem suche ich eine Förderung für ein Buchprojekt. Texte und Portraits von jungen Menschen erzählen Zukunftsvorstellungen.

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01.11.: Eröffnung ARTFAIR Köln (bis 04.11.2012)

10. ARTFAIR Köln vom 01. – 04. NOV 2012

Heute (01.11.2012) öffnete die ARTFAIR zum 10. Mal ihre Pforten für das breite Publikum. Im Jubiläumsjahr zeigen lt. Ausstellungskatalog 86 Galerien in drei Hallen im Kölner Staatenhaus auf einer Gesamtfläche von 16.000 Quadratmetern internationale Kunst aus Gegenwart und Moderne. Nach den Worten der beiden Gründer und Direktoren Walter Gehlen und Andreas Lohaus hat sich die ARTFAIR dabei in den Jahren seit ihrer Gründung als Off-Show für Kunst bis 5.000 Euro rasant zu einem respektierten Forum erstklassiger nationaler und internationaler Galerien entwickelt.

Thomas Röthel (vertreten durch "Fischerplatz Galerien, Ulm") beim Aufbau seiner Skulpturen auf dem Vorplatz
... und nun sichtlich froh, dass es geschafft ist



















Die Organisatoren hatten bereits gestern zu einem Preview eingeladen. Wie Walter Gehlen bei diesem Pressetermin einleitend betonte, ist es ihnen als den Machern der ARTFAIR nach wie vor ein wichtiges Anliegen, vor allem auch junger und noch bezahlbarer Kunst mit diesem Format ihrer Kunstmesse ein geeignetes Forum zu bieten. Nach Gehlens Worten sind sie aber auch sehr erfreut, darüber hinaus mit der diesjährigen Jubiläumsausgabe der Messe auch besonders zahlreiche etablierte Positionen solch namhafter Künstler wie John Chamberlain, Mel Ramos, Gerhard Richter, Georg Baselitz und A. R. Penck zeigen zu können. Co-Direktor Andreas Lohaus betonte abschließend, dass der Erfolg der ARTFAIR nur im Rheinland mit seiner stark verwurzelten Tradition des Kunstsammelns und seiner wirtschaftlichen Potenz denkbar war, so dass ein Abwandern der Messe in andere Städte oder gar Länder trotz entsprechender Angebote nie ein Thema für sie war.

Die beiden Direktoren Walter Gehlen (rechts) und Andreas Lohaus bei der Begrüßung der Medienvertreter

Die Messe selbst darf einmal mehr auf die Teilnahme prominenter Galerien zählen. Unter den zahlreichen klangvollen Namen finden sich unter anderem die Galerie Michael Schultz, Berlin | Seoul |Beijing, Galerie Terminus, München, Galerie Erhard Witzel, Wiesbaden, AB GALLERY LUZERN+ZÜRICH, Galerie Kunstraum 21, Köln, Galerie Albert Baumgarten, Freiburg, J-P. Ritsch-Fisch Galerie, Strasburg, Galerie Voss, Düsseldorf oder die Galerie Barbara von Stechow, Frankfurt am Main.

Eingangsbereich zum linken Messeflügel im Erdgeschoss




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Für diejenigen unter Ihnen, die die ARTFAIR besuchen möchten und für die es vielleicht der erste Besuch einer Kunstmesse ist, sei Folgendes vorausgeschickt: Kunstmesse ist nicht gleich Museumsausstellung! Entsprechend sollte man seine persönliche Wahrnehmungsfähigkeit ganz anders kalibrieren und seine Erwartungen einstellen, als bei einem beschaulichen Museumsbesuch zum gemütlichen Ausklang eines Sonntagnachmittags. Auch wenn man Kunst noch so gerne mag und sich für sie interessiert kann sich nämlich andernfalls auf einer Kunstmesse (selbst bei der noch vergleichsweise überschaubaren ARTFAIR) ganz schnell ein Übersättigungseffekt einstellen. Man sollte sich also mit einem gewissen Wahrnehmungsfilter ausstatten, der natürlich dennoch nicht völlig blind machen darf und auch etwas Zeit mitbringen. Möchte man gewissen Künstlern bzw. ihren Werken “nachstellen“, sollte man sich vorab anhand des Übersichtsplanes und des Katalogs über deren Standort informieren und gezielt darauf hinsteuern, sonst kann es schon mal passieren, den ein oder anderen namhaften Künstler zu “übersehen“, da diese natürlich fairer Weise nicht besonders herausgehoben werden. Man sollte sich auch zu Beginn des Messebesuchs darüber im Klaren sein, dass diese über zwei Etagen geht und sich daher vielleicht zu Beginn nicht zu intensiv mit den ersten Messekojen auseinandersetzen und sich “die Kräfte richtig einteilen“.

Weiterer Einblick in die Messehalle
Beeindruckende Installation "Land Of Fusion" von Francesca Martí (Gerhardt Braun Gallery, Mallorca)

Die auf der ARTFAIR gesichtete Kunst vor dem inneren Auge Revue passieren lassend kann festgestellt werden: Neue, übergreifende Trends sind nur ansatzweise zu erkennen. Das liegt aber nicht an der ARTFAIR, sondern an unserer Zeit des “ALLES HAT NEBENEINANDER SEINE EMANZIPIERTE BERECHTIGUNG“ – es werden heutzutage keine prägenden, sich gegenseitig verstärkenden, Kunstbewegungen mehr geschaffen. Jeder Künstler schafft sich seine eigene, kleine Bewegung. Resultat: ein Sammelsurium individuellster Positionen ohne erkennbar übergreifende Merkmale. Positiv ausgedrückt bietet das der Nachfrageseite für Kunst den Vorteil, sich nach der jeweiligen Vorliebe auch individuell “bedienen zu können“. Es gibt viele “Zitate“ und Abwandlungen der Vergangenheit, z. T. unter zur Hilfenahme dessen, was der Lauf der Zeit an neuer Materialien zu Tage gefördert hat. Ein kleinerer Trend war allerdings dennoch auszumachen: der Versuch, die dritte Dimension durch die unterschied-lichsten Mittel verstärkt in die Malerei einzubinden. Das meiste, was auf der Messe geboten wird, ist leicht verdauliche, gefällige und ansprechende Kunst „guter Namen“ und bietet wenig Anlass zur Diskussion oder gar Polarisation. Aber als Kunstmesse ist dies wohl auch nicht deren Zielsetzung.

Der Umstand des manigfaltigen Nebeneinanders macht es zu einem gewissen Maße auch schwierig, das “gesichtete Material“ systematisch darzustellen ohne plumper Weise das naheliegende Ordnungsmerkmal der Galeriezugehörigkeit zu bemühen. Im Folgenden werde ich daher versuchen, die vorgefundene Kunst eher lose und grob stilistisch zu clustern, quasi den eingangs erwähnten individuellen Filter verwenden, um das Gesehene etwas zu verdichten. Dadurch fällt notwendiger Weise auch einiges unter den Tisch, aber selbst der Katalog zur ARTFAIR ist ja schließlich kein Gesamtverzeichnis der dort gezeigten Kunstwerke. Wer die Gesamtsicht möchte, der kann diese noch höchtpersönlich bis zum 04. NOV durch einen Besuch der Messe erhalten.

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RAUM

Einige Maler wie Christoph Bouet, Christopher Lehmpfuhl oder Ralph Fleck erweitern ihre Malerei um die „Dritte Dimension“, in dem sie Ölfarbe pastos auftragen, teilweise fast zu Reliefs aufschichten, was ihre Malerei dadurch sehr lebendig wirken läßt und dem auftreffenden Licht (und dem daraus resultierenden Schatten) einen größeren eigenen Gestaltungsspielraum lässt.

Christoph Bouet | Weiden im Schnee | 100 x 120 | Ö/LW
Ralf Fleck (Galerie Albert Baumgarten, Freiburg) | "Paris 19-VIII | 2012 | 160 x 160 | Ö/LW

Christopher Lehmpfuhl (Galerie Schrade, Karlsruhe) | Gebirgsbach (Meran) | 2006 | 140 x 60



















Andere Künstler erweitern ihre Kunstwerke in den Raum durch eine spezielle Art von „Architektur“ ihrer Werke bzw. der Träger ihrer Werke.

Maxim Wakultschik (Galerie Michael Nolte) | Multipersonality #34 | 2012 | 102 x 94 | Öl auf Holz, Aluminiumrahmen

Ilse Haider (Galerie Erhard Witzel, Wiesbaden) | "Erich Wolfgang Korngold" | 2012 | Silberprint auf Peddigrohr | 140 x 90 x 20

Seitenansicht




DUKTUS

Zwei Maler sind erwähnenswert, da beide durch einen bestechenden, eigenen Duktus ins Auge fallen: Markus Fräge sowie Alireza Varzandeh, mein malerischer Favorit in dieser Beziehung, da seine Malerei nicht so glattgebügelt, angepasst und hochglanzpoliert daher kommt, wie so manch andere gesehene Malerei. Die von ihm dargestellten Szenen des Alltags haben dadurch etwas Unverfälschtes, Lebendiges.

Alireza Varzandeh (Projektraum Knut Osper) | Sommerregen X | 2012 | 180 x 230 | Ö/LW
ebenfalls Alireza Varzandeh | Easy Day II | 2012 | 180 x 230 | Ö/LW

Martin Fräger (Galerie.mühlfeld+stohrer, FFM) | Mädchen mit Küchenstilleben | 2012 | 110 x 150 | Ö/LW

Fläche/Ikonografie

Im Gegensatz zu den zuvor gezeigten Beispielen bleiben die nun folgenden Künstler in glatten Flächen, reduzieren, stilisieren – z. T. collagenhaft über mehrere Ebenen „geschichtet“, z. T. aber bleiben diese auch reduziert auf nur eine wahrgenommenen Ebene (Hintergründe werden mangels Perspektive oder reduzierter Perspektive zur reinen Projektionsfläche).

Heiner Meyer (Galerie Barbara v. Stechow, FFM) | Chanel | 2012 | 120 x 160 | Ö/LW | 26.000 EUR
ebenfalls Heiner Meyer | Take a Box | 2012 | 120 x 145 | Ö/LW
Kirsten van den Bogaard (Art Galerie 7, Köln) | Acryl auf Dibond
ebenfalls Kirsten van den Bogaard
Ruth Bussmann (Galerie Alber Baumgarten, Freiburg) | Passanten 2010 | 120 x 160 | 7.000 EURÖ/LW
Dirk Brömmel (DavisKlemmGallery, FFM) | C-Print auf Diasec
Koje "Galerie an der Pinakothek der Moderne - Barbara Ruetz | im Vordergrund Christopher Corso "The Next Level"




PIXEL

Nun noch zu ein paar Vertretern, die den Pointilismus in der ein oder anderen individuellen Spielart zu neuem Leben erwecken.

Davide La Rocca (Galerie Voss, Düsseldorf | Irene pp-RGB60" (Ausschnitt) | 200 x 150 | 2012 | Ö/LW
Thomas Baumgärtel (DavisKlemmGallery, FFM) | Harald Schmidt | 2012 | 170 x 170 | Schablonenspray/LW (Bananenstil Pointilismus)
3 Arbeiten von Lu Yueling (Galerie Jane Zhang, FFM), rechts "Pieces of Memories" | 2011 | 120 x 150 | Öl/LW
Ralph Fleck (Galerie Albert Baumgarten, Freiburg) | Station 13-X | 2012 | 140 x 160 | Ö/LW




(Un)schärfe

Wolfgang Kessler (Kunsthaus Hannover) | Zwischenraum - Kapitel II | 2011 | 60 x 100 | Ö/LW
Zhang Tieying (Galerie Jane Zhang, FFM) | Spring Rain #2 | 2011 | 90 x 120 | Ö/LW
Stephan Kaluza (Galerie Michael Schulz, Berlin) | Berg 1 | 2012 | 120 x 50 | Ö/LW hinter Plexiglas




Resümee

Die ARTFAIR bietet auch dieses Jahr wieder eine gute Möglichkeit sich einen Überblick über im deutschsprachigen Raum (Mallorca beziehe ich da mal großzügig mit ein) gehandelte Kunst über die eigene lokale Galerien-Landschaft hinweg zu verschaffen, auch wenn zwischen dem von den jeweiligen Galerien Gezeigten nun auch “keine Welten liegen“.

Die Prämisse, mit der die ARTFAIR vor nun 10 Jahren an den Start ging, mit ihrem Messeformat auch noch bezahlbare Kunst für “Kunstsammler-Einsteiger“ anzubieten, hat sich im Laufe der Zeit doch relativiert. Die mit unter 5.000 EUR von den Machern der Kunstmesse als noch bezahlbar definierte Kunst war doch sehr rar gesät. Vieles Gesehene hat mittlerweile diese Preislage locker verlassen, so dass man nicht selten Kunst im mittleren Format zwischen 10.000 und 20.000 EUR vorgefunden hat. Aus Sicht einer Messerleitung lässt sich das natürlich nachvollziehen: welche Messe lehnt schon eine namhafte Galerie ab, weil ihr die Preise zu hoch sind und über am Markt durchsetzbare Preise definiert sich heutzutage (auch) das Renommee einer Galerie oder einer Messe – und zudem: was heißt schon “noch bezahlbar“ – das ist halt wie so vieles relativ.


Text und Fotos: Sven Blatt
Copyright für Text und sämtliche Fotos: Sven Blatt




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ab 27.10.: MUSEUM LUDWIG – David Hockney. A Bigger Picture

MUSEUM LUDWIG

David Hockney. A Bigger Picture

27.10.2012 – 03.02.2013

Seine Swimmingpool-Paintings gehören zu den populärsten Bildformeln der 1960er Jahre. Als schillernde Figur des Swinging London und Bildchronist eines coolen Californian Way of Life wurde David Hockney weltbekannt. Auch mit seinen eigenwilligen Porträts, meisterhaften Stillleben und Landschaftsgemälden, Fotocollagen, Bühnenbildern und intelligenten Verarbeitungen kunstgeschichtlicher Phänomene zählt er seit Jahrzehnten zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart.

Dabei hält sein vielseitiges Werk immer neue Überraschungen bereit. Hatte Hockney bereits in Kalifornien die komplexe Wahrnehmung des Raumes unter anderem in Bildpanoramen des Grand Canyon verarbeitet, so ist die Landschaftsmalerei in den vergangenen Jahren geradezu ins Zentrum seines Schaffens gerückt. Seit seiner Heimkehr von Los Angeles ins ländliche East Yorkshire, die sich bereits 1997 anbahnte und 2005 zu Hockneys dauerhaftem Aufenthalt in England führte, schuf er eine überwältigende Vielfalt wunderbarer Landschaftsbilder. Teils direkt in der Natur gemalt, bieten die oft monumentalen Formate dem Betrachter einen unmittelbaren Zugang. Dann wiederum übersetzt der Künstler Landschaft in fast märchenhafte, ornamental stilisierte Szenerien, die uns in eine farbenprächtige Traumwelt entführen.

David Hockney "Winter Timber", 2009 Öl auf 15 Leinwänden / Oil on 15 canvases Je / each 91,44 x 121,92 cm, gesamt / total 274,32 x 609,60 cm © David Hockney Photo: Jonathan Wilkinson

Parallel zur traditionellen Malerei experimentiert Hockney intensiv mit Bildschirm-Zeichnungen. Der Touchscreen seines Smartphones, später dann das iPad ermöglichen ein äußerst schnelles Arbeiten, lassen Bilder entstehen, die durch enorme Frische und Unmittelbarkeit bestechen. Zugleich weisen sie in ihrer synthetischen Anmutung einen seltsam irrealen Unterton auf. Sowohl auf den leuchtenden Screenoberflächen als auch in großformatigen Ausdrucken bilden sie ein wesentliches Element der Ausstellung. Seit 2010 widmet sich David Hockney der Landschaftsthematik darüber hinaus in beeindruckenden Multi-Fokus-Filmen. Auch diese von ihm entwickelte Aufnahmetechnik, die in der Projektion auf neun oder gar achtzehn zu einem Bild gefügten Monitoren ein einzigartig intensives Seherlebnis bietet, nimmt in der Kölner Ausstellung breiten Raum ein. Lässt sich der Betrachter auf die außergewöhnliche Offenheit des Gesamtbildes ein, so vermag er hier weitaus bewusster und selbstbestimmter zu sehen, als es der festgelegte Fokus einer einzelnen Kamera je erlauben würde.

David Hockney "The Arrival of Spring in Woldgate, East Yorkshire in 2011(twenty eleven)" Aus einem 52-teiligen Werk / one of a 52 part work Öl auf 32 Leinwänden / Oil on 32 canvases Je / each 91,44 x 121,92 cm, gesamt / total 365,76 x 975,36 cm © David Hockney Photo: Jonathan Wilkinson

In ihrer Komplexität zeigt die Ausstellung einen Künstler, der dem klassischen Thema Landschaft auf souveräne Weise neue Impulse verleiht, wobei in all den Arbeiten eine tiefe Liebe zur sichtbaren Welt und zur Schönheit der Dinge mitschwingt. Am Ende kommt dann plötzlich noch ein neues Thema ins Spiel. Zwölf Jongleure agieren in einem Bildfeld aus 18 Screens, ermöglichen eine ungewohnt neue Wahrnehmung von Bewegung in Raum und Zeit und damit – wie sollte es bei David Hockney anders sein – bereits einen erwartungsreichen Ausblick auf Folgendes.

David Hockney "The Arrival of Spring in Woldgate, East Yorkshire in 2011 (twenty Eleven) - 2 January 2011!" 1 Zeichnung aus einem 52 -teiligen Werk / One of a 52 part work IPad - Zeichnung auf Papier / IPad drawing printed on paper 144,14 x 107,95 cm © David Hockney

Die Ausstellung wurde organisiert von der Royal Academy of Arts London, in Kooperation mit dem Museum Ludwig, Köln und dem Guggenheim Museum, Bilbao. Kuratoren der Ausstellung sind Marco Livingstone und Edith Devaney in Kooperation mit Stephan Diederich.

In London brach die Ausstellung „David Hockney: A Bigger Picture“ mit mehr als 650 000 Besuchern alle Rekorde. Für die Kölner Ausstellung hat der Vorverkauf bereits begonnen. Tickets sind im Internet unter www.koelnticket.de, über www.museum-ludwig.de oder telefonisch unter 0221-2801 erhältlich.



Museum Ludwig
Heinrich-Böll-Platz
50667 Köln

Telefon +49-221-221-26165
Telefax +49-221-221-24114
E-Mail info@museum-ludwig.de
www.museum-ludwig.de

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag (inkl. Feiertage): 10 – 18 Uhr
Jeden ersten Donnerstag im Monat: 10 – 22 Uhr
Montags geschlossen.





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Ausstellung „DIDIER VERMEIREN“, Skulpturenpark Cragg Foundation

Skulpturenpark Waldfrieden – Cragg Foundation (Wuppertal)

DIDIER VERMEIREN

27. OKT 2012 bis 17. FEB 2013

Diesen Samstag (27.10.2012) öffnet im “Skulpturenpark Waldfrieden“ der Tony-Cragg-Foundation in Wuppertal die Ausstellung „Didier Vermeiren“. Dies nahm die Redaktion von KunstDuesseldorf zum Anlass, sich die Ausstellung bereits vorab anzuschauen. Eingeladen dazu hatten der gastgebende Hausherr Tony Cragg sowie Didier Vermeiren, die beide bei dieser Preview anwesend waren.

Was zunächst auffällt, ist gar nicht mal künstlerischer Art: beide Künstler, sowohl der ausstellende Diedier Vermeiren (neben seiner eigenen künstlerischen Tätigkeit auch Professor an der Kunstakademie Düsseldorf), als auch Tony Cragg (Rektor selbiger Kunsthochschule und international renommierter Bildhauerkollege), wirken sehr „bodenständig“ und unprätentiös und heben sich dadurch sehr angenehm von dem ansonsten doch zeitweise eher schrillen Gehabe in der heutigen Kunstszene ab – und es wird deutlich: die beiden Künstler „ruhen“ auf festen Werten und klaren künstlerischen Positionen, die sie mit ihren Werken so auch authentisch nach außen tragen.

Didier Vermeiren (links) und Tony Cragg (Foto: Rosa Speck)

Die in der Ausstellung gezeigten bildhauerischen Arbeiten Vermeirens manifestieren geradezu dieses Insichruhen. Dies wird evident aus der direkten Anschauung heraus und bedarf keiner weiteren Erklärung. Der Sockel, der üblicherweise eine untergeordnete, dem Kunstwerk dienende Funktion hat, nämlich die, das Kunstwerk zu präsentieren, es darauf ruhen zu lassen, wird von Vermeiren selbst zum Kunstwerk erhoben. Vermeiren setzt sich mit dem Sockel als eigenständiges Kunstwerkes auseinander und sucht dabei auch immer wieder den Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Ziel seines bildhauerischen Schaffens ist es zudem, durch das Wirken seiner Skulpturen den sie umgebenden Raum selbst mit einzubeziehen, eine Inkorporation des Raumes durch die Skulptur zu erreichen.

Glaspavillon
Mit dem Glaspavillon auf dem Gelände des Skulpturenpark “Waldfrieden“ wurde ein idealer Raum gefunden, eine solche Inkorporation des Raumes gelungen umzusetzen. Der Glaspavillon, der im Zuge der Umgestaltung des Geländes zum Skulpturenpark neu errichtet wurde, besticht durch seine klare und filigrane Architektur und lässt den Eindruck entstehen, man stünde im wahrsten (aber positiven) Sinne im Wald. Die ihn umgebenden Laubbäume filtern das einfallende Licht auf natürliche und angenehme Weise, so dass es einer künstlichen Beschattung nicht bedarf.


Gezeigt werden rund ein Dutzend Exponate unterschiedlicher Textur und Stofflichkeit, von glatten, flächigen Werken bis hin zu “handgreiflich“ verformten Quadern – von Holz über Gips bis hin zu Stoffgewebe. Einzelne Arbeiten wie die „Étude pour l’Urne“ erinnern mit ihrer, wenn auch nicht akribisch durchgearbeiteten Ornamentalik an ein korinthisches Säulenkapitell. Gerade die stärker verformten Skulpturen lösen im Betrachter den leider nicht zu erfüllenden Wunsch aus, dem aufkommenden haptischen Verlangen nachzugeben und sie zu berühren. Ganz puristisch wird es bei einem Kunstwerk, welches nur Sockel ist: ein Gestell, locker bespannt mit einem weißen Stoffgewebe – kein weiteres, es tragendes Kunstwerk. Tony Cragg dazu: „Dieser leere Raum über dem Sockel erzeugt doch eine ungeheuere Spannung!“.

Didier Vermeiren, Étude pour l'Urne #1, 2008, Gips & bemaltes Holz, 210,5 x 124,5 x 124,5



Ihrer Leidenschaft für das Stoffliche, das Greifbare, verleihen beide Künstler auch über ihre Sprache Ausdruck: sehr gerne verwenden sie Begriffe wie „real“, „berühren“, „Qualität“. Mit dem Begriff „abstrakt“ und „Fiktion“ können sie dagegen nur wenig anfangen.



Die Ausstellung „DIDIER VERMEIREN“ beginnt am 27. Oktober und geht bis zum 17. Februar 2013.


Zum Abschluss einige Beispiele für Skulpturen von Tony Cragg, die im Park verteilt zu sehen sind.










Fotos Glaspavillon: Süleman Kayaalp
Fotos Außenbereich: Sven Blatt, Copyright: Sven Blatt





Mit dem Skulpturenpark „Waldfrieden“ hat die Tony-Cragg-Foundation einen „Leuchtturm der Kunst“ in die hügelige Landschaft von Wuppertal gestellt. Nach Restaurierung des historischen Baubestandes, Rekultivierung der Grünanlage und Errichtung des Glaspavillons wurde der Park im Jahre 2008 offiziell eröffnet. Zurzeit werden auf einer bewaldeten Freifläche von 5 ha zahlreiche Skulpturen – von Tony Cragg selbst, aber auch von weiteren namhaften Bildhauern der Moderne und Gegenwart wie Richard Deacon, Norbert Kricke, Wilhelm Mundt und Thomas Schütte präsentiert. Gegenwärtig wird an einer Erweiterung des Skulpturenparks inklusive zweier weiterer Ausstellungspavillons gearbeitet. Die Eröffnung des neuen Areals ist für das Frühjahr 2013 geplant.


Sven Blatt, Redaktion KunstDuesseldorf.de



Weitere Informationen unter www.skulpturenpark-waldfrieden.de



Skulpturenpark Waldfrieden
Tony-Cragg-Foundation
Hirschstraße 12
42285 Wuppertal